Kinder mit Behinderungen: Eileen Jung koordiniert Arbeit der Schulbegleiter für Kinder mit Behinderungen: Büro im Landkreis Harz in Halberstadt

Halberstadt - Damit auch Kinder mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen, wie Autismus, ADHS und emotionalen Störungen, die Schule besuchen und am Unterricht teilhaben können, sind im Landkreis Harz Integrationshelfer, auch Schulbegleiter genannt, im Einsatz.

Sie sitzen neben den Kindern, motivieren sie, sich in die Stunden einzubringen, sind Ansprechpartner und Gefährten, die das Verhalten und die Entwicklung der Kinder beobachten. In Halberstadt, im Büro von Eileen Jung, laufen die Fäden der Integrationshilfe im Kreis zusammen.

Als Teamleiterin der mehreren Dutzend Schulbegleiter koordiniert sie deren Einsatz an allen Schulformen, die es im Kreis gibt, von der Grund- über die Sekundar- sowie die Berufsschule und das Gymnasium bis zur Schule für Kinder mit einer geistigen Behinderung.

Eine der Schulbegleiterinnen ist Frau G., eine 51-Jährige aus Bad Suderode, die von den Eltern ihres Schützlings gebeten worden ist, ihren vollen Namen nicht preiszugeben. Frau G. begleitet einen Schüler am Wolterstorff-Gymnasium in Ballenstedt, einen Autisten.

„Wir treffen uns jeden Morgen auf dem Schulhof“, schildert sie, „und gehen dann gemeinsam in die Klasse.“ Es gebe gute und nicht so gute Tage, beschreibt die Suderöderin:

Manchmal falle die Einschränkung des Jungen kaum auf, an anderen Tagen sei er oft geistig abwesend, kritzele auf dem Tisch herum und wirke insgesamt lustlos. „Besonders schwierig ist es meistens in der fünften und sechsten Stunde, da lässt die Konzentration stark nach.“

Alles in allem sei er jedoch ein äußerst braves Kind, merkt Frau G. an, die aus den Schulungen, die die Harzer Einsatzstelle Integrationshilfe regelmäßig für die Schulbegleiter anbietet, schon von aggressiven Kindern gehört hat.

Viermal im Jahr finden die Weiterbildungen üblicherweise statt, nur im Corona-Jahr 2020 läuft es anders. „Die Schulungen liegen auf Eis“, erklärt Eileen Jung. In der letzten Weiterbildung, die stattfinden konnte, hätten sich die Integrationshelfer mit Krankheitsbildern auseinandergesetzt.

„Die meisten haben da gar keinen Einblick“, gibt die Teamleiterin zu bedenken. „Wie wirkt sich Autismus aus? Was geht in einem ADHS-Kind vor?“ Um Schulbegleiter zu werden, gebe es keine Voraussetzungen in Form von fachlichen Qualifikationen.

Vielmehr lade sie diejenigen, die sich - meist initiativ - als Begleiter bewürben, zum persönlichen Gespräch ein „und gucke dann, ob es passt“, legt Jung dar. Dafür habe sie über die Jahre - seit 2013 arbeitet sie für den Bildungs- und Betreuungsservice des Aus- und Weiterbildungszentrums in Halberstadt, seit 2017 ist sie für die Schulbegleiter verantwortlich - ein Gespür entwickelt.

Finanziert wird die Arbeit von der Sozialagentur Sachsen-Anhalt, als festes Angebot gibt es die Schulbegleitung im Kreis seit dem Schuljahr 2009/10. Eileen Jung arbeitet als Teamleiterin eng mit dem Sozial- und dem Jugendamt des Landkreises Harz zusammen.

„Wenn von dort ein Anruf kommt und gefragt wird, ob ich für ein neues Kind einen Begleiter habe, bin ich vorbereitet“, sagt sie und weist auf einen Ordner mit Bewerbungen hin, aus dem sie dann den passenden, in der Nähe der betreffenden Schule wohnenden Helfer rekrutieren könne.

So geschehen im Februar dieses Jahres, als Frau G. zum Begleiterteam stieß. Als Verkäuferin habe sie zuvor gearbeitet, erklärt die Suderöderin - und es mit ihrem neuen Schützling in den ersten Monaten durchaus nicht leicht gehabt. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis er meine Hilfe angenommen hat“, berichtet die 51-Jährige. (mz)