Europäischer Mufflon Europäischer Mufflon: 1906 begann Auswilderung der Tiere im Selketal

Quedlinburg - Wildschafe, deren kleinste Vertreter die Europäischen Mufflons sind, lebten bis zur Eiszeit auch in Mitteleuropa und besiedelten in erster Linie die Gebirgsregionen. In Europa starben sie infolge der Klimaveränderungen am Ende der Eiszeit aus.
Die ältesten fossilen Funde von Knochen datieren auf etwa 8000 v. Chr. auf den Inseln Korsika und Sardinien. In Deutschland begann die Einbürgerung des Muffelwildes im Jahre 1902, in dem sie Graf Seidlitz-Sandeczki in seinem schlesischen Revier Langenbielau im Eulengebirge im heutigen Polen auswilderte.
1903 erfolgte die Einbürgerung im kaiserlichen Jagdrevier Göhrde und 1906 im Ostharz. Bis zum Ersten Weltkrieg folgten weitere Aussetzungen. Mit Beginn des ersten Weltkrieges nahm diese Entwicklung erst einmal ein Ende. Eine zweite Phase begann Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts und erreichte Mitte der 30er Jahre einen Höhepunkt.
Die Einbürgerung des Muffelwildes in Norddeutschland Anfang des 20. Jahrhunderts ist untrennbar mit dem Namen Oscar Louis Tesdorpf verbunden. Seine Lebensphilosophie bestand darin „die ausgeraubte Natur durch das Aussetzen von Tieren wieder zu beleben“. Auf sein Betreiben hin erfolgten die Muffelwildeinbürgerungen in der Göhrde und im Ostharz. Tesdorpf, Oberforstrat Reuss, dem damaligen Chef der anhaltischen Landesforstverwaltung, und der Oberförster und spätere Forstmeister Otto bereiteten 1905 in Harzgerode die Einbürgerung des Muffelwildes im Harz vor.
Dazu wurde ein bereits bestehendes 12 Hektar großes Gatter am Forstort Neuhof des damaligen Reviers Drahtzug genutzt. Neben direkten Lieferungen aus Sardinien, wurden zoologische Gärten mit der Nachzucht von Muffelwild beauftragt. Die erste Lieferung mit sechs Stück Muffelwild erreichte am 29. September 1906 den Bahnhof Mägdesprung. Bis in das Jahr 1910 kamen so 44 Stück Muffelwild in den Ostharz.
Von den ersten im Jahre 1907 freigelassenen Mufflons haben fünf Tiere sich an der Selke eingestellt. Das Muffelwild in freier Wildbahn entwickelte sich ausgezeichnet und verbreitete sich rasch in die umliegenden Reviere. Bald kamen erste Bestandsmeldungen aus den Wäldern um Friedrichsbrunn und Thale und den Gebieten selkeabwärts. Aus dieser Auswilderung entstand mit den Jahren die größte Muffelwildpopulation Deutschlands. (mz/val)