Arzt verstärkt Klinik in Neinstedt Arzt verstärkt Klinik in Neinstedt: Mexikaner will im Harz viel lernen

Neinstedt - Von Mexiko nach Deutschland, von der Millionenstadt Guadalajara ins beschauliche Neinstedt - Antonio Lazo hat einen großen Schritt in ein ungewohntes Umfeld gewagt.
Der 27-Jährige, der vor Kurzem noch in seinem Heimatland Medizin studierte, ist ab Februar 2020 als Assistenzarzt im Fachkrankenhaus für Psychiatrie „Hildegard von Bingen“ in der Evangelischen Stiftung Neinstedt tätig. Eine Wohnung im Dorf hat er schon - diese teilt er sich mit einem anderen Neinstedter Mediziner und bekommt so bereits erste Einblicke in den Klinikalltag.
Deutschkenntnisse werden im Sprachkurs noch vertieft
Bevor er selbst in der Psychiatrie loslegen kann, vertieft er derzeit noch in einem Sprachkurs in Halberstadt seine Deutschkenntnisse. Lazo will das Sprachniveau C1 erreichen, das für fortgeschrittene Sprachkenntnisse steht. „Deutsch zu lernen ist nie einfach“, urteilt der junge Mann, der vor der Abreise schon Deutschkurse in Mexiko besucht hat.
Dadurch, dass er auch außerhalb der fünf Stunden am Tag, in denen der Sprachkurs stattfindet, mit der Sprache konfrontiert sei, mache er nun aber deutlichere Fortschritte. Im Kurs liege der Fokus auf der im Krankenhaus unerlässlichen Fachsprache, „aber wir lernen auch ein bisschen Umgangssprache“, berichtet Lazo. Denn auch sie sei oft sehr hilfreich, um sich mit Patienten unterhalten zu können.
Frau will auch nach Deutschland kommen
Darauf, dass er den Kurs erfolgreich abschließt, wartet auch Lazos Ehefrau in Mexiko. „Sie braucht meine Berufserlaubnis, um ihr Visum zu bekommen“, erklärt der Mediziner. Zusammen mit ihren beiden Hunden will sie ihm im kommenden Frühjahr nach Neinstedt folgen. Sie will ihr Studium an einer deutschen Universität fortsetzen.
Bei einer Konferenz in seiner mexikanischen Universität ist Antonio Lazo erstmals auf die Evangelische Stiftung Neinstedt aufmerksam geworden.
Dort stellte die Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit weiteren Partnern, wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, ihr Projekt vor, das es sich zum Ziel setzt, Ärzte aus Mexiko für die Arbeit im ländlichen Raum in Deutschland zu gewinnen. Das mittelamerikanische Land bildet Ärzte laut Agentur sehr gut aus und hat keinen Fachkräftemangel.
Lazo, der sechs Jahre lang Medizin studiert hat, kann das bestätigen. „Wir haben in Mexiko gute Unis und gute Krankenhäuser.“ Allerdings müssten die Mediziner dort mit längeren Arbeitszeiten klarkommen und würden beim Berufseinstieg oft nur wenig betreut. „In Mexiko lernt man durch Erfahrung“, drückt es Lazo aus.
„Das Umfeld gefällt mir, und ich finde es gut, dass die Stiftung Fortbildungen anbietet.“
Er glaubt, in der Evangelischen Stiftung einen guten Platz zum Lernen gefunden zu haben. „Das Umfeld gefällt mir, und ich finde es gut, dass die Stiftung Fortbildungen anbietet“, sagt der junge Arzt. Er will in Neinstedt später auch die Facharztausbildung machen.
Die Psychiatrie reizt ihn fachlich, weil sich hier Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft treffen. Auch Lazos Mutter arbeitet auf diesem Fachgebiet, als Psychologin. „So kam es, dass ich schon als Kind Bücher über Psychologie gelesen habe“, berichtet Antonio Lazo.
Lesen zählt der 27-Jährige auch heute noch zu seinen Hobbys, außerdem geht er gern spazieren und löst Rätsel, wie den Zauberwürfel. Den Harz möchte er nun bald auf dem Fahrrad erkunden, das ihm die Fachärzte des Krankenhauses zur Begrüßung geschenkt haben. (mz)