1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Transall C-160: Flugplatz Ballenstedt: Transall C-160 wird vor Abfahrt ins Museum nach Wernigerode demontiert

Transall C-160 Flugplatz Ballenstedt: Transall C-160 wird vor Abfahrt ins Museum nach Wernigerode demontiert

Von Kjell Sonnemann 02.10.2018, 10:57
Experten demontieren auf dem Flugplatz bei Ballenstedt eine Tragfläche des Militär-Transportflugzeugs Transall C-160.
Experten demontieren auf dem Flugplatz bei Ballenstedt eine Tragfläche des Militär-Transportflugzeugs Transall C-160. Jürgen Meusel

Ballenstedt - Schrauben und Bolzen sind gelöst, der linke Flügel des Flugzeugs Transall C-160 könnte per Kran zu Boden gelassen werden. Doch es gibt ein Problem: Die Mechaniker haben einen Bolzen auf der Oberseite des Flügels übersehen.

Die letzte Bolzen des Flügels wird gelöst

Handzeichen an den Kranführer: Er soll die gut anderthalb Tonnen schwere Tragfläche ein wenig in Richtung des Flugzeugrumpfs schwenken. Jetzt können die beiden Männer, die auf dem Flügel knien, mit vereinten Kräften auch die letzte Schraubenmutter lösen.

Langsam bewegt sich der Arm des Krans in die andere Richtung; urplötzlich rutscht die Tragfläche vom Rumpf ab, kippt etwas nach hinten und schwebt dann sanft in einem Bogen über den Rasen. Auf Autoreifen, die auf drei Holzpaletten liegen, wird der Flügel der „Silbernen Gams“ abgelegt.

Das große Militärflugzeug, das aktuell auf dem Flugplatz Ballenstedt steht, soll Anfang kommender Woche ins Luftfahrtmuseum nach Wernigerode gebracht werden. Zuvor müssen die Tragflächen und das in den Himmel ragende Seitenruder demontiert werden.

Clemens Aulich freut sich: Alles läuft nach Plan

Dieses liegt schon auf alten Reifen am Boden. Museumsbesitzer Clemens Aulich schnappt sich Lappen und Wassereimer und wischt das Bauteil sauber. Das zeigt, dass die Transall C-160 Aulichs Schmuckstück ist. Falken hatten das Seitenruder zuletzt als Ausguck benutzt, um Mäuse auf dem Flugplatz zu erspähen. Und hatten ihre Kleckse hinterlassen.

Aulich freut sich, dass sein Team - Mitarbeiter und Freunde des Museums - gut im Zeitplan liegen. Montagmittag waren drei der sechs Bauteile abgebaut: Seitenruder, einer der beiden kleinen Flügel hinten und ein Drittel der Gesamttragfläche vorne.

Aulich und Chefmonteur Kögler haben bereits eine Zerlegung mitgemacht

Aulich und sein Chefmonteur Mathias Kögler hatten den Plan ausgearbeitet. „Wir haben bei einer Zerlegung einer anderen Transall komplett mitgemacht“, erklärt Aulich bei einer kurzen Verschnaufpause. Darüber habe er dann eine „dicke Dokumentation“ geschrieben. Zudem sei es nicht das erste Mal, dass er ein Flugzeug auseinandernehme.

Die Demontage-Planer aus dem Luftfahrtmuseum haben gute Kontakte zum Flugzeugbauer Airbus und der Bundeswehr, von der die „Silberne Gams“ kommt. Dabei habe sich herausgestellt, berichtet Museumssprecher Mario Schmidt, dass die Bolzen teilweise gar nicht zum Herausnehmen gedacht seien. Das erkläre die kleinen Probleme, die es immer mal wieder gebe.

Werkzeuge wurden selbst gebaut und bei der Bundeswehr ausgeliehen

Außerdem hatten die Wernigeröder gar nicht alle Werkzeuge zum fachmännischen Zerlegen. „Wir haben sie teilweise selbst gebaut - obwohl wir eine gut aufgeräumte Museumswerkstatt haben“, sagt Schmidt. Zudem konnten sie sich Werkzeuge von der Bundeswehr ausleihen.

Die Kosten für den Transport nach Wernigerode „sind höher als die Kosten für das Flugzeug“, sagt Schmidt. Summen verrät er aber nicht. Ein Luftfahrtmuseum bei Leipzig hatte vor vier Jahren 47.000 Euro für eine ausrangierte Transall C-160 bezahlt.

Der Flugzeug-Typ mit den zwei Propellerturbinen wurde vom deutsch-französischen Konsortium „Transporter Allianz“ von 1965 bis 1985 gebaut. Er bietet Platz für 93 Personen oder kann 16 Tonnen Last befördern. Der Militärflieger wurde bekannt durch Hilfsflüge der Luftwaffe nach Afrika in den 1970er und 1980er Jahren.

Und so war es nicht verwunderlich, dass rund 2.000 Schaulustige die letzte Landung der „Silbernen Gams“ im Dezember vergangenen Jahres in Ballenstedt verfolgten. Eigentlich hätte das Schmuckstück bereits im Museum sein sollen - aber „es gab witterungsbedingte und technische Probleme“, so Sprecher Schmidt.

„Der Winter ging ein bisschen länger.“ Die Genehmigung für einen Schwerlasttransport in Wernigerode gab es dann erst wieder nach den Sommerferien. Das Flugzeug soll in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober befördert werden. (mz)