Burg Falkenstein Burg Falkenstein : Kamin aus dem 18. Jahrhundert freigelegt

Pansfelde - Zwei Spaziergänger nutzen das schöne Frühlingswetter zu einem Aufstieg auf die Burg Falkenstein - und stehen vor verschlossenem Tor. Dann fällt es ihnen ein: „Ach ja, Corona“, sagt die Frau, und das Paar kehrt um. Für Besucher ist die Burg seit Tagen geschlossen, und auch die Museumsmitarbeiter befinden sich im Homeoffice. Verwaist ist das Gelände dennoch nicht.
Handwerker arbeiten in der Verteidigungsmauer der Burg. Dort befinden sich Räume, die bislang für Besucher nicht zugänglich waren und in wenigen Monaten ein neues Gesicht bekommen haben. In diesem Teil der Burg sollen neue Sonderausstellungsräume entstehen. Die Ausstellungsfläche wird dadurch von bislang 25 Quadratmeter auf fast das Dreifache vergrößert.
Museumsleiter Joachim Schymalla bereitet zwei Sonderausstellungen für dieses Jahr vor, ob die erste wie geplant im Juli eröffnet werden kann, ist derzeit unklar.
„Das ist ja etwas, das man von einer Burg auch erwartet“
In den ersten der neu hergerichteten Räume kommen Handwerker derzeit über eine Wendeltreppe von der Schwarzen Küche aus; Besucher werden künftig über den Rittersaal dorthin geführt. Noch ist die Tür zwischen beiden Räumen verschlossen, und zu sehen gibt es nicht allzu viel. Aber Joachim Schymalla freut sich über eine kleine Entdeckung, die während der Bauarbeiten gemacht wurde: Ein bis dahin zugemauerter Kamin aus dem 18. Jahrhundert wurde freigelegt.
„Ein schöner Befund“, sagt der Museumsleiter, „den wollen wir auch so lassen. Das ist ja etwas, das man von einer Burg auch erwartet.“
Geheizt wird mit dem Kamin allerdings nicht. Für die nötige Wärme sorgen Sockelleistenheizungen, „die sind viel angenehmer“, erklärt der Museumsleiter die Vorzüge gegenüber anderen Heizkörpern. „Die strahlen wie ein Ofen nach vorne.“
Wände werden bei wärmeren Wetter noch grau
Die Wände bekommen neue Farbe. Ein helles Grau. Gestrichen sind sie noch nicht, das würde die Luftfeuchtigkeit zu sehr erhöhen, und das sei nicht gut für den erst kürzlich verlegten Holzfußboden, erklärt Schymalla.
Hinter einer weiteren Tür beginnt der einstige Schießgang. Öffnungen im Mauerwerk, so genannte Wurflöcher, weisen darauf hin, doch Joachim Schymalla hat so seine Zweifel. „Ich hoffe, dass ich mit Bauforschern darüber reden kann“, sagt er. „Was sich viele immer so vorstellen, dass hier Pech nach unten geschüttet wurde, das ist Unsinn.“
Trotzdem hätten die Öffnungen der Verteidigung gedient und seien „wunderbare Elemente“, mit denen der Schießgang bis heute als Wehrgang erhalten sei. Wobei die Burg in all der Zeit nur einmal in Gefahr gewesen wäre, als den Burgherren im 30-jährigen Krieg eine Erstürmung angedroht worden sei. Eine hohe Geldzahlung bewahrte die Bewohner vor diesem Schicksal.
Hausschwamm und Fäulepilz machen Sorgen
Ganz andere Sorgen haben die Burgherren heutiger Zeit. „Hausschwamm und Fäulepilz“, sagt der Museumsleiter, habe man hier vorgefunden. Inzwischen ist die betroffene Fachwerk-Wand wieder hergestellt und auch ein Stück nach hinten an ihren ursprünglichen Ort zurückgesetzt. „So wie es sein muss, absolut vertrauenswürdig“, lobt Schymalla die Arbeit der Restauratoren und Handwerker.
Die Mauer ist verputzt und bemalt, wie es im Barock üblich war. Auf diese Weise, erklärt der Museumschef, habe man damals auch schiefe Balken optisch begradigen wollen. In späterer Zeit habe der Wehrgang Wohncharakter bekommen, wovon die kleinen Fenster zeugen. „Ich denke, dass Fenster und Wurflöcher nicht gleichzeitig existiert haben“, so Schymalla weiter.
Am Ende des Schießgangs befindet sich ein weiterer Raum. „Der ist eigentlich größer“, sagt der Museumschef, der sich in dem kleinen Zimmer umsieht. „Hinter dieser letzten Wand befindet sich der Nordflügel mit der Herrenstube. Das ist eine provisorische Wand, die wird irgendwann wieder wegkommen.“
Für den Sommer ist eine Ausstellung über 900 Jahre Falkensteiner geplant
Wenn die Heizungen installiert, die Wände gestrichen, Beleuchtung und Sicherheitstechnik installiert sind, dann kann die Einrichtung der neuen Ausstellungsräume beginnen. Und dann? „Wir haben zwar eine feste Zeitplanung gehabt, aber derzeit weiß keiner, ob die zu halten sein wird“, so Joachim Schymalla. Für den Sommer ist eine Ausstellung über 900 Jahre Falkensteiner geplant: „Im Juni wissen wir mehr.“
Auch wenn die Mitarbeiter jetzt im Homeoffice seien, bleibe keine Arbeit liegen, betont der Museumsleiter. „Die Museumspädagogen bereiten Projekte vor und überarbeiten sie.“ Die Museologen dagegen hätten es nicht so leicht: „Wenn man ein Objekt digital beschreiben will, sollte man es vor sich haben.“ (mz)
