Streit um Beschulung Streit um Beschulung : Eltern aus Görzig droht Zwangshaft

Görzig - Der Streit des Görziger Ehepaars Gregor mit verschiedenen Behörden, bei dem es um die Beschulung dreier Kinder der Familie in der Grundschule Görzig geht, hat sich weiter zugespitzt. Nunmehr haben Susanne und Fred Gregor mehrere Schreiben vom Ordnungsamt der Landkreisverwaltung erhalten. Darin wird ihnen ein Zwangsgeld von zusammen 2.100 Euro angedroht, wenn sie nicht dafür sorgen, dass ihre Kinder Nancy, Tom und Paul die Schule in Görzig besuchen - und zwar an jedem Schultag. Das Amt will die Schulpflicht durchsetzen, die in Deutschland gilt.
Die Kinder, ist den Schreiben zu entnehmen, fehlen seit dem 16. Februar dieses Jahres unentschuldigt, die Fehltage haben sich auf 31 summiert. Sollte das Ehepaar das Zwangsgeld bis zum 12. April nicht gezahlt haben, könne das Verwaltungsgericht auf Antrag des Landkreises Anhalt-Bitterfeld auch Ersatzzwangshaft anordnen.
Tatsächlich gehen die Kinder schon seit Herbst vergangenen Jahres nicht mehr zur Schule, werden dafür laut Medienberichten zu Hause von ihren Eltern unterrichtet. Gregors hatten ihre Kinder aus der Schule genommen, weil sie der Auffassung waren, dass dort aufgetretene, unangenehm riechende Stoffe ihren Kindern gesundheitlich schaden würden. Insbesondere die beiden Jungen, einer von ihnen leidet unter Asthma, hätten über Beschwerden geklagt.
30 000 Euro für Sanierung
Das Thema zog Kreise, die Stadt Südliches Anhalt als Eigentümerin der Grundschule handelte. „Wir haben die beiden betroffenen Klassenräume sanieren lassen und dafür rund 30 000 Euro aufgewendet“, informiert Bürgermeister Burkhard Bresch. Es schlossen sich vom Landkreis ausgelöste Innenraumluftmessungen des Landesamtes für Verbraucherschutz in der Grundschule an. Die Ergebnisse veranlassten das Amt zu der Empfehlung, noch zwei weitere Räume präventiv sanieren zu lassen (die MZ berichtete).
„Das lassen wir nun in den großen Ferien auch noch machen. Diese Räume befinden sich auf der selben Etage. Wir haben danach eine einheitliche Renovierungsstufe“, kündigte Bresch an. Eine akute Gesundheitsgefährdung, so besagen es Gutachten, gab es aber zu keinem Zeitpunkt. „Bis auf die beiden Kinder ist mir kein weiterer Fall bekannt, wo sich Eltern darüber beschwerten, dass ihre Kinder durch den Besuch der Görziger Schule gesundheitliche Beschwerden hätten“, sagt Burkhard Bresch.
Die Bemühungen der Kommune, die zur Abstellung der Geruchsbelästigung in der Schule führten, haben beim Ehepaar Gregor keine Akzeptanz gefunden. Sie wollen ihre Kinder auch jetzt nicht in die Görziger Schule schicken, dafür aber in die Grundschule Gröbzig. Dieses Ziel ist aber längst nicht erreicht, die Ämter machen nicht das, was Gregors wollen. Das Görziger Elternpaar investiert dabei viel Zeit in Korrespondenzen mit den Behörden und schreibt unermüdlich Beschwerden und Widersprüche.
Auf der Homepage www.bildungsserver.info, für deren Inhalt laut Impressum Fred Gregor verantwortlich ist, kann man den Schriftverkehr nachlesen. Beispielsweise auch eine Strafanzeige vom 13. Januar dieses Jahres gegen Bernd Hauschild, Fachbereichsleiter in der Stadtverwaltung Südliches Anhalt. Gregors werfen ihm Körperverletzung im Amt vor. Hauschild habe „trotz besseren Wissens schutzbefohlenen Minderjährigen einer nicht unerheblichen dauerhaften Schadstoffbelastung ausgesetzt“. Hauschild selbst konnte bis heute nicht darauf reagieren. „Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft haben mich dazu befragt“, sagt Hauschild.
Die jüngste Strafanzeige richtet sich gegen Grundschulleiterin Christine Lehmann. Polizeisprecher Hans-Peter Klimmek bestätigte auf MZ-Anfrage den Eingang der Anzeige beim Revier in Köthen. Gregors bezichtigen die Schulleiterin der Falschaussage. „Wir haben unsere Kinder immer entschuldigt. Sie aber hat gesagt, dass wir unsere Kinder nicht entschuldigt haben. Durch diese Falschaussage hat sie das Ordnungsamt auf den Plan gerufen“, teilte Fred Gregor auf MZ-Anfrage mit.
„Deppen“ und „Halbaffen“
Manche Formulierungen, die Gregors bei ihren Schreiben an diverse Ämter verwendet haben, sind beleidigend und unter der Gürtellinie. So bezeichnete Fred Gregor beispielsweise Mitarbeiter des Ordnungsamtes als „Deppen“ und „Halbaffen“. Schulleiterin Lehmann warf er vor, ihr ginge das Kindeswohl „am Arsch“ vorbei. Völlig entgleiste Fred Gregor, als er Ordnungs- und Landesschulamt Erpressung vorwarf, „...indem Sie, wenn wir unsere Kinder nicht zur weiteren Vergiftung in diese Grundschule bringen, uns mit Bußgelder nach Belieben ...drohen“. Und fügte hinzu: „Warum schicken Sie die Kinder nicht gleich in eine Gaskammer, dann dauert es nicht so lange und die Kinder müssen sich nicht noch quälen.“
Trotz dieses offensichtlichen Frustes auf die Ämter: Beim Jugendamt des Landkreises suchen die Görziger nun Unterstützung, um die neue Situation zu bewältigen. Am 4. April reichten sie ein Schreiben ein und baten um Hilfe zum Wohle ihrer sechs Kinder. Die angedrohte Zwangshaft würde zum „sozialen Desaster für die ganze Familie führen“. Allerdings äußerten die Eltern auch die absurde Befürchtung, dass ihrem Sohn Paul Gregor „Drogen verabreicht werden sollen, damit er weiterhin die Grundschule Görzig besuchen kann. Hier besteht nicht nur eine Gefährdung, sondern die Absicht der vorsätzlichen Körperverletzung an dem Kind“. (mz)