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Christi Himmelfahrt im Corona-Jahr Christi Himmelfahrt im Corona-Jahr: Eine ruhige Runde mit den Jungs

Von Benjamin Richter Und Petra Korn 22.05.2020, 09:56
Die „Bier-Biker“ aus Quedlinburg starten nach der Rast beim „Falken“ - es geht durch das Selketal.
Die „Bier-Biker“ aus Quedlinburg starten nach der Rast beim „Falken“ - es geht durch das Selketal. Korn

Thale/Meisdorf - Der Bollerwagen gehört zum Vatertag wie das warme Lächeln der Kellnerin zum gelungenen Restaurantbesuch. Doch genau wie jenes dieser Tage hinter dem allgegenwärtigen Mund-Nasen-Schutz verschwindet, macht sich in diesem Jahr auch der Handwagen mit den Bierflaschen an Christi Himmelfahrt rar.

Stattdessen führten die meisten Männergruppen, die am Donnerstag trotz der Pandemie wie üblich gemeinsam zu Ausflugszielen wie dem Bodetal unterwegs waren, den Gerstensaft in ihren Rucksäcken mit. „Da haben sie wohl Angst, dass sie sich anstecken könnten, wenn sie sich mit dem Ziehen abwechseln“, mutmaßte Gerda Pfeifer, die im Kurpark die Sonne genoss.

Mal zu fünft, mal zu zehnt

An der einen oder anderen Stelle drängte sich allerdings im Laufe des Tages dennoch durchaus die Frage auf, ob die Corona-Kontaktbeschränkungen etwa nur dann gelten, wenn gerade zufällig ein Ordnungshüter hinguckt. Dann nämlich teilten sich die Gruppen, die sich in einigen Fällen aus zehn und mehr Männern zusammensetzten - in einem Fall eine Mannschaft von Amateur-Fußballern -, brav in Vierer- oder Fünfergruppen auf und ließen dazwischen einen gebührenden Abstand.

Fühlten sie sich hingegen unbeobachtet, war der ganze Haufen in der Regel recht bald wieder beieinander, ließ die Bierflaschen aneinanderklirren und verstieß damit gegen die Vorschrift der Landesregierung, dass sich nur maximal fünf Personen aus beliebig vielen Haushalten auf einmal treffen dürfen.

Sonst geht es jedes Jahr zum Flugplatzfest nach Asmusstedt

„Wir halten uns an die Regeln: Wir sind zu fünft, und wir kennen uns“, erklärte Raik Bachor, der am Donnerstag gemeinsam mit Max Scheibe, Christian Krone, „Matze“ und Kevin unterwegs war.

Normalerweise, erklärten die fünf aus Meisdorf, Ermsleben und Ballenstedt, sei zu Himmelfahrt der Flugplatz Asmusstedt ihr Ziel und sie in einer großen Gruppe - „um die 30 Leute“, so Kevin - unterwegs. Doch das Flugplatzfest finde in diesem Jahr nicht statt. Die Wanderung wollten sie sich aber nicht nehmen lassen, seien nun im „engsten Kreis der Kumpels“ unterwegs nach Ermsleben, wo gegrillt werden solle.

55 Kilometer durch das Selketal

Ein paar Kilometer weiter, im Selketal, einem beliebten Ziel gerade auch zu Himmelfahrt, herrschte in diesem Jahr erneut Hochbetrieb. Unterwegs waren hier unter anderem die „Bier-Biker“: Traditionell starten sie zu Himmelfahrt eine Radtour - sonst eher kürzere Strecken, „da hat mehr offen, da hält man öfter an“, erklärte André, der wie Dennis, Erik und Sebastian - ihre Nachnamen wollten die Quedlinburger nicht nennen - zu der Gruppe gehörte. „Da wir nicht wissen, wie viel unterwegs auf hat, sind wir davon ausgegangen, dass wir mehr fahren müssen“, so André mit einem Lachen.

Etwa 55 Kilometer: Am Morgen in Quedlinburg gestartet, soll es nun weitergehen durch das Selketal nach Mägdesprung, zum Bremer Teich und über Bad Suderode zurück nach Quedlinburg - nach der Pause, die die Hobbyradfahrer gerade am Gasthof „Zum Falken“ bei Meisdorf einlegten.

Hier lockte ein Schild „Grillstation hinter dem Haus“ auf die riesengroße Wiese hinter dem Gebäudekomplex, auf der viel Platz ist und zahlreiche Besucher in kleinen Gruppen an wenigen, weit auseinanderstehenden Tischen oder einfach im Grünen rasteten.

„Die Grillstation haben wir eigentlich in jedem Jahr zu Himmelfahrt“, erklärte Steffen Wernicke, einer der Geschäftsführer. Diesmal gebe es nicht so viele Gäste wie in den Vorjahren. Auch wenn mehr schöner wären - es sei doch gut so, „sonst kommen wir nicht hin mit den Verordnungen und Bestimmungen“.

Unwahrscheinlich viele Regeln sind einzuhalten

Gern genutzt wurde auch die Möglichkeit einer Rast am „Selketaler Waldgasthof“. Hier war in der Veranda ein Außer-Haus-Verkauf eingerichtet. Den gebe es schon seit einigen Wochen an den Wochenenden - die Resonanz sei besser geworden, nachdem sich das rumgesprochen habe - und zu Himmelfahrt zum letzten Mal, wie Liane Klock, gemeinsam mit ihrem Mann Ralf Inhaberin des Gasthofes, sagte.

Am Freitag werde wieder regulär geöffnet. „Mit Genehmigung vom Gesundheitsamt und unwahrscheinlich vielen Auflagen, die eigentlich nicht schaffbar sind“, sagte sie. „Die Gastronomie, die es mal war, wird es nicht mehr sein.“

Ein Polizeisprecher teilte am Donnerstagabend auf MZ-Anfrage mit, dass die Beamten am Vatertag verstärkt im Landkreis kontrolliert hätten, ohne Schwerpunkte zu setzen. Bis Redaktionsschluss waren keine „besonderen Vorkommnisse“ bekannt. „Wir werden sehen, was der Abend noch bringt“, warf der Sprecher den Blick voraus auf die Nacht zum Freitag, aus dem viele Arbeitnehmer einen Brückentag machen. (mz)

Wandern von Meisdorf nach Ermsleben: Raik Bachor, Max Scheibe, Christian Krone, „Matze“ und Kevin.
Wandern von Meisdorf nach Ermsleben: Raik Bachor, Max Scheibe, Christian Krone, „Matze“ und Kevin.
Korn