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Heute ist Weltnichtrauchertag Äpfel und alternative Rituale zum Abgewöhnen

Kathrin Conrad, Chefärztin der Lungenklinik, hat Tipps zur Raucherentwöhnung.

Aktualisiert: 31.05.2021, 11:50
Dr. Kathrin Conrad ist die Chefärztin der Lungenklinik Ballenstedt.
Dr. Kathrin Conrad ist die Chefärztin der Lungenklinik Ballenstedt. (Foto: Archiv)

Ballenstedt - Raucher leben aufgrund der Corona-Pandemie noch gefährlicher. Das Robert-Koch-Institut zählt sie zur Risikogruppe für schwere Krankheitsverläufe, das sind 23 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland. Selten raucht aber jemand gerne. Über ein Drittel hat in den vergangenen zwei Jahren versucht, damit aufzuhören. Aber wie davon loskommen? An der Lungenklinik Ballenstedt gibt es einen Kurs zur Tabakentwöhnung. Uta Müller hat mit Chefärztin Dr. Kathrin Conrad gesprochen.

Warum leben Raucher in Corona-Zeiten so gefährlich?

Dr. Kathrin Conrad In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass Raucher ein höheres Risiko haben, an schweren Verläufen von Covid-19 zu erkranken. Sie haben häufiger Krankenhausaufenthalte und müssen häufiger intensivmedizinisch betreut werden. Auch ist die Sterberate deutlich erhöht. Zum einen ist ihre Lunge und die Schleimhaut der Bronchien vorgeschädigt, also ist sie auch anfälliger für virale Erkrankungen. Zum anderen ist häufig die Lungenkapazität eingeschränkt, was durch die Infektion mit Coronaviren verstärkt wird.

Woran erkenne ich, dass ich nikotinabhängig bin und nicht bloß Gelegenheitsraucher?

Es geht um unsere Gedanken und nicht bloß um die tatsächliche Menge der gerauchten Zigaretten. Wenn sich die Gedanken ständig um das Verlangen nach Tabakkonsum drehen, spricht man von einer Abhängigkeit. Wenn es sich in körperlichen Abhängigkeiten wie ständige Gereiztheit, Konzentrationsstörungen und innere Unruhe äußert und ich keinen Weg aus der Situation finden kann. Es gibt Menschen, die es mit ganzer Willenskraft schaffen, am Tag nur zwei Zigaretten zu rauchen, aber die ganze Zeit daran denken. Also sind sie abhängig.

Gibt es einen bestimmten Typus Mensch, der raucht?

Ganz klar: Nein. Es gibt keinen bestimmten Typ Raucher. Je nach Suchtpotential kann jeder süchtig werden und das schon nach wenigen Zigaretten. Viele Raucher sind sogar Sportler oder sehr erfolgreich in ihren Jobs. Sie haben also grundsätzlich viel Willenskraft. Aber nur mit Willenskraft bekommt nicht jeder seine Rauchsucht in den Griff. Es gibt Studien, dass sich das Rauchverhalten nach dem sozialen Status unterscheidet und in Schichten mit niedrigerem Status, gemessen am Bildungsniveau, Einkommen und beruflicher Stellung, eindeutig höher ist.

Wie bekommt man seine Rauchsucht in den Griff?

In der Regel muss man an den Punkt kommen: Ich will aufhören. Danach stellt sich nur noch die Frage, schaffe ich es allein oder brauche ich Unterstützung. Schaffe ich es nicht allein, gibt es Angebote zur Raucherentwöhnung, sowohl psychologisch geführt als auch medikamentös. Lediglich 50 Prozent der Raucher entwickeln Entzugssymptome, die in der Regel nach wenigen Tagen abklingen. Die meisten Raucher denken, es dauert ewig, bis sie es schaffen.

Gibt es einen 10-Punkte-Plan?

Ja, den gibt es. Zum Beispiel: Wenn man Lust auf eine Zigarette verspürt, solle man stattdessen ein alternatives Ritual einführen: Ein Glas Wasser trinken, einen zuckerfreien Kaugummi kauen, einen Apfel essen, einen Spaziergang machen. Diese neue Gewohnheit soll die Zigarette in Zukunft ersetzen. Man sollte sich eine Alternative überlegen: Was mache ich, wenn die Situation kommt, in der ich rauchen will? Motivierend ist es auch, sich zu überlegen: Wie belohne ich mich, wenn ich es geschafft habe? (mz)