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Vier Kinder an Krebs erkrankt Bodenproben aus Ilsenburg ausgewertet: Amtsärztin vom Landkreis Harz sieht keine Krebs-Gefahr für Anwohner

Von Kjell Sonnemann 07.12.2018, 06:56
In direkter Nachbarschaft zum Ilsenburger Walzwerk und nahe an den Wohnhäusern befand sich zur DDR-Zeit die Kupferhütte - in unserem Luftbild von 2014 durch ein x gekennzeichnet.
In direkter Nachbarschaft zum Ilsenburger Walzwerk und nahe an den Wohnhäusern befand sich zur DDR-Zeit die Kupferhütte - in unserem Luftbild von 2014 durch ein x gekennzeichnet. Ingo Kugenbuch

Ilsenburg - Der Landkreis gibt Entwarnung: Die ehemalige Kupferhütte hat heute keinen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern in und um Ilsenburg. Das haben Analysen von Bodenproben ergeben.

Die Studie wurde vor etwa einem Jahr in Auftrag gegeben, nachdem bei vier Mädchen innerhalb weniger Monate Krebs diagnostiziert worden war. Der Verein für krebskranke Kinder Harz vermutete die alte Hütte als Ursache.

Amtsärztin: „Es ist schlimm für die Familien“

„Es ist schlimm für die Familien“, sagte Amtsärztin Heike Christiansen. Doch die vier Fälle seien - statistisch gesehen - unauffällig. Davor habe es viele Jahre ohne Krebsdiagnose bei Kindern gegeben - im Grunde sei die Statistik ausgeglichen. Das Gemeinsame Krebsregister der neuen Bundesländer habe keine Auffälligkeiten feststellen können. Es unterscheidet systematisch nach den verschiedenen Krebsarten.

21 Bodenproben wurden im Sommer von Spielplätzen, Parks und Gärten, Kita- und Schulhöfen genommen: in der Stadt und ihren Ortsteilen sowie in Veckenstedt in der Gemeinde Nordharz. Das Landesamt für Umweltschutz überprüfte sie auf giftige organische Teile und Schwermetalle - in der Summe 13 Stoffe.

21 Bodenproben wurden ausgewertet

Lediglich bei Blei überschritten sechs Proben den sogenannten Prüfwert für Kinderspielplätze. Wird dieser erreicht, muss weiter getestet werden. Das gibt die Bundesbodenschutzverordnung vor.

Am Ende stellte sich heraus, dass der Bolzplatz in der Ilsenburger Karlstraße im Auge behalten werden muss. Nicole Marx vom Umweltamt des Landkreises erklärte, es würden weitere Teiluntersuchungen folgen. Sie bemerkte aber auch: Ein leicht überschrittener Prüfwert bedeute nicht, dass es gesundheitliche Gefahren gebe.

Nur am Bolzplatz in der Karlstraße gab es Auffälligkeiten

Das bestätigt der Bericht einer Expertin von der Universität Halle: Die Belastungen lägen „flächenübergreifend höher, als zu wünschen ist“, seien jedoch ungefährlich für Menschen und Natur, teilte die Toxikologin mit.

Ilsenburgs Verwaltungschef Denis Loeffke (CDU) schlug vor, eine neue Oberfläche auf den betroffenen Platz aufzutragen: „Damit der Boden, wenn es beim Bolzen staubt, nicht inhaliert wird.“ Außerdem werde über das Areal gerade diskutiert, weil es möglicherweise für einen Einkaufsmarkt verkauft werden soll.

Stammt das Blei aus der Kupferhütte - oder aus Benzin?

Dass das Blei ein Überbleibsel der Kupferhütte ist, ist unwahrscheinlich. Es entstammt eher bleihaltigem Benzin, das früher verwendet wurde. Für chemische Elemente wie Kupfer und Zink sind keine Prüfwerte festgelegt. Sie kommen aber in Proben vor. „Es sind Stoffe, die die Enzyme in unserem Körper brauchen“, erläuterte Amtsärztin Heike Christiansen. Sie seien also harmlos.

Bedenklicher als Schwermetalle wären organische Giftstoffe wie Dioxine gewesen. Sie konnten aber nur in minimalen Konzentrationen in den Bodenproben nachgewiesen werden.

Land Sachsen-Anhalt zahlt die Kosten der Bodenuntersuchungen

Sie seien, fasste Bürgermeister Denis Loeffke zusammen, über die etwa 30 Jahre seit der Hüttenschließung teilweise abgebaut und bauten sich noch weiter ab. „Das ist ein positives Ergebnis.“ Übrigens sind Untersuchungen wie diese nicht günstig: Allein eine Dioxin-Probe kostet mehr als 1.000 Euro. Die Kosten trägt das Land. (mz)