Gojko Miti? im Bergtheater Buch über Schauspieler Gojko Miti? erinnert an Rollen im Bergtheater Thale: Winnetou Spartacus D'Artagnan und Robin Hood

Thale - Er gehörte fast zur Familie: Teenies pinnten sein Poster an die Wand, Frauenherzen schmolzen dahin, und die Männer bewunderten seine Muskelpakete.
Nun feiert er seinen 80. Geburtstag, und man sieht es ihm nicht an. „Das große Gojko-Mitić-Erinnerungsalbum“ wirkt etwas wie ein Familienalbum oder ein Poesie-Album des DDR-Indianerfilms.
Dem Verlag „Bild und Heimat“ verdanken die Fans des DDR-Chefindianers ein reichlich 100-seitiges Buch, das nicht flott mal zusammengebastelt ist, sondern vom Cover bis zu Papier und Bindung seine Leser und Betrachter erfreut.
Renommierte Filmkritiker wie Margit Voß kommen im Buch zu Wort
Fotos und kurze Texte überzeugen, die Macher greifen tief in Fotoarchive und lassen renommierte Filmkritiker wie Margit Voß zu Wort kommen: „Die Popularität dieses Schauspielers ist ungeheuer.
Die Gerechtigkeit, die er verkörpert, die Wahrheitsliebe und Furchtlosigkeit - gepaart mit romantischem Abenteuer - machen ihn zu einem erstrebenswerten Freund, den man sonst nur aus Märchenbüchern kennt.“
Auch das neue Mitić-Buch erzählt viel Persönliches, aber lässt Privates privat. Die Autoren fokussieren sich nicht auf den „Winnetou des Ostens“, auch wenn 17 Jahren DDR-Indianer-Film mit gelungenen Fotos von „Die Söhne der Großen Bärin“ bis „Der Scout“ ein Denkmal gesetzt wird.
Der aus Jugoslawien stammende Schauspieler spielte auch einen Kosmonauten und Alexis Sorbas
Doch der aus Jugoslawien stammende Sportlehrer, Stuntman, Schauspieler und später auch mal Sänger („Löscht das Feuer“) profilierte sich nicht allein als Chingachgook, Tokei-ihto, Tecumseh oder Weiße Feder. Er flog im Science-Fiction-Film „Signale“ als Kosmonaut ins All, spielte in „Der Mann, der nach der Oma kam“ und war als Kundschafter im Fernsehen und als Alexis Sorbas auf der Bühne zu sehen.
Ein ganzes Kapitel im vorwiegend farbig fotografierten Jubiläumsalbum widmet sich in Schwarz-Weiß (Fotos: Bloßfeld/Eicke) dem Bergtheater Thale, das der Jubilar als herrliche Naturkulisse lobt, vor der es immer proppevoll war.
Ältere Theaterfreunde erinnern sich gut, wie Gojko Mitić das Rund der Grünen Bergbühne von Thale füllte und im Besetzungsschlepptau einige prominente DDR-Künstler mit in den Ostharz brachte. Urkomisch wirkte der Mime als Truffaldino in „Diener zweier Herren“.
Gojko Mitić begeisterte auch als Spartacus, D'Artagnan und Robin Hood
Er begeisterte Mitte der 1970er als Spartacus im Bergtheater Thale. Es folgten eine Reihe abenteuerliche Rollen von D'Artagnan und Rinaldo Rinaldini bis Robin Hood.
Alte Bergtheater-Freunde erinnern sich an kaum eine Bergtheater-Vorstellung mit Mitić, die nicht ausverkauft war. Mit dem Publikumsliebling stiegen auch die Dreh-Teams des DDR-Fernsehens auf den Hexentanzplatz.
„Spartacus“, diese Inszenierung war eine Uraufführung der Städtischen Bühnen Quedlinburg, wurde 1976 gedreht und am Neujahrstag 1977 im II. Programm des DDR-Fernsehens mit hohen Einschaltquoten, die noch nicht so hießen, erstmals ausgestrahlt und immer mal wieder wiederholt. Quedlinburgs Theaterintendant Werner Peter war es, der das Stück damals inszenierte.
Der Hauptdarsteller gestand in Interviews, dass Spartacus sein persönlicher Held der Geschichte sei. Neben Gojko Mitić stand seine zeitweilige Partnerin Renate Blume ebenso auf der Bergbühne wie Willi Schrade und Giso Weißbach.
Noch in der Nachwende-Zeit schwärmte der Schauspieler von seiner Zusammenarbeit mit dem Ensemble der Städtischen Bühnen Quedlinburg. Auf den Album-Fotos erkennt der Betrachter Brigitte Kränzel, Erich Schäfer, Wolfram Sense und Werner Wedding.
Im Jahr 1984 trat Mitić auf in „Die vier Musketiere - 20 Jahre danach“
Mit Hans-Jürgen Müller-Hohensee, mit dem Mitić in der DDR-Fernsehserie „Archiv des Todes“ vor der Kameraden stand, spielte er 1984 in der Bergtheater-Aufführung von „Die vier Musketiere - 20 Jahre danach“ - er den D'Artagnan, Müller-Hohensee den Planchet.
Doch auch nach 1989 ritt Mitić tollkühn über die Bühne und kämpfte mutig für die Rechte der Indianer. 1992 bekam er die Rolle als Winnetou bei den bekannten Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) angeboten und trat dort in die Fußstapfen von Pierre Brice.
››„Das große Gojko-Mitić-Erinnerungsalbum“, Bild und Heimat Verlag, 2020, 112 Seiten, ISBN 978-3959582353, 12,99 Euro. (mz)