Thurländer Pfingstburschen Thurländer Pfingstburschen: Hinter den Kulissen brodelt es

Thurland - Pfingsten ohne das Fest in Thurland? Schwer vorstellbar. Doch hing das Spektakel in diesem Jahr am seidenen Faden - auch wenn Besucher davon nichts merken werden. Samstag lockt ab 13 Uhr auf der Pfingstwiese im Lingenauer Forst Schwof zu Blasmusik, Sonntag folgen Sport und Spiel auf dem Festplatz und Montag stehen Reiterumzug und Ringreiten auf dem Programm. Alles scheint wie immer. Doch hinter den Kulissen brodelt es.
Pfingsten in Thurland ist eines der Feste in Raguhn-Jeßnitz. Für den Pfingstburschen-Traditionsverein ist es aber auch ein Kraftakt. „Vor allem ein finanzieller“, wie Ortsbürgermeister Nils Naumann und Vereinschef Michael Kaufmann betonen. Das kommt einem Hilfeschrei gleich. Das Festbudget von fast 10 000 Euro ist allein durch Eintritts- und Sponsorgelder nicht zu stemmen. „Und ist das Wetter schlecht, rutscht der ganze Finanzplan schnell ins Minus“, fügt SPD-Stadtrat Manfred Dreißig hinzu. Er bricht eine Lanze fürs Fest. „Das ist keine Veranstaltung für Thurländer. Das ist ein Highlight für alle“, so Dreißig.
Der Unternehmer steuert wie andere Berufskollegen Jahr für Jahr Geld für die Traditionsveranstaltung bei. Wohl wissend, dass die Ortschaft allein dem Verein nicht auf die Sprünge helfen kann. Gut 800 Euro hat Thurland pro Jahr für die Brauchtumspflege und Förderung der Vereinsarbeit. Große Sprünge sind damit nicht drin. „Ich kann den Pfingstburschen mehr Geld geben, muss dann aber bei den Rentnern streichen“, erklärte Ortsbürgermeister Naumann im Raguhn-Jeßnitzer Stadtrat. Der Thurländer warb für Extra-Geld und konnte zumindest im Hauptausschuss punkten.
Während der Raguhn-Jeßnitzer Bürgermeister Eberhard Berger (CDU) auf das Budget und die Verfügungsgewalt der Ortschaften verwies und eine zusätzliche Zahlung erst mal verweigerte, knickten die Hauptausschussmitglieder ein. 500 Euro überweist die Stadt jetzt den Pfingstburschen.
Das allerdings droht zum Präzedenzfall zu werden. Meint jedenfalls Stadtrat Steffen Erdreich. „Ich bin dafür, dass die Thurländer das Geld bekommen.“ Doch schwant dem Retzauer, dass jetzt viele andere Akteure auf den Plan treten werden. „Wir haben so viele Feste. Und Geld hat kein Verein im Überfluss.“ Erdreich will ein Wettrennen um zusätzliches städtisches Geld vermeiden. Und setzt auf Planungssicherheit. „Wir könnten im Amtsblatt Vereine auffordern, ihren besonderen Bedarf bis Ende November anzumelden. Dann können wir besser planen.“
Was gut klingt, hat einen Haken. Geld für freiwillige Aufgaben kann die Kommune nur ausreichen, wenn ihr Haushalt ausgeglichen ist. In Raguhn-Jeßnitz ist das noch der Fall. Pfingsten in Thurland könnte eine Lawine ins Rollen bringen. Fraglich ist, ob die Verteilung von Brauchtumsmitteln nach Einwohnerzahlen zeitgemäß ist. Thurland ist mit knapp 400 Einwohnern einer der kleinsten Orte der Stadt und stellt eines der größten Feste auf die Beine. Mit zwei Euro pro Einwohner Zuschuss sind die Möglichkeiten jedoch von vornherein begrenzt.