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Bildung, Brandschutz, Windkraft Forum mit Kandidaten zur Landratswahl im Landkreis Harz: Balcerowski, Berger, Ivkin und Kühn diskutieren in Halberstadt

Von Petra Korn 24.06.2020, 07:56
Die vier Landratskandidaten Thomas Balcerowski (l.), Maik Berger (2.v.l.), Annette Ivkin (2.v.r.) und Dieter Kühn (r.) stellen sich beim Wahlforum im Theater Halberstadt im Gespräch mit Moderator Tom Koch (M.) vor.
Die vier Landratskandidaten Thomas Balcerowski (l.), Maik Berger (2.v.l.), Annette Ivkin (2.v.r.) und Dieter Kühn (r.) stellen sich beim Wahlforum im Theater Halberstadt im Gespräch mit Moderator Tom Koch (M.) vor. Landkreis/M. Slawig

Halberstadt - Schulen sollen erhalten bleiben, die Wirtschaft soll gefördert werden. Die Kreisumlage, die die Städte und Gemeinden an den Landkreis zahlen, soll nicht erhöht werden. Zu vielen Fragen sind sich die vier Kandidaten, die neuer Landrat im Landkreis Harz werden wollen, einig.

Ihren Hut in den Ring geworfen haben Thomas Balcerowski, der für die CDU antritt, Maik Berger, Kandidat von SPD, Bündnis 90/Grüne und Linken, Annette Ivkin, Kandidatin der AfD, und Dieter Kühn, der für die Freien Wähler antritt.

Wer am 1. November in das Landratsamt einziehen und dann für die kommenden sieben Jahre an der Spitze der Kreisverwaltung stehen soll, darüber sollen rund 185.000 Wahlberechtigte in elf Tagen, am 5. Juli, entscheiden.

Eine Möglichkeit sich zu informieren, hatten sie am Montagabend in dem vom Kreiswahlbüro organisierten Wahlforum, das direkt im Nordharzer Städtebundtheater, auf dem Theatervorplatz auf einer Leinwand und beim „Offenen Kanal Wernigerode“ verfolgt werden konnte und auch über die Internetseite des Kreises angesehen werden kann.

Es geht um Wirtschaft, Tourismus und Bürgerfreundlichkeit

Dabei erhielten die vier Kandidaten ausführlich Gelegenheit, zu einzelnen Fragen, aber auch ganzen Themenkomplexen Stellung zu nehmen. Zum Beispiel zur Bürgerfreundlichkeit der Kreisverwaltung - hier sahen alle Kandidaten noch Verbesserungspotential beispielsweise durch einen aktuelleren Internetauftritt - oder zur Wirtschaft in der Region.

Wichtig sei, welches Image ein Landkreis habe: Investoren-freundlich oder Investoren-feindlich, sagte Thomas Balcerowski. Und man müsse das Ohr immer bei den Betrieben haben. Die Bürgermeister würden hier seine Partner sein, so Balcerowski.

Für Maik Berger wäre die Wirtschaftsförderung ein Gebiet, „das ich zur Chefsache erklären würde“. Er denkt beispielsweise daran, Ausgründungen aus der Hochschule Harz zu unterstützen.

Großbetriebe würden oft Steuern an ihrem Hauptsitz zahlen, sagte Annette Ivkin. „Das Augenmerk muss darauf liegen, dass sich noch mehr mittelständische Unternehmen hier ansiedeln.“

Dieter Kühn betonte, dass „gerade der Ausbau des Internets voranschreiten“ müsse, damit Unternehmen auch arbeiten könnten. Wichtig sei, dass Förderprogramme für Zukunftstechnologien eingesetzt würden.

Mehrere Fragen drehten sich um Borkenkäfer und den Brandschutz im Harz

Zum Thema Tourismus und Harz-Wald erklärte Dieter Kühn, dass beispielsweise das Thema Brandschutz bereits bei vielen Veranstaltungen mit dem Land angesprochen, aber nicht abgearbeitet worden sei.

Für den Wald selbst, der durch Stürme und Borkenkäfer „erschreckend in Mitleidenschaft gezogen“ sei, setze er auf „intensive Hilfe“ von der Landesregierung. Annette Ivkin verwies darauf, dass es im Harzkreis auch viele Kulturstätten und Denkmäler gebe, auch die Schmalspurbahn müsse erhalten bleiben.

Sie plädierte dafür, neben Touristen aus Deutschland und westeuropäischen Ländern „mehr Touristen aus osteuropäischen Ländern anzulocken“. Maik Berger betonte den Harz als Tourismus-Region Nummer eins in Sachsen-Anhalt.

Aus diesem solle kein Disneyland gemacht werden, man brauche sanften Tourismus. Wegen der Probleme im Wald würde er seine Aufgabe als Landrat darin sehen, alle Beteiligten „an einen Tisch zu holen und Lösungen zu erarbeiten“.

„Hauptreisegrund für die Touristen ist die Natur“, sagte Thomas Balcerowski. Ein Landrat aber könne im Nationalpark gar nichts tun; „ich würde mich freuen, wenn die Landesregierung sich dieses Themas annehmen würde“. Balcerowski verwies darauf, dass auch Schlechtwetterangebote gebraucht würden.

Weitere Fragen gab es zum Bau von Windkraftanlagen und Mülldeponien

„Wie stehen die Kandidaten zu Windparks im Harzkreis?“, gab Moderator Tom Koch eine der im Kreiswahlbüro eingegangenen Fragen in die Runde. Es müsse genau geprüft werden, wo diese stehen könnten - und was mit dem Strom passieren soll, sagte Dieter Kühn auch mit Blick auf viel diskutierte Stromleitungstrassen.

„Viel Streitpotential“ sah Annette Ivkin bei diesem Thema; sie selbst sei für einen „guten Energiemix“ aus erneuerbaren und fossilen Trägern. Für Maik Berger ist ein „Ausbau regenerativer Energien wichtig und richtig“; das gehe aber nur in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort.

Aus dem Publikum kam der Hinweis, dass laut Landschaftsschutzgesetz und Regionaler Entwicklungsplanung schon alle Flächen, auf denen Windenergie möglich wäre, ausgereizt seien; aufgeworfen wurde die Frage, wie man zu Bürgerinitiativen stehe, die gegen „Verspargelung“ oder den Bau von Deponien wie in Reinstedt seien.

Wenn wie in Reinstedt Bürger, Stadtrat und Bürgermeister das Vorhaben ablehnten, dann habe ein Landrat sich auch danach zu richten und könne das nicht einfach vom Tisch wischen, sagte Thomas Balcerowski, der als einziger antwortete. „Klar ist auch, es muss ein geordnetes Verfahren geben.“

Auch über Bildung, Kultur und Soziales diskutierten die Kanbdidaten

Bildung, Jugend, Kultur, Soziales - „alles Dinge, die Kosten verursachen, zu einem lebenswerten Landkreis dazugehören“, gab Moderator Tom Koch ein weiteres Themenfeld in die Runde. Es müsse kurze Wege zu den Schulen geben, erklärte Dieter Kühn. Und „Kultureinrichtungen gehören zur Daseinsvorsorge“; sie „,müssen erhalten bleiben“.

Annette Ivkin richtete den Fokus auch auf Förder- oder Berufsschulen: Schulen aller Formen seien zu erhalten. Bei der ärztlichen Betreuung für die Bürger seien mit den medizinischen Versorgungszentren gute Ansätze vorhanden, so Ivkin.

„Ich möchte Familien vom Harzkreis begeistern“, sagte Maik Berger. Da seien Bildung, Kultur und Soziales Faktoren, die eine große Rolle spielten. Kliniken gehören für Maik Berger in öffentliche Hand; bei Ameos sei zu gucken, ob da eine Rückabwicklung hinzubekommen sei.

Thomas Balcerowski erklärte, „das Schließen von Schulstandorten ist für einen Ort tödlich“. Zum Thema Kliniken sagte er, das Halberstädter Krankenhaus sei verkauft worden, weil der damalige Landkreis Halberstadt es finanziell nicht mehr habe tragen können. Aufgepasst werden müsse, dass das kommunale Harzklinikum nicht in ein solches Fahrwasser gerate. (mz)