Frauen- und Kinderschutzhaus Frauen- und Kinderschutzhaus : Für traumatisierte Kinder bleibt weniger Zeit

Ballenstedt - Seit 25 Jahren gibt es in Ballenstedt ein Frauen- und Kinderschutzhaus. Die Arbeit in der von der Caritas getragenen Einrichtung hat sich verändert; künftig soll sich eine Sozialpädagogin intensiver um die Kinder kümmern, die im Haus untergebracht sind.
Denn nicht nur die Mütter, auch die Kinder sind durch die erlebte häusliche Gewalt traumatisiert und brauchen besondere Zuwendung und Unterstützung.
Derzeit stehen für diese spezielle Betreuung zehn Wochenstunden im Monat zur Verfügung.
Frauen- und Kinderschutzhaus: Sozialarbeiterin wird gebraucht
Zu wenig, befand die Leitung des Frauenhauses, die eine Sozialpädagogin für 30 Wochenstunden beschäftigen will.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenhäuser, der Landesfrauenrat und Landtagsabgeordnete hätten das Vorhaben unterstützt, sagt Einrichtungsleiterin Jolanta Richter. „Ziel ist es, dass es im ersten Quartal dieses Jahres losgeht.“
Die Sozialarbeiterin soll im Netzwerk des Hauses eingebunden sein und so unter anderem auch Kontakte zu Schulen, Kindertagesstätten und Ärzten für ihre Arbeit nutzen können.
Frauen- und Kinderschutzhaus: Sogar ein Notzimmer wurde eingerichtet
Zehn Kinder und zehn Frauen werden zurzeit im Frauen- und Kinderschutzhaus betreut. Damit ist das Haus voll: Im vergangenen Jahr, sagt Jolanta Richter, habe die Einrichtung eine Auslastung von über 110 Prozent gehabt.
Durch die Herrichtung eines Notzimmers habe man zusätzlichen Platz geschaffen, aber ausreichend war auch das nicht: „Wegen der Überbelegung haben wir 24 Frauen nicht aufnehmen können.“
Die Betroffenen seien an andere Schutzeinrichtungen weitervermittelt oder auf eine Warteliste gesetzt worden.
Frauen- und Kinderschutzhaus: Es hat auch schon Ablehnungen gegeben
„Wir betreuen im Jahr immer zwischen 40 und 45 Frauen, aber wir haben noch nie so viele wegen Überbelegung ablehnen müssen“, stellt Jolanta Richter fest.
Ursachen sieht sie darin, dass offener über häusliche Gewalt gesprochen werde: „Das wird eher wahrgenommen. Die Mitarbeiter im Jobcenter reagieren sensibler, die Schulsozialarbeiter und die Mitarbeiter im Jugendamt ebenso.“
41 Frauen wurden im vergangenen Jahr in Ballenstedt betreut, davon kamen 16 aus dem Ausland. „Wir haben uns am Anfang gefragt, wie das mit den verschiedenen Nationalitäten wohl funktioniert“, sagt Jolanta Richter.
„Es funktioniert gut. Wir sind hier reich an Kulturen, und die Frauen wollen sich gegenseitig schützen. Über die Gewaltthematik sind sie miteinander verbunden. Es gibt eine große Solidarität unter den Frauen.“
Die Einrichtung bietet Nachhilfe- und Sprachkurse an, die von ehrenamtlichen Helfern geleitet werden.
Davon profitieren nicht zuletzt die Kinder: „Es ist schön zu erleben, wie sie innerhalb kürzester Zeit die deutsche Sprache lernen und zur Schule gehen wollen, wenn sie gut integriert sind“, sagt Jolanta Richter.
Frauen- und Kinderschutzhaus: Ambulante Beratungsstelle danach nutzen
Nach oder auch ohne einen Aufenthalt im Frauenhaus können Betroffene die ambulante Frauenhaus-Beratungsstelle der Caritas in Halberstadt nutzen, die im vergangenen Jahr 125 Frauen beraten hat.
„Die häusliche Gewalt ist es nie allein, die Frauen haben immer einen Koffer voller Probleme dabei“, sagt Jeannette Zelke, die in der Beratungsstelle arbeitet. Schulden, gesundheitliche Probleme, die Wohn- und Arbeitssituation, die Betreuung der Kinder - für all das müsse eine Lösung gefunden werden.
Die meisten Betroffenen sehen für sich durchaus neue Perspektiven: Von den 41 Frauen, die im vergangenen Jahr in Ballenstedt Schutz und Hilfe fanden, hätten es 34 geschafft, sich aus der Gewaltbeziehung zu lösen, sagt Jolanta Richter. (mz)