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Fundbüro in Thale Fundbüro in Thale: Der Heli landet im Rathaus

Von Detlef Horenburg 21.02.2017, 06:55
Fein säuberlich ordnet Andrea Schusser die gefundenen Sachen ein.
Fein säuberlich ordnet Andrea Schusser die gefundenen Sachen ein. Chris Wohlfeld

Thale - Was verlieren die Thalenser und ihre Gäste am häufigsten? „Schlüssel für Haustüren, Garagen oder Autos“, kommt es Andrea Schusser prompt über die Lippen. Auf Platz 2 kommen die Fahrräder.

Rund 80 Fundsachen wurden in den vergangenen zwölf Monaten von der Leiterin des Bürgerbüros im Thalenser Rathaus und ihren Mitarbeitern angenommen, registriert und eingelagert.

Gut gefüllte Geldbörsen und welche mit magerem Inhalt sind dabei, ebenso wie Handys, Fotoapparate, Federtaschen, Brillen, Schmuck, Armbanduhren und liegengelassene Kleidungsstücke, wie Pullover, Jacken und Handschuhe.

Auch Regenschirme und Rucksäcke werden regelmäßig abgegeben, die Wanderer irgendwo zwischen Hexentanzplatz, Rosstrappe und Bodetal vergessen haben.

Wer verliert schon eine Schreibmaschine?

Im Thalenser Rathaus kommt also über kurz oder lang alles an, was in der Stadt und Umgebung von ehrlichen Findern abgegeben wurde. Darunter sind natürlich auch seltene Fundgegenstände, wie die Leiterin des Bürgerbüros aufzählen kann: So beispielsweise ein Bohrkoffer, eine Zahnspange und Teilzahnprothese, eine Sportkarre, eine Schreibmaschine, ein ferngesteuerter Hubschrauber, ein Crossmotorrad und ein Wurfzelt.

Auch selten: Nachgefragt wurde im vergangenen Jahr von einem Bürger, ob sein Hörgerät abgegeben wurde. „Wir nehmen also viele Gegenstände entgegen“, betont Andrea Schusser. Eins allerdings nicht. Das seien herrenlose Tiere. „Über das Ordnungsamt wird in solchen Fällen das Tierheim eingeschaltet“, betont sie.

Aufgehoben wird ein halbes Jahr

Und wie lange werden die Gegenstände im Rathaus aufbewahrt? Schusser: „Wenn sich bis zu einem halben Jahr danach kein Besitzer meldet, erwirbt der Finder sechs Monate nach Abgabe der Fundsache das Eigentum. Verzichtet der Finder darauf, werden die Fundsachen im Bauhof vernichtet.“

Darunter sind dann auch digitale Fotoapparate, die nicht in der Frist abgeholt wurden. Dies erfolgt aus Datenschutzgründen, erläutert sie. Immerhin sind auf den Geräten persönliche Daten gespeichert.

Kleidung kommt einem guten Zweck zugute

Gut erhaltene Bekleidungsstücke oder Fahrräder werden an das Sozialzentrum Bode kostenlos abgegeben. Eine Versteigerung, wie in anderen Orten üblich, gibt es in Thale nicht.

„Der Aufwand ist einfach viel zu hoch - im Vergleich zum Ergebnis. Schon, um die Gegenstände von Experten bewerten zu lassen, fallen Extra-Kosten an“, sagt die Bürgerbüroleiterin.

Rund 50 Prozent der Fundsachen wurden im vergangenen Jahr abgeholt. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir sehen, wie glücklich die Menschen sind, wenn sie ihr Verlorenes zurückerhalten“, sagt Schusser.

Der Betroffene muss allerdings zuvor glaubhaft nachweisen, dass ihm der Gegenstand auch gehört. Das geht beispielsweise über Kaufbelege, Fotos oder eindeutige Beschreibungen. Beim Smartphone ist es relativ einfach. Es muss einfach die richtige Pin eingegeben werden. Beim digitalen Fotoapparat hilft auch eine Beschreibung, was genau fotografiert wurde.

Andere Fundsachen können ebenfalls durch möglichst genaue Beschreibung dem Besitzer wieder zurückgegeben werden - gegen eine kleine Verwaltungsgebühr. Die beträgt bei Fundgegenständen mit einem Schätzwert bis zu 500 Euro maximal 15 Euro.

Für Fundsachen mit einem Wert bis zu 25 Euro wird keine Gebühr erhoben. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr auf diese Weise rund 300 Euro in die Stadtkasse.

Höhe des Finderlohns ist Verhandlungssache

Wie ist es eigentlich geregelt, wenn man volle Geldbörsen abgibt? Gibt es einen Finderlohn? Schusser: „Die Höhe des Finderlohnes wird zwischen Finder und Eigentümer abgestimmt.“ Kann der Eigentümer nicht ermittelt werden und der Findet verzichtet, fließt das Geld in den Haushalt.

Wenn Touristen erst zu Hause feststellen, dass sie etwas in und um Thale verloren haben und das im Fundbüro abgegeben wurde, wird ihnen das Verlorene nachgeschickt, versichert Andrea Schusser. Ausweise werden gleich an die am Heimatort zuständige Meldestelle weitergeleitet. (mz)

Im Fundbüro gibt es zwei große Schubfächer voller Schlüssel aller Art.
Im Fundbüro gibt es zwei große Schubfächer voller Schlüssel aller Art.
Wohlfeld