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Ungewöhnlicher Nistplatz Storchennest: Friedersdorfer Gärtnerei freut sich über Nachwuchs

Von Michael Maul 26.07.2016, 11:53
Das Nest in Friedersdorf ist gut besetzt: Drei kräftig gewachsene Jungstörche thronen über der Gärtnerei Tschitschmann.
Das Nest in Friedersdorf ist gut besetzt: Drei kräftig gewachsene Jungstörche thronen über der Gärtnerei Tschitschmann. Michael Maul

Friedersdorf - Wenn sie kommen, steht Arbeit an. Wenn sie wieder abfliegen, keimt bereits die Vorfreude auf das nächste Jahr, wenn die Störche sich hoffentlich erneut ihren Platz auf dem Schornstein des Gartenbaubetriebes Tschitschmann in Friedersdorf suchen. Das geht nun schon drei Jahre lang so - und die Friedersdorfer möchten es nicht mehr missen. Zumal es eine tolle Abwechslung im Alltag ist.

„In diesem Jahr ist der Nachwuchs der Störche prächtig gewachsen“, sagt Reinhard Tschitschmann und zeigt in Richtung Gärtnereischornstein, auf dem drei junge Tiere zu sehen sind. Fünf Eier seien es anfangs gewesen, drei Störche hätten es geschafft. „Eine prima Sache“, meint der Gärtner. Im ersten Jahr habe man das Aufwachsen eines jungen Storches beobachten können, im zweiten Jahr zwei und nun drei. „Wenn das so weitergeht, haben wir bald eine Kolonie hier“, meint Tschitschmann lachend.

Störche nisten auf Gewächshaus

Dabei hätten die Tiere immer wieder den alten Schornstein bevorzugt, der eigentlich für die Heizung der Gewächshäuser dient. Da sich die Störche aber einfach nicht mit dem gleich daneben eigens neu gebauten Mast samt Wagenrad anfreunden wollten, wurde umgeplant. „Die Ölheizung wurde in Betrieb genommen und sogar das Abluftrohr verlängert. Das gehe jetzt mitten durch das Nest der Tiere, was sie aber nicht sonderlich zu stören scheine.

Auch das Geräusch des Gebläses mache den Tieren keine Angst. Die Störche seien sowieso nicht sehr ängstlich, denn selbst der Krach einer Nachbarfirma störe sie nicht. Auch hätten sie sich schon mal auf dem Hof niedergelassen. „Streicheln kann man sie allerdings nicht“, weiß Tschitschmann.

Wie geht es dem Nachwuchs?

„Zur Stabilisierung des Horstes habe ich in diesem Jahr eine Palette auf der Esse aufgestellt“, sagt er. Das hätten die Tiere, die am 1. Und 2. April angekommen seien, dankend angenommen. „Ruck zuck war das Nest fertig, in dem Anfang Mai fünf Eier lagen. Am 15. Mai sind die Tiere geschlüpft. Aber nur drei schafften es“, berichtet der Friedersdorfer. Das Klappern der Schnäbel sei schon zu hören gewesen, als man die Kleinen noch gar nicht sehen konnte. „Ganz leise, aber immerhin“, freut sich der Chef des Betriebes.

Ob nun Tschitschmanns eine besondere Gabe oder einen guten Draht zu den großen Tieren haben, wisse er nicht. Aber bei seinem Sohn in Brösa habe sich auch ein Paar niedergelassen. „Die Weißstörche gehören schon fast zur Familie“, sagt Reinhard Tschitschmann.

Im August ziehen Störche nach Westen

Man beobachte ihr Treiben genau und kenne sich schon mit den Verhaltensweisen aus. Trotz der vielen Arbeit, die in einer Gärtnerei anstehe, schweife immer wieder der Blick zum Schornstein, auf dem sich die Tiere niedergelassen haben. Dabei werde genau beobachtet, wie sich die Elterntiere verhalten, wie die Fütterung abläuft und wie sich die Jungen entwickeln. „Mit dem Fliegen klappt es noch nicht so richtig, auch wenn die Störche schon mal eine kleine Runde drehen“, weiß der Gärtner. „Doch sie werden es schon noch lernen“, da ist sich Tschitschmann sicher.

Schließlich soll es Ende August auf die große Reise in die warmen Gefilde der Welt gehen. „Unsere Störche sind so genannte Westzieher“, erklärt er. Sie würden oft nicht bis nach Afrika fliegen, sondern sich schon in den warmen Regionen Frankreichs niederlassen. Deshalb seien sie auch im Frühjahr beizeiten zurück.

Wenn dann das Nest im August oder September leer ist, wird es vom Schornstein genommen. So kann dieser für die winterliche Heizperiode genutzt werden. „Das muss man ganz behutsam tun, denn das Nest kann zwischen 50 und 100 Kilogramm wiegen“, weiß Tschitschmann. Einfach so runterwerfen gehe nicht, da würde das Dach beschädigt werden. Und die Störche wollen ja im nächsten Jahr auch wieder etwas zu tun haben, freut sich der Gartenchef schon auf die nächste Ankunft. Einer seiner Schützlinge, der beringt ist, kann schon auf 20 Storchenjahre zurückblicken. Wie sich die Jungen in diesem Jahr entwickeln, werde sich zeigen. Ringe haben sie schon bekommen. (mz)

Ein junger Storch unternimmt erste Flugversuche.
Ein junger Storch unternimmt erste Flugversuche.
Michael Maul