Umbau für 27.000 Euro? Bushaltestelle Langenberg Ditfurt: Fahrzeug-Lärm durch Kopfsteinpflaster nervt Anwohner

Ditfurt - Um fünf Uhr früh ist die Nacht vorbei. „Morgens geht schon das Gerumpele los“, sagt Doris Grychtol. Die Ditfurterin wohnt am Langenberg, gegenüber der Bushaltestelle, und das Ärgernis, das ihr und ihrem Mann Klaus den Schlaf raubt, befindet sich direkt vor dem Haltepunkt – ein Streifen aus Kopfsteinpflaster.
Das Problem: „Weil die Straße viel zu schmal ist, fahren die Lkw darüber“, sagt die Ditfurterin - die Folgen seien Lärm und starke Erschütterungen. „Die Tassen im Schrank wackeln, alles wackelt.“ Klaus Grychtol nickt und sagt: „Durch diese Straße haben wir keine Lebensqualität.“
Das Problem steht seit langem ungelöst im Raum. „Seit 21 Jahren sind wir in Kontakt mit der Gemeinde, damit hier etwas passiert“, sagt Doris Grychtol. Den Haltestreifen gibt es allerdings schon viel länger: Er sei 1993 im Zuge der Straßensanierung eingebaut worden, erinnern sich die Grychtols. Damals war das kein Problem, weil am Langenberg noch nicht so viele Fahrzeuge unterwegs waren wie heute.
„Man hat uns gesagt, dass der Verkehr weniger werde. Aber das Gegenteil ist der Fall"
Doch der Verkehr habe stetig zugenommen - durch den Ausbau der B6, inzwischen Autobahn 36, und durch die Umgehungsstraße bei Harsleben. „Man hat uns gesagt, dass der Verkehr weniger werde. Aber das Gegenteil ist der Fall: Es wird immer mehr“, sagt Klaus Grychtol.
Viele Lkw passieren den Vorharz-Ort und geraten in der Durchfahrt an Langenberg, Schützenstraße und Hohlweg in ein Nadelöhr, weichen auf das Kopfsteinpflaster aus, rangieren und rammen dabei mitunter Häuser am Straßenrand.
Bei den Grychtols besteht ein anderes Problem. „Bei der Sanierung unseres Hauses haben wir tiefe Risse in den Wänden festgestellt“, sagt Klaus Grychtol - in den Zimmern zur Straße. Auch im Kamin seien Risse festzustellen: „Dabei haben wir das erst vor einem halben Jahr machen lassen“, sagt er.
Bürgermeister Matthias Hellmann: Ein allgemeines Ärgernis
Mit ihrer Kritik sind die Anwohner nicht allein. „Das ist schon lange ein allgemeines Ärgernis“, bestätigt Bürgermeister Matthias Hellmann (FDP). Als Nachbar am Langenberg kennt er die Belastung aus eigener Anschauung. Strittig war lange die Frage, wer die Entfernung des Kopfsteinpflasters bezahlen soll.
Die Harzer Kreisverwaltung ist für die Unterhaltung der Kreisstraße zuständig, aber nicht für den Haltestreifen, wie Kreissprecherin Franziska Banse betont. Um die Kosten zu stemmen, hätten sich Landrat und Gemeindevertreter vor Jahren bei einem Vor-Ort-Termin geeinigt, das Projekt über ein Programm zum behindertengerechten Umbau von Bushaltestellen zu fördern.
Wird die Haltestelle für 27.000 Euro umgebaut?
Rund 27.000 Euro würde ein entsprechender Umbau kosten. Vom Kreis gefördert würden rund 24.300 Euro, der Eigenanteil der Gemeinde betrüge 2700 Euro, so der Kämmerer der Verbandsgemeinde Vorharz, Tino Schmidt.
Seitdem wartet die Gemeinde auf einen Förderbescheid aus Halberstadt, ohne den das Vorhaben nicht bezahlbar ist. Der Eigenanteil werde seit Jahren im Haushalt eingestellt. „An uns liegt es nicht“, sagt Hellmann.
Auch in diesem Jahr wurde der Antrag erneuert, sagt Peter Harder, in der Verbandsgemeindeverwaltung zuständig für Tiefbau. Ob Ditfurt diesmal berücksichtigt wird, ist offen. Jedes Jahr würden etliche Projekte angemeldet, doch erst im Juli stehe fest, wie groß das Budget ist, erklärt Franziska Banse.
Daher werde vorab mit dem ÖPNV-Beirat eine „Prioritätenabstufung“ vorgenommen. „Dies ist noch nicht erfolgt, steht aber unmittelbar bevor“, so die Kreissprecherin - und dem könne man nicht vorgreifen.
Kriterien seien unter anderem die Bedeutung der Haltestelle für den Busverkehr, die erreichbare Barrierefreiheit, regionale Gesichtspunkte und die geplanten Kosten. Grundsätzlich sei das Projekt in Ditfurt förderfähig, was Warteflächen und Ausstattung angeht. Auch das Amt für Kreisstraßen habe zugestimmt. Aber: „Eine Kostenbeteiligung für die Sanierung des Haltestreifens wurde nicht zugesagt“, so Franziska Banse.
Asphalt statt Kopfstein
Eingeplant ist die Entfernung des Kopfsteinpflasters aber - der Haltestreifen gehöre zur Bushaltestelle, sagt Hellmann. An seine Stelle soll Asphalt treten, so Peter Harder vom Bauamt. Die Aufstellfläche soll behindertengerecht umgebaut und neu gepflastert werden, ebenso der Fußweg zur Haltestelle - auch rundherum liegt Kopfsteinpflaster. Wenn das Geld eintrifft, könnte es mit dem Umbau schnell gehen. „Zur Ausschreibung käme es in diesem Jahr und möglicherweise auch zur Umsetzung“, sagt Peter Harder. Diese dauere vier bis sechs Wochen.
In Ditfurt ist man des Wartens derweil überdrüssig. „Dass wir bisher nicht zum Zuge gekommen sind, ist frustrierend“, sagt Matthias Hellmann. Er hat den Grychtols geraten, an die Kreisverwaltung zu schreiben. Doris Grychtol überlegt noch. Sie hätten irgendwann „resigniert“, sagt sie. Doch aushalten könne man es auch nicht. „Hier spielt sich die Hölle ab, und es wird ignoriert.“ (mz)
