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Biker statt Oberlehrer Biker statt Oberlehrer: Eine gute Mischung von Aufklärung und Kontrolle

Von Uwe Kraus 25.09.2020, 11:56
Michael Stehling ist Fachanwalt für Familienrecht, leidenschaftlicher Motorradfahrer und Kopf der Verkehrswacht im Harzkreis.
Michael Stehling ist Fachanwalt für Familienrecht, leidenschaftlicher Motorradfahrer und Kopf der Verkehrswacht im Harzkreis. Uwe Kraus

Thale - Michael Stehling gilt als der Rechtsanwalt, der - wann immer es geht - mit dem Motorrad zu seinen Prozessen anreist. Nicht nur, weil das die Parkplatz-Suche einfacher macht. Der Fachanwalt für Familienrecht mit Kanzlei in Wernigerode liebt sein Gefährt, auch wenn er ein Auto in der Garage stehen hat.

Stimmt die Witterung, schwingt er sich auf seine Maschine. Selbst in seiner Freizeit bleibt er dem Straßenverkehr verbunden. Dass er kürzlich die Verkehrssicherheitsaktion „Sicher durch den Harz“ begleitet hat, hat gute Gründe. Schließlich steht Rechtsanwalt Stehling der Verkehrswacht Harzkreis vor.

Die Interessenten sollten mit dem Straßenverkehr zu tun haben

2011 gehörte der heute in Thale Lebende zu den Gründern dieses Vereins. „Die Initiative ging damals von der Fahrlehrerfachschule Gala in Ballenstedt aus, wo Fahrlehrer ausgebildet werden.“ Oliver Dirrwald aus Wernigerode war ebenso mit dabei und die Fahrschule Sattler. Michael Stehling erzählt vom Ehrenamt neben der beruflichen Belastung.

„Wir könnten echt noch Mitstreiter gebrauchen, um unsere Präventionsarbeit so gestalten zu können, wie wir sie uns wünschen. Die Interessenten sollten mit dem Straßenverkehr zu tun haben, pensionierte Polizisten, Leute, die im Verkehrswesen gearbeitet haben oder es heute noch tun.“

„Uns eint ja, dass wir Unfälle verhindern wollen“

Der Rechtsanwalt, der seit 1995 in Wernigerode tätig ist und vor neun Jahren die Kanzlei übernahm, lobt die guten Kontakte zur Polizei im Harzkreis. „Uns eint ja, dass wir Unfälle verhindern wollen. So sehen wir unser ehrenamtliches Engagement, wenn wir Fahrradparcours aufbauen und Seniorenveranstaltungen organisieren.“

Der Anwalt, der hauptberuflich auch Mandanten im Verkehrszivilrecht vertritt, hält sich mit Schuldzuweisungen zurück. In vielen Fällen prallen die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Unfallbeteiligten aufeinander, wenn es um die zivilrechtliche Aufarbeitung geht. „Da hilft es schon, wenn man am Splitterfeld erkennt, wer beim Überholen den Spiegel des anderen touchiert hat.“

Geschwindigkeiten sind schwerer einschätzbar

Der Chef der Verkehrswacht im Harzkreis denkt, „uns hilft eine gute Mischung von Aufklärung und Kontrolle“. Viele Kraftfahrer hätten vor Jahrzehnten ihren Führerschein erworben und die zahlreichen Veränderungen danach dürftig mitverfolgt. „Es wird schwerer, Geschwindigkeiten abzuschätzen, wenn jemand entgegenkommt, oder der wachsenden Unsicherheit wird durch Langsamfahren begegnet.“

Die Verkehrswacht wie die Polizeibeamten registrieren zunehmend fehlende Geduld und Nachsicht bei kleinen Fehlern anderer, die auch durch aggressives Verhalten und Fahren nicht ausgemerzt werden. „Dazu kommen Oberlehrer, die ein Faible für Verkehrserziehung im fließenden Verkehr haben.“

Als Verkehrswacht auch vermitteln

Dann kommt wieder der Biker mit seiner Straßenerfahrung durch. „Einen tollen Sound bringt die Maschine nicht durch Lautstärke, da braucht man nicht die Schalldämpfer zu manipulieren.“ Wer mit abgefahrenen Reifen im Harz herumfährt, der gefährdet laut Stehling nicht allein sich selbst, sondern ist ein Risiko für alle, auf und an der Straße. „Das wollen wir als Verkehrswacht einfach auch vermitteln. Es muss ja nicht erst die Polizei jemanden aus dem Verkehr ziehen, um Ordnungswidrigkeiten und Straftaten zu ahnden.“ (mz)