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Bundesprojekt im Gesundheitswesen Bundesprojekt im Gesundheitswesen: Ärzte aus Mexiko kommen in den Harz

Von Petra Korn 21.09.2019, 12:56
Karina A. Alonso Vera (Kinderärztin), Manuel Paz Montesinas (Allgemeinmedizin), Miguel Angel Cacno Viaz (Allgemeinmedizin) und Borge Rios Fak (Orthopädie) (v. l.) werden künftig in Kliniken im Harzkreis arbeiten.
Karina A. Alonso Vera (Kinderärztin), Manuel Paz Montesinas (Allgemeinmedizin), Miguel Angel Cacno Viaz (Allgemeinmedizin) und Borge Rios Fak (Orthopädie) (v. l.) werden künftig in Kliniken im Harzkreis arbeiten. Marco Junghans

Halberstadt - Jorge Rios Fak hat schon seit zwei Jahren den Wunsch, nach Deutschland zu kommen. „Ich habe hier Familie und möchte näher bei ihr wohnen“, sagt der 34-Jährige aus Mexiko, der in seinem Heimatland Medizin studiert hat und Orthopäde ist.

Seine Großeltern seien aus Kroatien nach Deutschland eingewandert, erzählt er. Seine Mutter habe viele Jahre in Deutschland gewohnt,  hier seinen Vater - einen Mexikaner, der in Deutschland seine Facharztausbildung absolvierte - kennengelernt und sei  mit ihm in dessen Heimatland gegangen.  Er wolle gern in Deutschland arbeiten und leben, sagt Jorge Rios Fak.    

Die ersten vier Ärzte, die jetzt über ein gemeinsames Projekt nin den Harz kommen

In Deutschland, wo Ärzte gebraucht würden, helfen,  „noch mehr lernen und Erfahrungen  sammeln“, möchte Kinderärztin Karina   Anabel Alonso Vera. Sie, Jorge Rios Fak   sowie die beiden Allgemeinmediziner Manuel Paz Montesinos und  Miguel Angel Cacho Diaz sind die ersten vier Ärzte, die jetzt über ein gemeinsames Projekt der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Auswärtigen Amtes, der IQ-Netzwerke und des Landes Sachsen-Anhalt in den Harzkreis gekommen sind.

Drei weitere haben gerade ihre Visa erhalten und werden folgen. Die  Mediziner werden in Kliniken in der Region tätig: fünf im Ameos-Klinikum Halberstadt und je einer im Harzklinikum „Dorothea Christiane Erxleben“ und bei der Evangelischen Stiftung Neinstedt.

In Mexiko werden Mediziner sehr gut ausgebildet

Das Projekt, Ärzte aus Mexiko für die Arbeit im ländlichen Raum in Deutschland zu gewinnen, wurde schon 2018  für die  drei Modellregionen Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern begonnen, sagt Alexander Wilhelm von der Bundesagentur für Arbeit.

Mexiko sei dabei ein Partnerland, in dem Mediziner „sehr, sehr gut“ ausgebildet würden und es keinen Fachkräftemangel gebe. In Zusammenarbeit mit der mexikanischen Arbeitsvermittlung würden die Teilnehmer für das Projekt in Deutschland ausgewählt. 

„Weil wir auch  Probleme haben, Ärzte zu finden, haben wir uns mit der Regionaldirektion des Bundesagentur für Arbeit verständigt, dass wir schnell reagieren und konkrete Angebote mitgeben müssen“, sagt Alexandra Hahne, Teamleiterin Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit Halberstadt.

Kliniken haben sich sehr engagiert und Angebote vorgelegt

Die Kliniken, sagt sie, hätten sich sehr engagiert und Angebote vorgelegt. Diese hätten das Stellenangebot, Informationen zur Bezahlung, aber auch zum Harz beinhaltet.

Und  die Zusage, den Ärzten während des zunächst zu absolvierenden Fachsprachkurses kostenlos Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Weil die Kliniken sich so engagiert beteiligen, haben wir auch Ärzte für unsere Region werben können“, sagt Alexandra Hahn.

Vor der Ankunft in Deutschland haben die Ärtzte ein ganzes Stück Weg hinter sich

Denn schon bevor die Ärzte überhaupt  nach Deutschland kommen können, ist es ein Stück Weg. Das reicht  vom in Mexiko selbst zu finanzierenden Sprachkurs über die Beantragung des Visums bis hin zum Nachweis, den Lebensunterhalt in Deutschland bis zum Bestehen des Fachsprachkurses selbst finanzieren zu können.

Und auch in Deutschland liegt noch ein Stück Weg vor den Ärzten, die während des Fachsprachkurses in ihren Kliniken hospitieren. Ist die Sprachprüfung vor der Landesärztekammer bestanden, können sie mit einer vorübergehenden Berufserlaubnis als Ärzte arbeiten. Erst wenn  auch die  Kenntnisprüfung - eine Abschlussprüfung, wie sie in Deutschland üblich ist - bestanden ist, erlangen sie die Approbation, die Zulassung zur Ausübung ihres Berufs. 

„Ziel des Projektes ist es, die Bewerber zu halten. Es ist so gedacht, dass sie nach der Approbation ihre Facharztausbildung in den Kliniken aufnehmen“, sagt Alexander Wilhelm.

Fachkräfte-Mangel macht auch um das Harzklinikum keinen Bogen

Zu den Projektbeteiligten gehört auch das Harzklinikum. Der Fachkräfte-Mangel mache auch um das kommunale Krankenhaus keinen Bogen, erklärt Claas Riel, stellvertretender Personalleiter. Es gebe  eine Vielzahl von Bewerbungen, vor allem aus dem  osteuropäischen und dem arabischen Raum, wobei die Ausbildung des Bewerbers  nicht immer ausreiche. Das aktuelle Projekt biete für die mexikanischen Ärzte und  die Kliniken die Möglichkeit, gezielt zu gucken, wer zu wem  passe.

Jorge Rios Fak wird am Harzklinikum in Wernigerode in der Unfallchirurgie anfangen. Und vielleicht, sagt er, komme er dann nach Quedlinburg. (mz)