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Brandstiftung Feuer Halberstadt: 32-Jähriger zündet Wohnung an

Von Sandra Simonsen 05.09.2017, 08:38
In diesem Haus hat ein 32-jähriger Mann eine Wohnung angezündet.
In diesem Haus hat ein 32-jähriger Mann eine Wohnung angezündet. Sandra Simonsen

Halberstadt - Sie haben oben am Fenster gestanden und panisch gewinkt: Ein 32-Jähriger soll am Dienstagmorgen in Halberstadt seine Eltern zunächst im Schlafzimmer eingesperrt und dann die gemeinsame Wohnung in Brand gesetzt haben.

Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung eingeleitet. Derzeit wird noch geprüft, ob auch wegen versuchten Mordes ermittelt werden muss. Die Eltern kamen mit Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus.

Seit Monaten keine Miete bezahlt

Der Mann soll das Feuer gegen sieben Uhr morgens im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses gelegt haben. Dort im ruhigen Wohngebiet „Am Landgraben“ soll er gemeinsam mit seinen Eltern eine Drei-Zimmer-Wohnung bewohnt haben. Allerdings soll die Familie seit Monaten keine Miete mehr gezahlt haben, am Dienstag habe die Zwangsräumung angestanden, erklärt ein Nachbar.

„Vor einigen Wochen habe ich einen Streit zwischen dem Tatverdächtigen und unserem Vermieter mitbekommen - wir mussten noch dazwischengehen.“

Feuer gelegt, um "Panik zu machen"?

Der Nachbar, der schräg unter der Familie wohnt, vermutet, der 32-Jährige habe den Tod seiner Eltern in Kauf genommen, um „Panik zu machen“ und die Zwangsräumung zu verzögern. Gleich nach der Brandstiftung soll er sich selbst der Polizei gestellt haben, die Beamten nahmen den 32-Jährigen daraufhin vorläufig fest.

Eine andere Nachbarin schildert, dass von dem Feuer kaum etwas zu sehen gewesen sei: „Man sah nur ein bisschen Qualm an den Fensterrahmen, aber keine Flammen.“ Daher hätten die unten stehenden Nachbarn zunächst auch nicht verstanden, was die taubstummen Eltern des Tatverdächtigen ihnen mitteilen wollten. Sie hätten gewinkt und wild gestikuliert, unter anderem hätten sie auch der Feuerwehr gedeutet, ihr Sohn liege im Nebenzimmer und schlafe.

„Wir haben gedacht, das würde er nicht lange überleben"

„Wir haben gedacht, das würde er nicht lange überleben und wollten schon die Tür aufbrechen“, erzählt der Nachbar. Doch innerhalb weniger Minuten seien Polizei und Feuerwehr vor Ort gewesen und die Situation habe sich schnell aufgeklärt. „Aber wie kann man so etwas nur machen?“, fragt sich die Nachbarin, „Hier wohnen viele Familien, kleine Kinder und sogar Säuglinge - es hätte alle treffen können.“ Und das alles nur wegen einer Zwangsräumung, vermutete auch sie.

„Das ist doch wirklich dumm - jetzt kann dort keiner mehr wohnen und die Familie wäre doch bestimmt auch nicht auf der Straße gelandet.“ Eigentlich sei der Tatverdächtige sogar recht klug, habe auch eine Arbeitsstelle in Halberstadt, pflichtete der Nachbar ihr bei.

Zum Tatmotiv konnte Polizeisprecher Uwe Becker hingegen noch keine Angaben machen, dieses sei Gegenstand der aktuellen Ermittlungen, erklärte der Beauftragte für Pressearbeit im Polizeirevier Harz. Die Wohnung sei durch das Feuer bis auf Weiteres nicht mehr bewohnbar. (mz)