Max kehrt zurück Eichhörnchen wäre ohne Hilfe von Tierfreunden aus Degenershausen und Sonderhausen gestorben: Jetzt wurde das Tier ausgewildert

Degenershausen - Elisabeth Finke fällt der Abschied von Max doch etwas schwer. Das Eichhörnchen kehrt am Sonnabend an der Stelle in den Wald zurück, wo die Tiergeschichte am 15. April um kurz vor 18 Uhr begann.
Könnte der possierliche Nager sprechen, würde er vielleicht Danke sagen, dass die Inhaberin der Pension „Zum Forsthaus“ in Degenershausen ihm damals das Leben gerettet und dafür gesorgt hat, dass Marion Spieß und Walter Theiß im thüringischen Sondershausen ihn bis heute aufpäppelten.
„Eichhörnchen ertragen das Eingesperrtsein nicht, auch wenn sie noch so niedlich schauen“
Dass Max in seine angestammte Umwelt ausgewildert wird, findet seine Finderin völlig in Ordnung, denn Wildtiere hätten grundsätzlich in Menschenhand und Käfigen dauerhaft nichts verloren, sagt sie. „Sie ertragen das Eingesperrtsein nicht, auch wenn sie noch so niedlich schauen.“
Elisabeth Finke lebt mitten im Wald mit vielen Wildtieren. „Im Winter kraspelte es in unserem Schornstein. Aus dem Edelstahlabzug zog ich ein Käuzchen, das hier sonst verhungert wäre.“
Weit blutiger endete es für eine ihrer drei Tierheim-Katzen. „Ein Luchs hatte sie angegriffen.“ Kaum 200 Meter vom Gartenträume-Park Degenershausen entfernt? Elisabeth Finke verweist auf eine DNA-Analyse, die das bestätigte.
Eine ihrer beiden verbliebenen Katzen sah sie am Fundtag mit dem kleinen Eichhörnchen am Zaun der Pension und erkannte die Gefahr für das vielleicht sieben Wochen alte Tier. „Ich habe wie der Blitz meine Jacke drübergeworfen und so die Katze erst mal ferngehalten“, erinnert sich die Pensionsinhaberin an die zwei dramatischen Stunden damals.
Dann steckte sie das Tier in einen Katzenkorb, trug den ins Haus und besprach am Telefon mit ihrer ebenso tierlieben Freundin Kathi Gawlitta die weiteren Schritte.
Marion Spieß fuhr von Sondershausen nach Degenershausen, um das Eichhörnchen aufzunehmen
Sie hinterließ bei der Hotline des Eichhörnchen-Notrufs eine Nachricht, wenig später war der Kontakt zu Marion Spieß hergestellt. Die machte sich aus Sondershausen sofort in den Harz auf. „Wenn es um Eichhörnchen geht, hole ich in Not geratene Tiere auch schon mal aus Göttingen oder Kassel“, erzählt die Frau vom Tiernothilfeverein voller Begeisterung.
Als sie zwei Stunden später bei Elisabeth Finke und deren Mann Frank Schmidt eintrifft, hat Marion Spieß Futter, Katzenaufzuchtmilch, eine Decke und ein Fläschchen dabei, um Max, wie das Tier später getauft wird, erst mal eine Stärkung zu reichen.
Wie das Eichhörnchen auf dem Waldboden gelandet ist, sei nicht nachzuvollziehen gewesen. Bei Stürmen und starken Regenfällen aus dem Kobel gefallen oder nach dem Tod des Muttertiers verwaist? Oft ertrinken Eichhörnchen wie auch Vögel, weil Regenfässer in Gärten nicht abgedeckt werden. Jedenfalls wäre das Tierbaby ohne menschliche Hilfe wohl verhungert.
„Wir haben dem Tier seine natürliche Scheu erhalten und an Naturfutter gewöhnt“
„Es wäre zu schwach gewesen, wenn ich nicht dazugekommen wäre“, weiß Eichhörnchen-Retterin Finke. Walter Theiß, der in Sondershausen ein Tierheim betreibt, erklärt, dass die Nachwuchs-Tiere nach etwa zwölf Wochen ihr „Nest“ verlassen.
„So wie jetzt beim Auswildern, nur stand der Kobel die vergangenen Wochen bei uns in Thüringen. Wir haben dem Tier auch seine natürliche Scheu erhalten und an Naturfutter gewöhnt“, berichtet er.
Dazu zählen Tannenzapfen, Eicheln, Nüsse und Löwenzahn. Marion Spieß scheint sicher zu sein, dass Max in der Harzer Natur zurechtkommen wird. Nachdem sie den Abgestürzten unverletzt mit ins Thüringer Tierheim genommen hatte, fütterte sie ihn mit der Spritze und gewöhnte ihn mit einer Schale daran, dass er vom Boden trinken muss.
Für das Duo Spieß-Theiß war Max nicht das erste Eichhörnchen, dass es aufgezogen hat. Schließlich rangieren diese auf der Beliebtheitsskala der Waldtiere durch ihre koboldhafte Gestalt, ihre tollkühnen Kletterkünste und das Männchenmachen ganz weit oben.
Elisabeth Finke und ihr Mann erlebten Max’ Fortschritte fast täglich in ihrem Haus in Degenershausen mit. Schließlich schickten Walter Theiß und Marion Spieß regelmäßig Fotos und Filme auf den Computer. Das Abschiedsbild am Samstag wird mit dem Smartphone geschossen.
Aus dem Transportkäfig huscht das rotbraune Tier am Samstagnachmittag eine Eiche hinauf und testet die ersten Schritte in der Freiheit am Stamm des alten Baumes. Der lange buschige Schwanz markiert, wo Max in rasantem Tempo nach oben klettert. An einen Ast hängt Frank Schmidt sicherheitshalber noch die Schlafsocke von Max, gefüllt mit einer Nuss-Notration - für den Start ins zweite Natur-Leben.
(mz)

