Engagement für Natur und Tiere Bundesfreiwilligendienst in Wernigerode: 19-jährige Veganerin will jetzt Jägerin werden.
Shireen Lind ist seit eineinhalb Jahren Bundesfreiwillige im Wildpark Christianental. Was sie in dieser Zeit fürs Leben gelernt hat.

Wernigerode/MZ - Während es viele junge Leute nach dem Schulabschluss ins Ausland zieht, ist Shireen Lind aus Natur- und Heimatverbundenheit vom Bodensee nach Wernigerode gezogen. Hier arbeitet die 19-Jährige seit fast eineinhalb Jahren als Bufdi - kurz für Bundesfreiwillige - im Wildpark Christianental.
„Ich wusste nicht, was ich nach dem Abi machen wollte. Mein Vater hatte die Idee, dass ich einfach mal im Christianental nachfragen sollte, ob ich da anfangen kann.“ Den Park kannte sie schon von Kindesbeinen an, denn ihre Familie stammt ursprünglich aus Wernigerode. Kurzerhand machte sie eine Bewerbung fertig, zunächst für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, denn: „Ich wollte schon immer etwas mit Tieren und der Natur machen.“
Ihr Chef, Frank Lüddecke, habe ihr im Vorstellungsgespräch gesagt: „Wir probieren es aus. Wenn du nicht dazu passt, dann gehst du wieder.“ Und es hat gepasst. Shireen Lind sagt: „Ich glaube, ich werde nie mehr einen so coolen Chef finden.“ Auch zu ihren Kollegen habe sie ein gutes Verhältnis. Alle seien gut drauf, weswegen sie viel Spaß bei der Arbeit habe. Die Kollegen hätten ihr auch zum Bundesfreiwilligendienst geraten. Denn die Aufgaben seien dieselben, aber man bekomme mehr Geld dafür, erzählt sie.
Shireen Lind packt mit an
Als Bufdi unterstützt Lind die Tierpfleger, säubert Volieren und füttert die Tiere. Wenn Arbeit anfällt, packt sie mit an, auch wenn es nicht direkt um die Tierpflege geht. „Ich fege auch Laub, sammele Müll oder helfe, wenn etwas repariert werden muss.“ So habe sie erst vor Kurzem eine Vogelvoliere mit einem Kollegen mit einem Lärchenstamm neu befestigt.
Über 100 Tiere leben in dem Wildpark am Ortsrand von Wernigerode. Am Anfang sei der Umgang mit ihnen für sie völlig neu gewesen. Deswegen habe sie erst nicht gewusst, ob das etwas für sie ist, sagt Shireen Lind. „Es war auch gewöhnungsbedürftig, den ganzen Tag an der frischen Luft zu arbeiten.“ Dann habe es ihr aber so gut gefallen, dass sie den Freiwilligendienst um ein halbes Jahr, bis Ende Februar, verlängert hat.
„Ich habe hier wirklich etwas fürs Leben gelernt“, sagt die Bufdi. Auch Berührungsängste abzubauen gehörte dazu. Was den meisten Leuten nicht bewusst sei: Im Wildpark werden auch Tiere getötet, etwa wenn ein krankes Tier erlöst werden muss, und es werden tote Küken an die Greifvögel verfüttert, sagt die Freiwillige. Für sie als Veganerin sei der Anblick zunächst merkwürdig gewesen, doch sie habe gelernt mit dem Tod umzugehen.
Nächste Station: Jägerausbildung
Sie esse zwar noch immer größtenteils fleischfrei, weil sie die Massentierhaltung nicht unterstützen wolle, doch Fleisch von der Jagd oder Hühnereier aus guter Haltung haben Einzug in ihre Küche gehalten. „Erst als Bufdi habe ich die Jagd kennengelernt“, erzählt Lind. Ihre Kollegen hätten sie darauf neugierig gemacht, und schließlich habe sie sie begleitet. Seitdem lässt sie die Faszination dieses Hobbys nicht mehr los.
Auch in dieser Hinsicht unterscheidet sie sich von ihren Altersgenossen: Am Freitag beginnt die 19-Jährige eine Ausbildung zur Jägerin an der Kreisvolkshochschule Harz. „Ich mache das nicht um des Tötens willen, sondern auch wegen der Tradition. Und es gibt sowieso zu wenige Frauen unter den Jägern“, sagt Shireen Lind. Im Herbst, wenn sie den Schein in der Tasche hat, will sie eine Ausbildung zur Forstwirtin beginnen und danach Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement studieren.