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Volleyball-Landespokal  Volleyball-Landespokal : Der "Muttisatz" muss sein

Von christian kattner 27.04.2013, 15:54
Mercedes Rutsch (l.) und Marion Berger wollen am Sonnabend mit guter Laune am Netz erfolgreich sein.
Mercedes Rutsch (l.) und Marion Berger wollen am Sonnabend mit guter Laune am Netz erfolgreich sein. christian kattner Lizenz

wolfen/MZ - Den Altersunterschied sieht man ihnen natürlich an. 28 Jahre trennen Marion Berger (45) und Mercedes Rutsch (17) voneinander. Doch ist diese Differenz nicht zu spüren, wenn Marion Berger zu erzählen beginnt. Sie bezeichnet sich zwar selber als „die Mutti der Mannschaft“, aber ist alles andere als ruhig. Das trifft dann schon eher auf die bedeutend jüngere Teamkollegin zu, die in ihren Sätzen oftmals unterbrochen wird, wenn die „Mutti“ spricht. Doch die 45-jährige Erzieherin meint das nicht böse, es scheint in ihrem Naturell zu liegen, dass sie gerne erzählt. Mercedes Rutsch wirkt da schon etwas ruhiger, ist das Küken der Mannschaft.

Doch auf dem Feld gibt es keine Altersunterschiede, da gibt es nur gut und weniger gut. Auf die Spielerinnen der WSG 78 Wolfen trifft in dieser Saison ganz klar Ersteres zu. In der Landesklasse Ost belegten sie mit nur zwei Niederlagen den zweiten Platz. Das eigentliche Highlight dieser Saison lieferte die Mannschaft jedoch vor knapp drei Wochen ab. Als klarer Außenseiter in das Halbfinal-Turnier um den Landespokal gestartet, gelang nach Siegen über die Landesligisten aus Weißenfels und die Regionalliga-Damen des VC Bitterfeld-Wolfen die große Sensation: Beide Spiele wurden gewonnen und damit der Einzug in das Pokalfinale perfekt gemacht. „Wir hätten nie gedacht, dass wir so weit kommen“, erzählt Marion Berger. Schon gar nicht im Spiel gegen den VC Bitterfeld-Wolfen. Die ersten beiden Sätze hatte die WSG gewonnen, dann die folgenden zwei Durchgänge verloren - der Tiebreak musste also entscheiden. „Eigentlich haben wir vorher nie einen gewonnen“, sagt Marion Berger. Doch diesmal klappte es.

Für die Spielerinnen ist allein der Einzug in das Finale schon die Krönung der Saison. Als was würde das Team dann aber den Pokalsieg bezeichnen? „Als das i-Tüpfelchen“, so Berger. Seit 28 Jahren spielt sie bereits Volleyball, vorher war sie Fußballerin. Die Position, die sie jetzt in ihrer Sportart einnimmt, ist im Fußball eigentlich antik, im Volleyball aber erst wenige Jahre alt: der Libero. Auch da hebt sich Marion Berger dann natürlich mit ihrem anders farbigen Trikot vom Rest des Teams ab - nicht weil sie es will, sondern weil das so vorgeschrieben ist.

Sie will keine Extrawürste, würde, wenn das Team sagt, dass sie nicht mehr gebraucht wird, auch aufhören. Doch daran ist noch nicht zu denken. Sie muss sich ja auch noch um ihre Mitspielerinnen kümmern: Taschentücher und Verpflegung habe sie immer dabei. Dafür möchte sie nur eine Gegenleistung: „Es gibt immer einen Mutti-Satz für mich. Der muss sein.“

Ihr Team soll mindestens einen Satz gewinnen - für sie. Mercedes Rutsch hilft da natürlich, wo sie kann. Sie fühlt sich wohl bei der WSG: „Das ist mein Heimatverein. Ich möchte hier auch nicht weggehen.“ Mit sechs Jahren fing sie mit dem Volleyball an, der Papa nahm sie schon frühzeitig mit in die Halle. Die geerbten Volleyballgene der Eltern ließen sie zu einer guten Spielerin werden.

So gut, dass die Schülerin eben am Sonnabend zum ersten Mal den Landespokal gewinnen kann. „Wir haben nichts zu verlieren“, sagt die 17-Jährige, „einen Pokal haben wir ja aber schon sicher, denn als Zweiter bekommt man auch einen Pokal“, sagt Mercedes Rutsch. „Der wird dann sofort mit Sekt gefüllt“, fügt Marion Berger schnell an. Es ist eben die ihr eigene Art. Aber das macht sie für alle so sympathisch.