Ballenstedt Ballenstedt: Ausstellung über Jagd und Forst im Harz

Ballenstedt - Sanft, beinahe liebevoll streicht Töns Köbe über das Gefieder des kleinen Raubvogels. Der Tierpräparator aus Breitungen (Landkreis Mansfeld-Südharz) richtet die feinen Federn des Habichts, der neben Singvögeln, Mufflons und Rehen - allesamt möglichst lebensecht präpariert - im Ballenstedter Schloss eine neue Bleibe gefunden hat: Der Schloss- und Schlossparkverein will in einer neuen Dauerausstellung die Forst- und Jagdgeschichte des Harzes präsentieren. Am 30. Juni wird sie offiziell eröffnet.
Der Verein hat die Räume in der oberen Etage des Nordflügels hergerichtet und will sie nun mit Leben erfüllen, sagt Vereinsmitglied Karl-Friedrich Kaufmann. Rund 30 000 Euro, davon zwei Drittel Sponsorengelder, sind in das Vorhaben geflossen.
In sieben Räumen sollen historische und naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt und die Zusammenhänge von Wald, Wild, Biotop- und Naturschutz dargestellt werden. Die Vereinsmitglieder haben dafür historische Gegenstände und Trophäen zusammengetragen und informieren unter anderem darüber, warum der Harz einst fast entwaldet war, wie die Fichte in die Region kam und in welchem Zustand der Harzer Wald heute ist.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet das Muffelwild, das 1906 bei Harzgerode angesiedelt wurde und die zweitälteste Population in Deutschland bildet. „Das Muffelwild ist typisch für das Selketal und stößt auf viel Resonanz bei der Bevölkerung“, sagt Horst Piegert, der als Förster und Wildbiologe an der Ausstellung beteiligt ist.
Unterstützung gibt ebenso Peter Kaschner, der ehemalige Leiter des Forstamtes Harzgerode. Eine enge Zusammenarbeit gibt es gleichermaßen zwischen dem Schlossparkverein und der Burg Falkenstein, die einen Hirsch als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt, und dem Städtischen Museum.
Die Mufflons, die so typisch sind für den Harz, stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, von Kreta und Sardinien; der Hamburger Makler und Autor Oscar Louis Tesdorpf (1854-1933) hat dafür gesorgt, dass die Wildschafe im Harz angesiedelt werden, sagt Piegert. „Die Philosophie war, die verarmte Natur zu bereichern, und Mufflons boten sich im Mittelgebirge an.“
Wie sich die Tiere in ihrem Lebensraum bewegen, zeigt ein Muffelwidder im Eingangsbereich, den Töns Köbe präpariert hat. Andere Exponate wechselten vom Forsthaus Uhlenstein bei Pansfelde ins Ballenstedter Schloss, sagt Kaufmann. Und wieder andere habe man „völlig verdreckt“ auf Dachböden gefunden.
Zum Beispiel die vielen Singvögel, die sich auf den Zweigen eines großen Astes versammelt haben. „Sie wurden 20 Jahre nicht gepflegt, da haben wir jetzt 20 Prozent Totalverlust durch Motten und Speckkäfer“, stellt Köbe fest. „Der Rest ist in einem recht guten Zustand.“
Weitere Themen sind die Jagd und die Geschichte des Forstbetriebes Ballenstedt. „Jagd ist Kulturgut und angewandter Naturschutz“, sagt Karl-Friedrich Kaufmann. „80 Prozent sind Hege, 20 Prozent selektive Jagd oder Fang“, auch darüber wolle die Ausstellung aufklären.
Die Dauerausstellung bietet in einem zentralen Raum auch die Möglichkeit für Videopräsentationen und kann „von Schülern bis zu den Landsenioren“ für Veranstaltungen genutzt werden. Der Verein plant eine Vernetzung mit dem Städtischen Museum, dem Filmmuseum, der Touristinformation und der Burg Falkenstein.
››Die Ausstellung wird am 30. Juni um 16 Uhr im Nordflügel des Ballenstedter Schlosses eröffnet. (mz)
