Die Dezember-Kirche von Frose Die Dezember-Kirche von Frose: Es gibt dafür 10.000 Euro als i-Punkt

Frose - „Für die jahrelangen Mühen bei der Sanierung ist die Ehrung wie ein i-Punkt“, spricht Rüdiger Kempe von der deutschlandweiten Auszeichnung der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa), die das Froser Gotteshaus zur Kirche des Monats gemacht hat. Verbunden damit ist eine Förderung von 10.000 Euro, die für die weitere Sanierung der Stiftskirche eingesetzt werden können.
Und die ist, weiß Kempe, der der Vorsitzende des Froser Gemeindekirchenrates ist, auch bitter nötig. Stammt St. Cyriakus doch bereits aus dem 9. Jahrhundert und ist eine der fast 90 Stationen der „Straße der Romanik“, die durch das ehemalige Ottonen-Reich und damit durch ganz Sachsen-Anhalt führt.
Risse ziehen sich durch das Westwerk - und 600.000 Euro sind schon verbaut
Durch das gewaltige Westwerk hatten sich nach all der Zeit Risse gezogen, das Mauerwerk war zusammengerutscht. Seit 2016 hat sich die kleine Kirchengemeinde im Seeland mit Hilfe starker Partner an die Rettung des romanischen Sakralbaus gemacht. Denn das Geld kommt nicht nur von Landeskirche und Kirchgemeinde - „das könnten wir gar nicht stemmen“ -, sondern auch von Bund, Land, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von Lotto Toto, Leader und nun wieder von der KiBa, bereits zum zweiten Mal.
„600.000 Euro sind schon verbaut“, erzählt Rüdiger Kempe von der Rettung des Westwerkes, dessen stählernes Stützkorsett, unzählige Risse und eine Wölbung im Mauerwerk der beiden Türme endlich verschwunden sind.
„Das Dach dort ist einfach völlig zerschlissen“
Doch abgeschlossen sind die Arbeiten damit noch nicht. Der Chef der Kirchengemeinde nennt drei weitere großangelegte Projekte, für die es bereits Zusagen oder gar Förderungen gibt. Dazu gehören die Sanierung von Nonnenloge, die Versetzung der Glocken und der Neubau des Turmhelmes am Nordturm. „Das Dach dort ist einfach völlig zerschlissen“, weiß der Froser und freut sich, dass die notwendigen Arbeiten bereits vergeben sind: an die Werkstätten für Denkmalpflege in Quedlinburg.
Eine gute Wahl, findet Kempe, denn die Handwerker gehören fachlich zu den besten. Und auch im Umgang seien sie angenehme Zeitgenossen - vom Chef bis hin zum Gesellen, lobt Rüdiger Kempe, der sich gerade mit Geschäftsführer Dirk Becker die Baustelle ansieht.
„Wenn das Dach aber einmal offen ist, kommen auch gleich die Glocken mit raus“
Der hat den Ablauf schon im Kopf: In den Wintermonaten sollen die Holzteile in der Werkstatt vorbereitet und im Frühjahr vor Ort zusammengesetzt werden. Wie der komplette Helm dann aufs Dach kommt - ob per Kran oder Hubschrauber, das stehe noch nicht fest. „Wenn das Dach aber einmal offen ist, kommen auch gleich die Glocken mit raus“, kündigt Rüdiger Kempe an. Die sollen dann für etwa ein Jahr am Boden eingelagert werden, bevor sie ihren neuen Platz zwischen den beiden Türmen finden.
Auf der Suche nach Spendern
Über eine Million Euro wird die komplette Sanierung am Ende kosten. Der Aufbau der seit Jahren kaputten Mauer am Kirchberg gehört allerdings nicht dazu. „Das Geld, das wir bekommen, muss in die Sicherung der Stiftskirche fließen“, begründet Kempe das. Und die 200.000 Euro - das soll die Sanierung der Mauer kosten - könne die kleine Kirchengemeinde nicht aus eigenen Mitteln zahlen. „Wenn sich hier auch noch ein Spender finden würde, der uns dabei unterstützt, das wäre ein großer Wunsch von uns - denn die Mauer ist ein Thema, das uns unheimlich auf den Nägeln brennt.“
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Stiftung rettet Baudenkmale
Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa) ist eine Stiftung der Evangelischen Kirche Deutschlands und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie Sanierungsvorhaben mit 33,9 Millionen Euro unterstützen können. Für dieses Jahr hat die KiBa Förderungen über rund 1,6 Millionen Euro zugesagt. Mehr als 3.700 Mitglieder engagieren sich im bundesweiten Förderverein.
Die Froser Stiftskirche wird nun zum zweiten Mal mit 10.000 Euro unterstützt. Denn das Bauwerk ist historisch wertvoll. Erstmals erwähnt wurde es in einer Urkunde Ottos I., der im 10. Jahrhundert das zugehörige Kanonissenstift an Markgraf Gero übergab. Dieser wandelte es später zu einem florierenden Damenstift für bürgerliche und adlige Frauen um. Die Kirche ist eine flachgedeckte, dreischiffige Basilika mit zwei halbkreisförmigen Seitenapsiden am Chor sowie einem Westbau mit zwei Türmen. Die großen Rundbögen und der sächsische Säulenwechsel sind romanisches Erbe.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.stiftung-kiba.de(mz)
