Unkrautplage Unkraut-Invasion: Jeßnitz kämpft gegen Knöterich

Jeßnitz - Er wächst und wächst und wächst. „Aktuell sind es drei bis 30 Zentimeter. Am Tag“. Thomas Eisel hat den Kampf mit einem wahren Monstrum aufgenommen. Im Auftrag des Landesamtes für Hochwasserschutz will er am Rand der Deichtrasse vor den Toren von Jeßnitz-West dem Japanischen Staudenknöterich den Garaus machen.
Es ist ein schwieriges Unterfangen und hat trotz des Einsatzes von Baggern sowie allerhand Tricks und Kniffen viel mit dem Vergleich zwischen David und Goliath zu tun. Das glückliche Ende will Eisel für sich in Anspruch nehmen. Er will den Riesen bezwingen.
Kraut schießt den Menschen über den Kopf
Das wird schwer. Der Staudenknöterich hat in unseren Breiten keine natürlichen Feinde. Er ist ein Neophyt. Eingeschleppt oder für den Anbau auf heimischer Scholle für gut befunden. „Bis er den Leuten im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf gewachsen ist“, sagt Eisel und glaubt, dass ein wirklich kleiner Stein auf der Fläche hinter der Gartenanlage „Kochs Mühle“ eine ganze Lawine ins Rollen gebracht hat.
„Wahrscheinlich hat jemand die Pflanze ausgegraben und in die Aschengrube gebracht.“ Die alte Lagerstätte liegt am Rand der Deichbautrasse. Der Staudenknöterich fand hier beste Bedingungen. Er entwickelte sich prächtig. Um mindestens einen Meter breitete er sich pro Saison aus. Die Stängel sind drei bis vier Meter hoch. Dichtes Blattwerk beschattet den Boden. „Gras wächst da nicht mehr“, stellt Eisel klar.
Kraut behindert Deichbau
Genau das ist das Problem. Beim Deichbau sorgt eine dichte Grasnarbe für zusätzliche Stabilität. Kann die nicht wachsen, muss gehandelt werden. Deshalb ist Thomas Eisel in der Spur und sorgt in Jeßnitz für Aufsehen. Denn Spitzen schneiden reicht beim Knöterich nicht. Die Pflanze bildet sogenannte Rhizome. Das dichte Wurzelwerk schiebt sich ohne Unterlass voran.
Jeßnitz-West war dem Hochwasser der Mulde weitgehend schutzlos ausgesetzt. Das sorgte für Bürgerunmut. Nach jahrelanger Vorbereitung wurde schließlich mit dem Bau von Hochwasserschutzanlagen begonnen. Der Deich zwischen Greppin und Jeßnitz-West soll insgesamt fünf Kilometer lang sein. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Deichverlängerung Richtung Flutbrücke in Jeßnitz. Die komplette Anlage soll große Teile des Chemieparks und Jeßnitz-West vor Überflutungen schützen.
Die Landschaftsbauer sind deshalb mit dem Bagger angerückt. 30 Zentimeter Boden werden abgetragen. Große Teile des Knöterichs sind damit erfasst. Die Erde wird in einem engmaschigen Sieb gesäubert, der Pflanzenabfall thermisch behandelt. „Den Boden können wir später wieder auftragen“, betont der Fachmann. Nur würde das allein dem Knöterich auf Dauer nichts anhaben.
David gegen Goliath
Das Problem muss an der Wurzel behoben werden. „Wir bringen auf die ausgebaggerte Fläche ein doppellagiges Flies auf. Darüber kommt der behandelte Boden.“ Für Eisel ist die Sache klar. „Hier kommt dann kein Knöterich mehr durch.“ Als Baumsachverständiger geht der Mülbecker ein Wagnis aus. Er könnte die Radikalvariante wählen, sämtlichen Baumbestand hinter „Kochs Mühle“ entfernen und die Flächen leicht mit Flies auslegen. Das macht er nicht. Die weitere Ausdehnung des Wurzelwerks soll mit Rhizomsperren verhindert werden - senkrecht in den Boden eingebrachten Barrieren. Sie finden sich auch als Manschetten um Bäume. Der Fachmann ist zuversichtlich, so den Kampf David gegen Goliath für sich zu entscheiden. Gleichzeitig kann er den Baumbestand retten. Eine Sache hat er aber noch auf dem Herzen. Die Leute sollen nachdenken, was sie für den Garten anschaffen. „Beim Knöterich gilt das Motto: Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los.“ (mz)
