Alles in kräftigen Farben Alles in kräftigen Farben: Sonnenaufgänge wie aus der Marmeladenreklame

Abbenrode - Seine Bilder sind blutrot oder violett, tiefblau oder sattgrün. Michael Lumme, 44, aus Abbenrode mag es bunt. Gern nutzt er dafür die so genannte HDR-Technik, nimmt mehrere Bilder mit verschiedenen Belichtungswerten vom selben Motiv hintereinander auf und legt sie dann mit Photoshop übereinander. Das lässt die Farben explodieren, macht die Fotos regelrecht plastisch.
So wirken Sonnenauf- und -untergänge wie aus der Marmeladenreklame. Wie auf jenem Bild vom Schloss Wernigerode, das der fotobegeisterte Amateur vom Agnesberg aus aufgenommen hat. Der Himmel glüht darauf wie flüssiger Stahl.
„Ich will die Bilder so präsentieren, wie sie mir am besten gefallen“
Manchem ist das zu bunt, für Michael Lumme, einen Mann mit Seitenscheitel, Schnurrbart und eckiger Brille, ist es genau richtig. „Ich will die Bilder so präsentieren, wie sie mir am besten gefallen“, sagt Michael Lumme. Und das sind einfach kräftige Farben. Bunt eben. Punkt.
Wenn man Lumme danach fragt, wie er zur Fotografie kam, dann erzählt er nicht die übliche Mit-12-bekam-ich-die-erste-kleine-Kamera-von-meinem-Vater-geschenkt-Geschichte. Nein, die Feuerwehr machte ihn zum Fotografen. Denn Lumme ist seit 2007 Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Abbenrode. Dazu gehört es auch, Bilder von Einsätzen, Wettkämpfen und Veranstaltungen zu machen.
„Jeden Tag die Welt ein bisschen schöner machen“
Damals hat er sich seine erste digitale Spiegelreflex von Pentax gekauft. „Die Möglichkeiten waren enorm“, sagt Lumme, während im Hintergrund sein MacBook das neueste Betriebssystem herunterlädt. 2012 hat er dann die ersten Fotoserien auf Facebook veröffentlicht: „Photo Micha“ war geboren. Sein Leitspruch: „Fotografie - jeden Tag die Welt ein bisschen schöner machen!“
„Seitdem poste ich regelmäßig Bilder“, sagt Lumme. „Und es hat sich gesteigert.“ Zahlreiche seiner Fotos finden MZ-Leser auch immer wieder auf den Leserfoto-Seiten der Zeitung. Das Besondere an Lummes Bildern ist - neben den kräftigen Farben - ihre Herkunft.
Motive sind überall in der Region zu finden
Der Abbenröder fährt zum Fotografieren weder zum Grand Canyon noch nach Afrika, besteigt nicht die Zugspitze oder den Burj Khalifa. Lumme nimmt seine Fotos auf dem Feld hinterm Haus, bei Spaziergängen oder ausgedehnten Wanderungen durch den Harz auf. Neben den heimischen Wäldern interessiert ihn vielleicht noch die Ostsee. „Das Meer fasziniert mich“, sagt er. In diesem Jahr wollte Lumme es mal besonders exotisch haben - und nach Spanien fahren. Corona machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Also wandert er weiter mit seinem Fotorucksack durch den Harz - zum Achtermann, zur Lauenburg, zur Teufelsmauer oder auf den Brocken. „Der Brocken ist mein Highlight“, sagt er. Oder der menschenleere Marktplatz in Wernigerode. Um den leer zu erwischen, muss Lumme dann natürlich wieder früh aufstehen, aber das ist er ja von seiner Jagd nach den Sonnenaufgängen gewöhnt. „Ich mag das morgens, wenn es ruhiger ist“, sagt er.
„Wenn man durchrennt, übersieht man vieles“
Meist ist der Single auch im Wald allein unterwegs. „Das funktioniert in der Gruppe nicht, man braucht zum Fotografieren Zeit.“ Nur so könne man den Feuersalamander einfangen, der gerade den Weg quert. „Wenn man durchrennt, übersieht man vieles.“ Manchmal fällt ihm so ein marmeladenbunter Sonnenaufgang aber auch mehr oder weniger in den Schoß - wenn der Lkw- und Baggerfahrer auf dem Weg zur Arbeit nach Vienenburg ist. Denn eine Kamera hat „Photo Micha“ immer dabei. (mz)