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Aktuelle Einwohnerstatistik  Aktuelle Einwohnerstatistik : Thale ist als Wohnort beliebt

Von Benjamin Richter 23.01.2021, 13:56
Blick von der Bülowhöhe auf Thale. Die Stadt ist als Radonvorsorgegebiet ausgewiesen.
Blick von der Bülowhöhe auf Thale. Die Stadt ist als Radonvorsorgegebiet ausgewiesen. Dominique Leppin

Thale - „Es kommen mehr als gehen“, titelte die MZ am 28. Januar des vergangenen Jahres. Eine Überschrift, die man so auch in diesem Jahr wieder über die Bevölkerungsstatistik von Thale packen könnte: Denn mit 752 Zu- und 632 Wegzügen fällt der positive Wanderungssaldo der Stadt 2020 sogar noch etwas höher aus als 2019, als Thale - wenn man nur Wohnsitzwechsel betrachtet - unterm Strich 80 Einwohner hinzugewann.

Außer Umzügen fließen jedoch auch Geburten und Sterbefälle in die Statistik ein - weshalb im Amt Bürgerdienste der Stadtverwaltung insgesamt erneut ein Minus vor der nun errechneten Bevölkerungsentwicklung steht. Lebten zum Jahresende 2019 noch 17.617 Menschen in der Einheitsgemeinde, waren es 2020 am Silvestertag 17.520.

Ein Jahr zuvor sahen die Werte ähnlich aus

Den 304 Sterbefällen stehen in Thale im vergangenen Jahr laut der aktuellen Statistik 87 Geburten gegenüber. 2019 sahen die Werte ähnlich aus: 104 Geburten und 325 Sterbefälle standen damals zu Buche. Eine Lücke, die die Zuwanderung in die Bodestadt nicht zu schließen vermag - auch wenn die Zu- die Wegzüge bereits seit mehr als fünf Jahren jedes Mal übertreffen.

Frank Hirschelmann, amtierender Bürgermeister, sieht die Gründe für den positiven Wanderungstrend in den wirtschaftlichen Entscheidungen der Stadt und in ihrer Schullandschaft. Aus seiner eigenen Erfahrung berichtet er: „Von jungen Familien höre ich oft als Erstes die Frage: Was habt ihr im sozialen Bereich zu bieten?“ Diese Strukturen zu erhalten, ist sich Hirschelmann sicher, sei essenziell, um auch künftig für Zuzüge von Familien mit Kindern attraktiv zu sein.

In den Ortsteilen eine positive Entwicklung

Während die Stadt Thale insgesamt dennoch erneut geschrumpft ist, erleben manche Ortsteile eine entgegengesetzte Entwicklung: So konnte Altenbrak - vor allem dank 16 Zu- bei 7 Wegzügen sowie je einer Geburt und einem Sterbefall - seine Bevölkerung um 9 auf 227 Menschen vermehren. Ebenfalls genau 9 Menschen mehr als vor Jahresfrist leben in Friedrichsbrunn, und auch dort machte der Wanderungssaldo 2020 den entscheidenden Unterschied.

Mit dem erfreulichen Trend von mehr Geburten als Sterbefällen steht Weddersleben, wo im vergangenen Jahr sechs Einwohner verstarben und sieben neugeborene hinzukamen, diesmal allein da. 2019 hatte auch Treseburg bei drei Geburten und einem Sterbefall eine positive Entwicklung beobachtet, ein Jahr später gleicht dort eine gezählte Geburt einen Trauerfall aus.

„Damit geht eine hohe Nachfrage nach Bauplätzen einher“

Ein Vorteil der Wedderslebener sei, dass ihr Ort in der Peripherie zwischen Quedlinburg und Thale liege, erklärt Hirschelmann. „Damit geht eine hohe Nachfrage nach Bauplätzen einher.“ Weil die meisten jedoch Einfamilienhäuser bauen wollten und die Grundstücke dafür begrenzt seien, könne die Stadt diese Nachfrage nicht in allen Fällen bedienen.

Dass Allrode und Stecklenberg anteilig die meisten Einwohner verloren haben, hängt nur teilweise mit der Altersstruktur in diesen Ortschaften zusammen. Für den Schwund von 28 Einwohnern im Vergleich zum Vorjahr, was bei einer Bevölkerungszahl von 561 einem Minus von vollen fünf Prozent entspricht, sind in Allrode maßgeblich die Wegzüge verantwortlich: Wählten im vergangenen Jahr 41 Menschen das Dorf als neuen Wohnort, kehrten ihm zugleich 58 Einwohner den Rücken.

Das Minus ist mit rund vier Prozent auch in Stecklenberg deutlich, dort aber ausschließlich durch die hohe Zahl an Todesfällen bedingt, die teils wohl im Zusammenhang mit dem dortigen Seniorenpflegezentrum stehen.

Andrea Schusser, die das Bürgerbüro im Rathaus Thale leitet und beim Zusammentragen der Bevölkerungszahlen den Hut aufhat, verrät außerdem, dass in der Einheitsgemeinde 7.057 Menschen wohnen, die älter als 60 Jahre sind. Ihnen stehen 3.653 unter 30-jährige Thalenser gegenüber. Was dabei irritiert: Ein Jahr zuvor lagen beide Werte, mit 6.970 und 3.547, noch um jeweils rund 100 Personen niedriger. Beide Altersgruppen haben also zugelegt, obwohl die Bevölkerung insgesamt weniger geworden ist

Ob sich da ein Trend unter den 30- bis 60-Jährigen entwickelt, vermehrt aus der Stadt wegzuziehen?

Einerseits, sagt Hirschelmann, zögen Menschen dieses Alters häufig Arbeitsangeboten außerhalb der Stadtgrenzen hinterher. Auf der anderen Seite könne auch die Sterberate in diesen Generationen angestiegen sein - ein Blick auf die Todesanzeigen bestärke ihn bedauerlicherweise in dieser Vermutung, ergänzt der kommissarische Bürgermeister.

Hirschelmanns Rezept, damit vor den Saldo der Zu- und Wegzüge auch in Zukunft ein Plus steht?

„Wir haben uns die Erhaltung der sozialen Struktur auf die Fahne geschrieben und werden um jede Einrichtung kämpfen“, stellt er in Aussicht. Auch in dem Budget von 5.000 Euro im Jahr für jeden Ortsteil und in der Übernahme des Freibads durch die Stadt - „um es in ordentlichem Zustand anbieten zu können“ - sieht der Rathauschef Schritte, um Familien anzuziehen und den demografischen Wandel abzufangen.

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In der Krise getraut

Trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen hat es in Thale 2020 mehr Hochzeiten gegeben als 2019. Wie Standesbeamtin Sina Meisel beziffert, gaben sich in der Stadt im vergangenen Jahr 91 Paare das Ja-Wort, im Jahr zuvor waren es 87. 2020 fanden von den Trauungen 71 in der Kernstadt statt, 8 auf der Rosstrappe, weitere 8 in der Mühle in Warnstedt und 4 im Friedrichsbrunner Kurpark. Zum Jahresbeginn, merkt Meisel an, seien Eheschließungen in den Außenstellen des Rathauses nicht möglich gewesen. Auch für 2021 gibt es schon Vormerkungen auf Eheschließungen im Thalenser Standesamt: Demnach haben 30 Paare vor, dieses Jahr in der Stadt den Bund fürs Leben zu schließen. (mz)