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Bodetal-Therme bleibt zu Bodetal-Therme bleibt zu: Mitarbeiter fehlen Belegschaft will Zeichen setzen

18.12.2018, 10:06
Die Türen der Bodetal-Therme sind seit Sonntag geschlossen. Für Dienstag rechnet der Insolvenzverwalter mit einer Entscheidung.
Die Türen der Bodetal-Therme sind seit Sonntag geschlossen. Für Dienstag rechnet der Insolvenzverwalter mit einer Entscheidung. Marco Junghans

Thale - Die Türen der Bodetal-Therme sind zu, die Sauna bleibt kalt. Seit Sonntag können Besucher das Innere der Wellnesseinrichtung allenfalls noch durch den gläsernen Eingang hindurch anschauen - der Zutritt bleibt ihnen verwehrt. „Der Betrieb kann durch die Pächterin momentan nicht gewährleistet werden“, erklärt der Dresdner Rechtsanwalt Nils Freudenberg.

Er verwaltet die Insolvenz, die die Therme Thale Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG angemeldet hat. Das Verfahren am Amtsgericht Dresden wurde am 30. November eröffnet. Freudenberg rechnet am Dienstag mit einer Entscheidung in den Verhandlungen.

Momentan ist es weder Fisch noch Fleisch“, antwortet er am Montag auf die Frage, ob sich schon ein Ausgang des Verfahrens abzeichne.

Erklärung auf der Homepage

Noch am Freitag hatte Thermen-Geschäftsführer André Kleinheisterkamp betont, dass sich durch die Insolvenz am Weiterbetrieb der Einrichtung aus Besuchersicht nichts ändern werde. „Es geht normal weiter“, hatte er auf MZ-Anfrage mitgeteilt. Hintergrund: Die Harz Gesund Tourismus GmbH (HGT) hatte durch einen Pachtvertrag den Betrieb übernommen.

Für Besucher, die am Montag vor den verriegelten Türen der Therme ihr Smartphone zurate zogen, hielt die Webseite der Bodetal-Therme folgende Erklärung bereit: „Aufgrund einer überraschenden Arbeitsverweigerung einzelner Mitarbeiter/-innen kann der Betrieb der Bodetal Therme Thale aus Sicherheitsgründen heute nicht gewährleistet werden. Wir bemühen uns um kurzfristigen Ersatz, um zeitnah den Betrieb weiterführen zu können.“ André Kleinheisterkamp war an diesem Tag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Belegschaft weist diesen Vorwurf zurück: „Wir haben nicht gekündigt, wir wurden gekündigt“, stellt einer der betroffenen Mitarbeiter klar. Die Beschäftigten hatten Widerspruch gegen die Betriebsübernahme durch die HGT eingelegt - wohl wissend, welche Konsequenzen das haben würde. Am Samstag hätten alle noch gearbeitet, „obwohl sie schon die Kündigung im Briefkasten hatten“. Am Montag hätten sich die Mitarbeiter dann beim Arbeitsamt gemeldet und Arbeitslosengeld beantragt.

Das Verhältnis sei zerrüttet; die Beschäftigten hätten „Sorgen um die eigene Planungssicherheit“ gehabt, die sie schließlich zum Widerspruch gegen die Übernahme veranlasst hätten. So sei es beispielsweise zu Unregelmäßigkeiten bei den Gehaltszahlungen gekommen; der Lohn sei entweder gesplittet oder verspätet auf dem Konto gelandet, hieß es. Sie würden gern wieder in der Therme arbeiten - aber unter anderen Voraussetzungen.

„Nacht- und Nebelaktion“

Auch im Thalenser Rathaus glaubt man nicht an einen dauerhaften Erfolg der Übernahme durch die HGT. Eine „Nacht- und Nebelaktion“ nannte Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) die Schließung des Pachtvertrags zwischen der insolventen Therme Thale Betriebsgesellschaft und der HGT. „Nun muss der Insolvenzverwalter entscheiden, ob das zulässig ist oder nicht“, sagte er. „Die Stadt Thale hat ihre Übernahmebereitschaft signalisiert und steht Gewehr bei Fuß.“ Die Bodetal-Therme steht auf einem städtischen Grundstück; dadurch kann die Verwaltung dank eines Passus im Erbbaupachtvertrag das Vertragsverhältnis bei einer Insolvenz für beendet erklären und zum Eigentümer der Therme werden.

Dass die Stadt von ihrer Unterstützung der Sanierung der Therme durch André Kleinheisterkamp abgerückt ist, begründet Rathauschef Thomas Balcerowski nun damit, dass vor belastbaren Zahlen bis zur Anmeldung der Insolvenz ein „schwarzer Vorhang“ gehangen habe. „Als wir dann das Zahlenwerk gesehen haben, war uns klar, dass eine Weiterführung wie bisher nicht machbar ist.“  (mz)