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Behindertensport Behindertensport: Parade mit Adi

Von Detlef Anders 30.05.2013, 15:56

Quedlinburg/MZ - Marschmusik erklingt in der Bodelandhalle. Wie ein General vor der Front schreitet ein kleiner Mann im Trainingsanzug und mit Stoppuhr um den Hals mit einer vielbeinigen Kinderschar im Schlepptau an den Gästen einer Geburtstagsparty vorbei. Manche Kinder marschieren Hand in Hand mit Lehrern oder Betreuern, einige grinsen sich eins, andere schauen wie wichtige Sportler bierernst zu den Gästen rüber. Der Mann an der Front kommandiert mit bekannter Stimme - es ist Adi, der mit fast 76 Jahren jung gebliebene Moderator der DDR-Fernsehsendung „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“.

Petra Klingner, die Vorsitzende des Behindertensportvereins Sine Cura Quedlinburg, hatte die Idee, Gerhard Adolph zum 20. Geburtstag des Vereins einzuladen. „Es ist schwierig, bei Kindern von sechs bis 18 Jahren für alle Altersgruppen etwas zu finden. Bei uns wäre es ein klassischer Wettkampf geworden“, sagt Eva Siegmund, die stellvertretende Vereinschefin. Bei Adi haben sie nun alle ihren Spaß. Vier Staffeln rennen mit Bällen, riesigen Filzlatschen wie beim kleinen Muck oder Schulkameraden auf Decken ziehend durch die Halle. Selbst einige der Lehrer werden von Adi auf Scheuerlappen durch die Halle gescheucht.

Der Behindertensportverein war vor 20 Jahren an der gleichnamigen Schule für Kinder mit geistiger Behinderung gegründet worden, um ihnen auch in der Freizeit Bewegungsangebote unterbreiten zu können. Auch wenn es inzwischen weitere Gruppen gibt, stehen die Kinder bis heute im Vordergrund. Im Land wird der Verein vor allem durch die Winterspiele in Friedrichsbrunn wahrgenommen, die seit Jahren für die Schulen mit geistig behinderten Kindern und für die Mitarbeiter von Behindertenwerkstätten durchgeführt werden, sagte Volkmar Stein, der Präsident des Landes-Behindertensportverbandes. Auf Kreisebene kann der Verein auch durch die Organisation der Olympiade und Erfolge bei der Sportabzeichenabnahme erfolgreich auf sich aufmerksam machen, ergänzte Kreissportbund-Präsident Henning Rühe.

Für die Kinder selbst geht es aber auch um Freude am Sport, ein steigendes Selbstwertgefühl und den Kampf gegen sich selbst, der Spaß macht und Erfolgserlebnisse bringt, sagten Bürgermeister Eberhard Brecht und Vizelandrat Martin Skiebe in Grußworten. Sie dankten vor allem denen, die sich mit Petra Klingner gemeinsam engagieren. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, fand Skiebe. Und so dankten die Kinder aus den Sportgruppen vor allem ihren aktiven wie ehemaligen Übungsleitern. Blumen gab es für Ingrid Schonski, Ursel Spindler und Erika Pingel sowie die Übungsleiter Susann Fröhlich, Petra Fichtner, Heike Stegmann, Uta Weißenborn, Marion Hübler, Dirk Harnisch, Eva Siegmund und Petra Klingner. „Das was ihr macht, ist Spitzenklasse“, fand Schulleiterin Birgit Schröder.

Ohne Sorgen, was Sine Cura, übersetzt bedeutet, zeigten sich die Kinder nicht nur bei den Wettkämpfen mit Adi, sondern auch bei der folgenden Spaßolympiade auf dem Schulgelände. Bevor es aber zur Spaßolympiade ging, übergaben Hans Klingner von den Pferdesport- und Naturfreunden Blankenburg, die einmal in der Woche mit einem Pferd zur Reittherapie zu den Kindern kommen, und Detlef Schmelz vom VHS Bildungswerk Blankenburg eine Aufstiegshilfe. Bislang mussten die mitunter schweren Kinder von zwei Erwachsenen, die extra dazugeholt wurden, auf das Pferd gehoben werden. Nun können viele von ihnen allein aufsteigen. Die eigens dafür konstruierte Aufstiegshilfe wurde mit Hilfe von Arbeitsgelegenheiten und Bürgerarbeitern gebaut. Schüler aus Wienrode halfen beim Anstrich, hieß es.

Die Erfolgsgeschichte des Vereins gibt es seit Dienstag auch auf einem Video der RFH Film- und Medienproduktionsgesellschaft. Der davon beeindruckte BSSA-Präsident möchte ihn auch anderen Vereinen zeigen, um diesen Anregungen für eigene Aktivitäten zu geben. „Das Vereinsleben kommt hier sehr gut raus.“