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Zuglärm in Petersroda Zuglärm in Petersroda: Einwohner fordern Lärmschutzwände

Von Sylvia Czajka 19.05.2016, 17:51
Ein ständiger Begleiter für Jens-Uwe Böhme, Doreen und Nicole Loebe: das Lärmmessgerät.
Ein ständiger Begleiter für Jens-Uwe Böhme, Doreen und Nicole Loebe: das Lärmmessgerät. André Kehrer

Petersroda - Sein eigenes Wort versteht man nicht. Sogar das nicht vom Grabredner. Der musste schon oft innehalten auf dem Friedhof. Es ist einfach zu laut in Petersroda. 24 Stunden lang. Immer mal für einen Augenblick. Da pfeift der ICE mit 200 Sachen durch. Doch es bleibt nicht bei einem. „Schön wär’s“, meint Jens-Uwe Böhme. 170 bis 220 Züge halten die Bewohner der 700-Seelen-Gemeinde auf zack und wach. Tag und Nacht.

Bei manchem klirrt das Geschirr im Schrank, dem anderen schmeckt kein Feierabendbier mehr auf der Terrasse. Es ist höchste Eisenbahn, dass endlich etwas passiert, sagen hier die Leute. „Nicht verständlich ist für uns, warum unser Ort nicht im Verzeichnis der noch zu bearbeitenden Lärmsanierungsbereiche auftaucht, während andere Orte wie Zschepen und Holzweißig an derselben Bahnlinie bereits eine Schallschutzwand haben.“

Immer in Unruhe

Bernd Liebelt und Doreen Loebe, die haben ihre Häuser vis á vis der Schienen. Einen Steinwurf weit weg und sie spüren Vibrationen, auf die sie verzichten können. Doch das sei „des Guten“ noch nicht genug. Neben dem Zuglärm, würden die lautstarken Durchsagen wie „Achtung, ein Zug fährt durch“ - auch nachts - nerven. Man komme nie zur Ruhe, oft nicht in den Schlaf, erzählt Doreen Loebe. Das Lärmmessgerät ist für Jens-Uwe Böhme ein täglicher Begleiter. Die zulässigen Werte laut Verordnung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes werden allesamt überschritten. Messprotokolle füllen Ordner. Böhme ermöglicht gern Einsicht. Offiziell wurde 2002 das letzte Mal gemessen. Seitdem sind fast 14 Jahre vergangen. Das Lärm-Problem der Menschen aus Petersroda ist nicht neu. Doch jetzt ist es höchste Zeit, sich gegen den permanenten Krach zu wehren. Lautstark wird eine Lärmschutzmauer gefordert, nicht mehr hinter vorgehaltener Hand. Im März habe es bereits Gespräche vor Ort gegeben - mit Stadtverwaltung und Verkehrsministerium - nur eben ohne den eigentlichen Lärmverursacher - die Deutsche Bahn AG. Mit dem sei ein Termin im April vereinbart worden. Der fand jedoch nicht statt.

Bei der Bahn tut sich nichts

„Sollte sich die Bahn nicht verbindlich zu Lärmschutzmaßnahmen äußern, werde ich wiederum das Ministerium einbeziehen und dort nochmalig auf eine Unterstützung drängen“, äußert sich Andy Grabner. „Wir kämpfen mittlerweile mehr als fünf Jahre für einen entsprechenden Lärmschutz für die betroffenen Anwohner, es ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, dass seitens der Bahn keinerlei Maßnahmen getroffen werden.

Die Petersrodaer und auch Roitzscher Bürger sind durch diesen alltäglichen Lärm enorm in ihrer Wohn- und Lebensqualität eingeschränkt. Es ist verdammt noch mal die prioritäre Pflicht der Bahn, hier geeignete lärmmindernde Maßnahmen zu realisieren. Dies kann und darf nicht an etwaigen Investitionskosten scheitern. Diese Maßnahmen sind auch nicht in fünf Jahren umzusetzen, sondern umgehend. Dafür werde ich mich weiterhin einsetzen“, teilt der Bürgermeister von Sandersdorf-Brehna weiter mit. Auch Petersrodas Ortsbürgermeisterin Simone Engefehr wird nicht müde, Briefe an die Bahn AG zu schreiben. Die meisten davon wurden noch nicht einmal beantwortet, sagt sie.

Vor-Ort-Termin abgesagt

Auch der Landtagsabgeordnete Lars-Jörn Zimmer bedauert, dass immer noch kein Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Bahn zustande kam. Von Seiten des Unternehmens kam die Absage, betont er. „Unsererseits ist kein Termin abgesagt worden“, teilt die Pressestelle auf MZ-Anfrage mit. Es wäre nie einer vereinbart gewesen. Zimmer hat die Absage schwarz auf weiß, kann nicht verstehen, warum man sich in Bezug auf Petersroda so windet. Wie die Bahn AG weiter informiert, seien aktuell keine Lärmschutzwände geplant. Was das Eisenbahnunternehmen einräumt: „Die Deutsche Bahn wird mit dem Bürgermeister von Sandersdorf-Brehna einen Termin vereinbaren.“ (mz)