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Ausstellung in Harzgerode Ausstellung in Harzgerode: Eisenwerk Meyer lieferte Kunst und Bügeleisen

Von Sandra Simonsen 27.09.2017, 09:55
Stolz präsentiert Harald Koch die Kandelaber, die einst im Eisenwerk Lippmann Meyer in Harzgerode hergestellt wurden.
Stolz präsentiert Harald Koch die Kandelaber, die einst im Eisenwerk Lippmann Meyer in Harzgerode hergestellt wurden. Sandra Simonsen

Harzgerode - Antike Bügeleisen, schwere Brieföffner und sogar zwei seltene Kandelaber - was heute als Raritätensammlung in einer Ausstellung gezeigt wird, war lange Zeit Arbeitsalltag für viele Harzgeröder: Die Produkte des Eisenwerkes Lippmann Meyer. Der Kultur- und Heimatbund Harzgerode hat sich mit der Geschichte des Unternehmens beschäftigt und zeigt nun eine Ausstellung im Turmzimmer des Schlosses.

„Sie ist das Ergebnis vieler Wochen, Monate - teils sogar Jahre Recherchearbeit“, erzählt der Vereinsvorsitzende Harald Koch. Das Eisenwerk Meyer sei über die Jahre aus den Augen verloren worden - viele würden es nur noch mit den einstigen Backsteinbauten auf dem heutigen Supermarkt- und Feuerwehrgelände gegenüber dem Schloss verbinden. Optimal daher die Lage der Ausstellung: Vom Turmzimmer aus kann man direkt auf das ehemalige Betriebsgelände schauen.

Es war der größte Industriebetrieb in der Region

„Früher hieß es nur ,Ich arbeite auf dem Werke‘ und jeder wusste Bescheid“, berichtet Koch. Denn schließlich habe es damals in Harzgerode nichts anderes gegeben, als „das Werk“ von Lippmann Meyer. In der gesamten Region sei es der größte Industriebetrieb gewesen. Und dabei hatte Klempnermeister Lippmann Meyer zunächst nur eine kleine Klempnerei mit Ladengeschäft betrieben.

1872 begann er schließlich mit dem Aufbau seines Betriebes auf dem ehemaligen Domänengelände neben dem Schloss. Das Eisenwerk entwickelte sich schnell zum größten Arbeitgeber in Harzgerode - auch als Konkurrenz zur Mägdesprunger Eisenhütte, mit ihrem zu dieser Zeit schon traditionellen Eisenguss.

Die Firma Lippmann Meyer stellte anfangs vor allem künstlerische Lampengüsse für Kerzen, Petroleum, Öl und später auch Gas her. Als Grundlage diente der Kunstguss, später auch ein geringer Anteil an Schmiede- und Schlossarbeiten.

Bald folgte eine Produktionserweiterung, und es wurden auch Gebrauchsgegenstände aller Art aus Kunstguss hergestellt. 1911 wurde der Betrieb komplett neu aufgebaut, so dass ein Jahr später auch Gussgaskocher und einfacher Gebrauchsguss ins Sortiment aufgenommen werden konnten.

Nach 1918 beschränkte sich die Herstellung fast nur noch auf den einfachen Gebrauchsguss und es wurden Gas- und später auch Elektrogeräte für den Haushalt hergestellt - der Anteil des bildplastischen Gusses sank. In den 1920er Jahren wurden dann Vertriebsgesellschaften für Gas- und Elektrogeräte eingerichtet - 1932 wurde der Betrieb geschlossen.

Neubeginn als Eisenwerk Harzgerode

Es folgte ein Neubeginn als Eisenwerk Harzgerode, das mit der ursprünglichen Ausrichtung auf Kunstguss nichts mehr zu tun hatte. Vor fünf Jahren wurden schließlich sämtliche Betriebsgebäude abgerissen. Es entstanden ein Supermarkt und Freiflächen, die neu gestaltet wurden.

Die Ausstellung zeigt neben der Geschichte und antiken Produkten des Eisenwerkes auch die Verbindung zu Otto Illemann. Der Bildhauer und Schöpfer des Marktbrunnens lebte ab 1894 einige Jahre in Harzgerode, wo er auch für das Eisenwerk Meyer arbeitete und als „künstlerischer Beirat“ galt. „Viele werden sich anhand unserer Fotos und der Ausstellungsstücke erinnern“, ist sich Harald Koch sicher, und viele wüssten vielleicht gar nicht, dass sie auch Produkte des Eisenwerkes bei sich zu Hause oder zumindest früher schon einmal benutzt hätten. „Und das, obwohl wahrscheinlich der Großvater dort gearbeitet hat.“

Der Kultur- und Heimatbund Harzgerode sucht auch weiterhin nach Stücken für seine Ausstellung. Wer also alte Produkte des Eisenwerkes Meyer oder auch Historisches aus Harzgerode hat, kann sich gerne bei dem Verein melden unter Telefon 039484/24 66. (mz)