Landkreis Harz Landkreis Harz: Tödliches Gas aus der Heizungsanlage

Westerhausen/MZ. - Von einer Wende will Polizeisprecher Peter Pogunke nach dem Familiendrama von Westerhausen (Landkreis Harz) noch nicht reden. Auch die von Medien schon genutzte Formulierung, die Polizei "gehe von einem Unfall aus", bestätigt er nicht.
"Das können wir nicht, weil uns noch Gutachten fehlen",sagt er. Allerdings: Statt der Selbstmordthese sei ein Unfall nun tatsächlich nicht mehr auszuschließen.
Dafür spricht, dass Rechtsmediziner im Blutdes 33-jährigen Heiko G. und seiner Frau Kathi(32) eine tödliche Kohlenmonoxid-Konzentrationfestgestellt haben. Als Quelle komme die Heizungsanlagein Betracht. Heiko G. soll noch am Wochenendeversucht haben, die defekte Heizung zu reparieren.Donnerstag hatten sich ein Gutachter und derBezirksschornsteinfeger mit der Anlage beschäftigtund laut Polizei festgestellt, "dass es sichbei dieser um eine ,Eigenkonstruktion’ handelt".Ein Gutachten müsse nun klären, warum dieKohlenmonoxid-Konzentration im Haus so unterschiedlichwar, dass sie für die Eltern, nicht aber fürdie vier Kinder der Familie tödlich war. AmDienstagnachmittag hatte der Großvater dieunter Vergiftungssymptomen leidenden Kinderund die Leichen der Eltern gefunden. Der Toddes Mannes war 24 Stunden, der der Frau rundzwölf Stunden vorher eingetreten.
Vom Tisch ist aber auch die Selbstmordtheorienicht. Wie Oberstaatsanwalt Helmut Windwehsagte, könne der Gasaustritt sowohl vorsätzlichherbeigeführt als auch ein Unfall sein. Beieinem Unfall stünde die Frage neu, warum aufdem Tisch fast demonstrativ Krankenkassenkarten,Angaben zu den Kinderärzten und die EC-Kartelagen. Ermittler hatten darin ein Indiz dafürgesehen, dass die Eltern Vorsorge für eineschnelle Versorgung der Kinder treffen wollten.Am Montag werden weitere Gutachterergebnisseerwartet, für den Nachmittag haben Polizeiund Staatsanwaltschaft zu einer Pressekonferenzgeladen.
Angehörige hatten die Selbstmordvariante bisherwegen eines fehlenden Motives in Frage gestellt.Es habe sich um eine glückliche Familie gehandelt,in der es keine größeren Probleme gab, hattenFreunde und die Cousine von Heiko G. stetsbetont. Bestätige sich die Unfallvariante,"wäre das auch für die Familie entlastend"bei der Verarbeitung des Dramas, sagte am Freitagder hallesche Psychologe Dr. Steffen Dauer."Nach einem Selbstmord empfinden Angehörigeneben Erschütterung auch Wut darüber, dasssich jemand aus der Verantwortung gestohlenhat. Und sie fragen sich, warum sie nichtsbemerkt haben, den Suizid nicht verhindernkonnten." Für die Kinder würde das aber erstim Erwachsenenalter eine Rolle spielen. ImMoment sei für sie der Verlust entscheidend.

