Allein geht gar nichts Allein geht gar nichts: Horst Lucht ist mit 72 der älteste Segelflugpilot

Badeborn - Lautlos gleitet das Segelflugzeug über die Landschaft. Ihm haftet ein Gefühl von Freiheit an, das die Mitglieder des Ballenstedter Aeroclub immer wieder auf die Start- und Landebahn treibt.
„Ich möchte keinen anderen Sport betreiben“, sagt Horst Lucht voller Überzeugung, als er in einem der Flieger Platz nimmt. Er ist mit 75 Jahren der älteste Pilot des Vereins.
„Angefangen habe ich mit 62 Jahren, als ich in die Altersteilzeit gegangen bin“, erinnert sich Horst Lucht. Als Busfahrer wechselte er von Reisebusfahrten in den Nahverkehr. „Dadurch hatte ich Zeit zu fliegen.“
Vier Jahre später hatte er genügend Praxis und Erfahrung gesammelt, um die private Segelflugzeuglizenz zu machen und sich damit einen Traum zu erfüllen, den er viele Jahre lang hegte.
Tante in der BRD war Hindernis zu DDR-Zeiten
Denn das erste Mal saß Horst Lucht bereits zu DDR-Zeiten in einem Segelflieger. Damals schaffte er es in der Ausbildung soweit, dass er allein hätte fliegen dürfen. Doch dann war Schluss.
Die strengen Bestimmungen in der DDR hätten es ihm nicht erlaubt, weiterzumachen, erzählt er. Der Grund? Er hatte eine Tante in der BRD, mit der er Briefe schrieb.
Am Segelfliegen fasziniere ihn, dass es den Flugsport auf umweltfreundliche Weise ermöglicht. Mit einer Seilwinde lassen sich die Flugzeuge auf Höhe bringen, dann ist das Können des Piloten gefragt. „Ich nutze nur die physikalischen Gesetze aus, um lange Zeit in der Luft zu bleiben.“
Frische Luft und Bewegung gut für Geist und Körper
Doch es ist nicht nur die Welt von oben, die Horst Lucht immer wieder auf den Flugplatz lockt. „Ich bin den ganzen Tag an der frischen Luft und in Bewegung“, erzählt der 75-Jährige. Das tue Geist und Körper gut.
Wichtig sei ihm aber auch die Gemeinschaft, besonders der Umgang mit dem Fliegernachwuchs. „Der Verein besteht zur guten Hälfte aus Jugendlichen“, schätzt er und verbringt gern Zeit mit anderen Segelfliegern.
„Die Zusammenarbeit gefällt mir, das möchte ich nicht missen“, fügt er an. Denn das sportliche Miteinander auf dem Flugplatz sei ein Geben und Nehmen. Die Jugendlichen würden ihn bei körperlich anstrengenden Aufgaben unterstützen, er gibt dafür Erfahrung und Wissen weiter.
Ein Sport, den keiner allein machen kann
„Das Segelfliegen ist ein Sport, den keiner allein durchführen kann“, erklärt er. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein sei sehr stark ausgeprägt. Junge Leute haben hier einen soliden Anlaufpunkt. „Wir versuchen auch, Jugendliche von der Straße zu holen. Auf dem Flugplatz lernen sie Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.“
Der 75-Jährige ist nun seit 13 Jahren dabei. Nach der nötigen Qualifikation darf er inzwischen auch die Siegelflieger per Winde in die Luft ziehen und als Startleiter fungieren - also die Abläufe der Starts und Landungen des Vereins koordinieren.
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. „Ich habe zwar schon Moos auf dem Buckel“, sagt er und lacht. Wann Schluss ist, entscheidet aber letztendlich der Fliegerarzt. Denn einmal jährlich muss Horst Lucht zur fliegerärztlichen Untersuchung. (mz)