Domschatz Halberstadt Domschatz Halberstadt: Traumwelten auf Teppichen

Halberstadt - Die Königsklasse der textilen Künste ist „etwas aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung geraten“, sagt Kurator Björn Raupach anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Interventionen“ im Halberstädter Domschatz. Die Schau, die gewirkten Teppichen aus dem 12. Jahrhundert zeitgenössische Werke aus den Jahren 1998 bis 2000 aus Mitteldeutschland an die Seite stellt, soll das ändern.
Bildteppiche spielen als Repräsentationsobjekte seit jeher eine große Rolle. In Halberstadt seien sie in monumentaler Größe erhalten, sagt Domschatz-Mitarbeiterin Claudia Wyludda. In ihrer Entstehungszeit seien sie für ein gebildetes Publikum gedacht gewesen; die „gewirkten Wunder“ seien noch heute inspirierend für jeden Betrachter.
In kalten Ritterburgen dienten die Bildteppiche - je nach Geldbeutel des Eigentümers aus Wolle oder Seide gefertigt - zum einen der Selbstdarstellung, zum anderen ganz pragmatisch der Wärmedämmung. Später erfüllten sie neue Zwecke, erklärt Raupach mit Blick auf die Konzerthalle im Magdeburger Kunstmuseum Kloster unser Lieben Frauen: Dort sorgen Wandteppiche für eine bessere Akustik.
Von der Skizze bis zum fertigen Gobelin dauere es Monate, manchmal Jahre, sagt Raupach. Für einen Quadratmeter brauche es einen Monat Arbeit. „Je dichter Maler und Weber verknüpft sind, umso spannender sind die Arbeiten.“ Die Schau sei exemplarisch nicht nur für ein breites Spektrum textiler Kunstwerke, sondern zeige „moderne Gobelins voller Licht und Lebensfreude, gewirkte Traumwelten“.
„Interventionen“ ist eine Korrespondenzausstellung zu Ausstellungen des Halleschen Kunstvereins Talstraße im Kunstmuseum Moritzburg und in der Kunsthalle des Kunstvereins Halle. Sie ist bis zum 29. Januar 2017 zu sehen.
(mz/ku)