Von der Goitzsche aufs Abstellgleis Von der Goitzsche aufs Abstellgleis: Zörbigs Tretboot-Schwan soll wieder schwimmen

Zörbig - Es gibt Menschen, die müssen rotieren. Bernd Schäfer gehört dazu. „Ich kann einfach nicht stillsitzen. Ich muss etwas tun“, sagt der Wahl-Zörbiger.
Als er noch arbeiten ging und als Meister für Elektrotechnik in einem großen Unternehmen im Bitterfeld-Wolfener Chemiepark eine ganze Gruppe von Handwerkern um sich hatte, war das eine leichte Aufgabe. Es gab immer etwas zu tun. Aber jetzt im gerade angebrochenen Ruhestand? „Da suche ich mir Aufgaben“, erklärt der 66-Jährige.
Er ist zum Schwanenflüsterer geworden. Versucht zu verstehen, warum das Tier nicht tut, was es tun soll. Sein technischer Verstand kommt ihm dabei gerade recht. Der Schwan ist kein echtes Tier. Es ist ein Tretboot, das geraume Zeit auf der Goitzsche im Einsatz war und schließlich leicht ramponiert auf dem Trockenen stand.
In Zörbig war Bauamtsleiter Andreas Voss auf den Bitterfelder Schwan aufmerksam geworden
In Zörbig war Bauamtsleiter Andreas Voss auf den Bitterfelder Schwan aufmerksam geworden. Er machte sich stark für das Tier, bekam es und holte es in seine Heimat. Dort sollte es seinen zweiten Frühling erleben. Nur wie? Schließlich ist die städtische Kasse nicht gerade üppig gefüllt.
Es war am Ende ein Aufruf der Stadtverwaltung, der Bernd Schäfer aus der Reserve lockte. „Ich bin wohl einer von Hunderten, die bei der Reparatur mitmachen wollen.“ Mit diesem Satz und reichlich Humor begann er das Gespräch mit den Verantwortlichen im Rathaus. Schäfer ahnte, dass die Liste der freiwilligen Helfer nicht lang sein würde. „Aber nur ich allein, das hat mich schon überrascht. Es ist doch eine gute Gelegenheit, sich einzubringen und seiner Stadt etwas zurückzugeben.“
Der Schwan braucht mehr als eine Schönheits-OP
Schäfer redet nicht lange. Er packt an, untersucht. Erste Erkenntnis: Der Schwan braucht mehr als eine Schönheits-OP. Das Antriebsschaufelrad ist defekt. Ein Pedalantrieb fehlt komplett. Die Ruderanlage wackelt. Dazu kommen Schäden an den Entwässerungsstopfen, fehlende Halterungen zum Festmachen des Tretbootes. „Eine kleine Reparatur ist das nicht. Das ist schon ein Kapitalschaden“, meint der Schwanenflüsterer.
Zumal das Boot auch noch komplett abgedichtet, geschliffen und mit neuer Farbe versehen werden muss. Erstaunlich, dass Bernd Schäfer angesichts der langen Mängelliste die Lust am Projekt nicht verloren hat und stattdessen mit reichlich Energie voranschreitet.
Einen konkreten Fertigstellungstermin will der Zörbiger nicht nennen. Zu groß wäre der Ärger, würde der nicht gehalten werden können. „Aber vielleicht wird es noch was in diesem Sommer“, hofft der Meister und sinniert schon einmal über Einsatzorte des Tretboots. Hoch im Kurs steht zum Beispiel der Leipziger Teich in Zörbig. (mz)