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Evangelische Sekundarschule Hedersleben  Evangelische Sekundarschule Hedersleben: Eltern ziehen vor Magdeburger Gericht

Von Gerd Alpermann 07.07.2016, 19:03
Das Landesschulamt geht davon aus, dass der Schulbetrieb ab 1. August ruhen wird.
Das Landesschulamt geht davon aus, dass der Schulbetrieb ab 1. August ruhen wird. Chris Wohlfeld

Hedersleben - Mehrere Eltern ziehen vor Gericht, um die Schließung der Evangelischen Sekundarschule Hedersleben noch zu verhindern. Der Träger, die Evangelische Johannes-Schulstiftung mit Sitz in Magdeburg, hatte im Mai mitgeteilt, dass der Schulbetrieb ab 1. August in Hedersleben ruhen wird. Begründet wurde die Entscheidung mit fehlenden Lehrern, überwiegend im naturwissenschaftlichen Bereich. In der nächsten Woche hoffen fünf klagende Eltern auf eine einstweilige Verfügung durch das Gericht in Magdeburg, damit die Schließung nicht vollzogen werden kann. Anschließend soll gegen den Beschluss der Stiftung zum Aussetzen des Schulbetriebs angegangen werden.

Die Evangelische Johannes-Schulstiftung besitzt im Land Sachsen-Anhalt vier Grund- und vier Sekundarschulen. Seit dem Jahr 2010 gehört die Sekundarschule Hedersleben, die jetzt den Betrieb einstellen soll, dazu. Sie wurde gegründet, nachdem die staatliche Sekundarschule geschlossen worden war. Die Gemeinde suchte deshalb nach einer Alternative. Im zurückliegenden Schuljahr wurde erstmals eine zehnte Klasse zum Abschluss geführt. Insgesamt hatte die Sekundarschule „Lebenswege“ 2015/2016 insgesamt 76 Schüler, darunter 21 in der zehnten Klasse. Die Sekundarschule befindet sich in einem DDR-Typenbau zusammen mit der staatlichen Grundschule.

„Wir sehen die Begründung für die Schließung als nicht glaubwürdig an. Genügend Lehrer hätte es bis Schuljahresbeginn gegeben. Wir haben zum Beispiel den Verdacht, dass bewusst Lehrer, die sich für Hedersleben beworben haben, von der Stiftung an andere Standorte umgelenkt wurden“, nennt Carola Morich vom Förderverein der Schule den Grund dafür, sich juristischen Beistand verschafft zu haben. Zudem seien nach Meinung der Eltern Fristen nicht eingehalten worden, so dass die Schließung nicht rechtskonform sei.

Die Gaterslebenerin spricht zudem von massivem Druck auf Eltern und Lehrer. Bisher hätten sich aber trotzdem 26 Eltern schriftlich für eine Beschulung ihrer Kinder in Hedersleben beworben. Viele der Eltern besäßen aber einen Plan B, wenn die Bemühungen gegen die Schließung der Schule nicht zum Erfolg führen. Drei Lehrer und Honorarkräfte stünden weiter zu dieser Schule, die sich in einem Haus mit der staatlichen Grundschule in Hedersleben befindet. Thomas Hohmann, der Vater eines Schülers aus Quedlinburg, zollt den Lehrern Hochachtung, die sich zu der Schule trotz der Ungewissheit bekennen. „Unsere Kinder gehen gern in die Schule in Hedersleben,“ betonte Thomas Hohmann, weshalb er sich für den Erhalt engagiere.

Vage und nicht übereinstimmende Aussagen

Der Förderverein hat sich auch an die evangelische Kirche gewandt und um Hilfe gebeten. Vom Kirchenkreis Halberstadt ist das Anliegen der Eltern nach den Worten von Carola Morich verständnisvoll aufgenommen worden. Die Evangelische Stiftung Neinstedt prüfe, ob eine Übernahme der Schule möglich wäre. Dem widerspricht auf Nachfrage der MZ aber Pressesprecher Christian Mühldorfer-Vogt. „Für eine Prüfung fehlen die Unterlagen“, sagte er. Nach Informationen aus dem Vorstand der Stiftung Neinstedt sei an eine Übernahme nicht gedacht. Für Carola Morich besteht aber auch die Option, dass der Förderverein die Trägerschaft für die Schule übernimmt, wenn alle anderen Vorstellungen sich nicht erfüllen.

Das Landesschulamt wiederum geht davon aus, dass der Schulbetrieb an der Sekundarschule in Hedersleben ab 1. August ruhen wird. „Die Johannes-Schulstiftung hat seine Pflichten in der Sache erfüllt. Von unserer Seite aus ist nichts zu beanstanden“, erklärte Pressesprecherin Silke Stadör. Als freier Träger habe die Johannes-Schulstiftung alle notwendigen Informationen gegeben. Um eine Überleitung der Schüler an eine staatliche Einrichtung müsse sich die Stiftung kümmern. Die Eltern hätten aber auch die Möglichkeit, ihre Kinder aufgrund der Situation an einer staatlichen Schule anzumelden.

Bei der Evangelischen Johannes-Schulstiftung waren keine neuen Auskünfte oder eine Bestätigung der Beschüsse zu erhalten. Vorstandsvorsitzender Michael Bartsch befinde sich in Urlaub. Eine aktuelle Information werde die Stiftung in der nächsten Zeit herausgeben, wurde vage mitgeteilt. (mz)

Die Evangelische Sekundarschule Hedersleben wurde 2010 gegründet, nachdem die staatliche Schule geschlossen worden war. Sie teilt sich das zu DDR-Zeiten gebaute Gebäude mit der staatlichen Grundschule.
Die Evangelische Sekundarschule Hedersleben wurde 2010 gegründet, nachdem die staatliche Schule geschlossen worden war. Sie teilt sich das zu DDR-Zeiten gebaute Gebäude mit der staatlichen Grundschule.
Chris Wohlfeld