Autorennen in Thale Autorennen in Thale: Sieg mit 20 Pferdestärken

Thale - Liebevoll streicht Horst Laue über sein schmuckes Fahrzeug. „Das ist ein echtes Sieger-Auto“, erklärt der 75-Jährige den Umstehenden voller Stolz. Bei Oldtimerausfahrten und -schauen gehört sein weißer BMW DA3 noch immer zu den Hinguckern bei technikbegeisterten Besuchern.
Was diese allerdings nicht wissen: Laues Vater saß am Steuer des kleinen Flitzers, als dieser genau am Samstag vor 83 Jahren am 20. August beim Thaler Dreieckrennen für Sportwagen bis 2 000 Kubikzentimeter Hubraum die Ziellinie als Erster überquerte - zur Überraschung vor allem der stärker motorisierten Konkurrenz.
Den BMW Wartburg DA3 hat Horst Laue 1986 von seinem Vater geerbt. „Dieses Modell war der erste Roadster, den BMW überhaupt entwickelt und in Eisenach gebaut hat“, beschreibt Laue den Flitzer mit spitzem Heck aus Aluminium, den Schutzblechen aus Stahlblech und fehlenden Türen.
Die Grundlage für den DA3 bildete zuvor eine Lizenz des englischen Kleinwagens „Austin Seven“, der ab 1927 in der am 3. Dezember 1896 gegründeten Fahrzeugfabrik Eisenach als Dixi DA nachgebaut wurde. Das DA stand dabei für „Deutsche Ausführung“.
In Deutschlands viertältester Automobilfabrik nach Daimler, Benz und Dürkopp wurden in Eisenach (Thüringen) neben Maschinenteilen, Geschützen und Fahrrädern ab 1898 auch Wartburg-Motorwagen produziert. Als jedoch die Mitgründer Gustav und Heinrich Ehrhardt 1904 die Firma verließen und ihre Lizenzen mitnahmen, verschwand zunächst der Name Wartburg.
Nur 150 Stück
Erst nachdem im November 1928 die Bayerische Motoren Werke AG die Fahrzeugfabrik Eisenach erwarb und langsam der Name Dixi durch BMW ersetzt wurde, tauchte auch der Name Wartburg wieder auf - ausgerechnet 1930 beim BMW DA3. Von 1930 bis 1932 baute das Unternehmen in Eisenach das erste sportliche Auto mit 0,75 Litern Hubraum und 15 Pferdestärken (PS) als „Typ Wartburg“.
„Es gab davon insgesamt lediglich 150 Stück“, erzählt Horst Laue. Nur 15 davon würden noch heute existieren. „Mein Vater hat 1930 beim Kauf 3 200 Reichsmark für den extra für Rennen auf 800 Kubikzentimeter und 20 PS aufgemotzten Wagen bezahlt.“ Laue hat mal ausgerechnet, dass „dafür heute vermutlich ein ganzes Haus zu bekommen“ wäre.
Das „Tieferlegen“ des Wagens wurde durch die nach unten gebogene Vorderachse und flache Blattfedern vorn und hinten erreicht. „Der Wagen schafft als Höchstgeschwindigkeit über 100 km/h“, weiß der Besitzer in zweiter Generation, der ihn nach der Jahrtausendwende wieder in mühevoller Kleinarbeit in den früheren Zustand versetzte.
Hugo Laue, dessen Vorfahren in Greußen (Thüringen), einem kleinen Ort zwischen Erfurt und Sondershausen, eine Fahrzeugwerkstatt betrieben, nahm mit dem Zweisitzer-Sportwagen ab 1931 erfolgreich an Rennen und Zuverlässigkeits-Wettbewerben teil.
Darunter finden sich auch Siege bei verschiedenen Fahrten durch den Thüringer Wald wieder. „Zuvor hatte er bereits Rennerfahrungen bei Motorradrennen gesammelt“, weiß der 75-jährige Sohn aus den Erzählungen seines Vaters.
Als „größten Erfolg von dessen Karriere“ bezeichnet Laue aber „den sensationellen Sieg“ beim Thaler Dreieckrennen. „Er wurde möglich, weil die zuverlässige Werksmannarbeit mit dem Mut und der Geschicklichkeit des Fahrers gepaart war“, berichtete damals die lokale Presse.
Nur geringe Chancen
Hugo Laues Chancen auf einen Erfolg über die rund 28 Kilometer lange Strecke Thale - Friedrichsbrunn - Bad Suderode - Thale waren angesichts der Wagen aller Automarken mit starken Motoren und modernster Konstruktion eher gering. Gewertet wurden Schnelligkeit und Geschicklichkeit. Neben zehn Kilometern auf „einwandfreien Straßen“, so die Zeitung, führte der Rest „über Feld- und Waldwege, die durch den Regen in der Nacht zuvor völlig aufgeweicht waren“.
Das schien jedoch für den kleinen, leichten Sportflitzer mit Speichenrädern aus der Eisenacher Fahrzeugschmiede das ideale Terrain. Hugo Laue überholte unterwegs gleich 17 andere Wagen. Mit 24 Minuten und 22 Sekunden erreichte er die beste Zeit des Tages.
„Ich habe mit meinem modernen VW Golf die Strecke abgefahren und sogar etwas länger gebraucht“, berichtet Horst Laue. Gestiegen ist dadurch die Anerkennung über die Leistung seines Vaters im sportlichen BMW-Zweisitzer beim damaligen Rennen. Dass er mit heutiger Technik nicht die Siegerzeit erreichte, führt er allerdings auf andere Ursachen zurück: „Ich fand keine abgesperrte Strecke vor und fuhr zudem vorschriftsmäßig.“
(mz)
