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Sportschiessen-1. Bundesliga Sportschiessen-1. Bundesliga: In der Blase

Von Marcus Bräuer 21.10.2015, 21:14
Charleen Bänisch überzeugte bei den ersten beiden Wettkämpfen und will das am kommenden Wochenende wiederholen.
Charleen Bänisch überzeugte bei den ersten beiden Wettkämpfen und will das am kommenden Wochenende wiederholen. Hartmut Bösener Lizenz

Weissandt-Gölzau - Premieren liefern Erkenntnisse, so war es auch beim Schützenverein Gölzau vor knapp zwei Wochen. Nach den ersten beiden Wettkampftagen in der 1. Bundesliga Luftgewehr war klar: Gölzau kann nicht nur mit den besten Mannschaften Deutschlands mithalten, sondern gewinnen. Es wurde aber auch deutlich: Sehr gute Leistungen müssen nicht immer von Erfolg gekrönt sein.

Geschätztes Mannschaftsgefühl

Bestes Beispiel ist Charleen Bänisch. Die 19-Jährige lieferte in Osterode das ab, was sich Trainer Fritz Naumann von ihr erhofft hatte. Im Wettkampf gegen den letztjährigen Meisterschafts-Dritten Hubertus Elsen schoss sie 395 Ringe, einen Tag später gegen Wieckenberg 392. Nur: Gewinnen konnte Bänisch ihre Duelle mit diesen Ringzahlen nicht.

Das Leistungsniveau in Deutschlands höchster Schützenklasse ist vergleichbar mit Olympischen Spielen. Deutschlands Beste gehören dazu, ebenso wie internationale Spitzenschützen. Charleen Bänisch verlor beispielsweise gegen Deutschlands besten Luftgewehrschützen Julian Justus, der 396 Ringe, also einen mehr als Bänisch, erzielt hatte. „Trotz der Niederlage war ich zufrieden mit meiner Leistung“, sagt Charleen Bänisch rückblickend, „ich habe gezeigt, dass ich gegen einen der Besten mithalten kann.“ Mit dem zweiten Duell haderte die gebürtige Brandenburgerin aber: „Da war ich traurig. Es ist blöd gelaufen. Da war mehr drin.“ Mit Wieckenbergs Claire-Luisa Ruschel hatte sie schon ein paar Mal trainiert, mit 395 Ringen hatte sie den besseren Tag. Dennoch ging der Mannschaftspunkt an den SV Gölzau, weil Bänischs Teamkollegen die nötigen Einzelpunkte holten. „Das hat es mir erleichtert“, sagt Charleen Bänisch, die das Mannschaftsgefühl in einer Sportart, die eigentlich für Einzelkämpfer ist, sehr schätzt.

Und so ist ihre erste Antwort auf die Frage, an was sie im Hinblick auf die kommenden beiden Wettkämpfe denkt, auch: „An den Spaß mit der Mannschaft.“ Gölzau trifft im niedersächsischen Wietze am Sonnabend auf die SG Mengshausen, einen Tag später steht das Duell gegen die SSG Kevelaer an. Gölzaus Trainer Fritz Naumann ist sicher: „Wenn unsere Sportler gut drauf sind, haben wir gegen beide Gegner eine reelle Chance.“ Gegen wen Charleen Bänisch schießen wird, weiß sie noch nicht. „Ich denke schon darüber nach, wie gut der Gegner sein könnte“, sagt sie, „aber ich weiß, was ich kann.“ Sprich: Charleen Bänisch traut sich Einzelsiege zu.

Training unter „extremer Musik“

Um ihr Selbstvertrauen ist es gut bestellt, um das einer ihrer Teamkameradinnen eher weniger: Lena Cramer, die an Position zwei schießt, blieb bei den ersten beiden Wettkämpfen weit hinter den Erwartungen. „Ich habe mitgelitten, ich konnte es nachvollziehen“, sagt Charleen Bänisch. Cramer war mit der Lautstärke während des Wettkampfes nicht zurecht gekommen. Um sich besser damit anzufreunden, wurde ein Lautsprecher angeschafft, der im Training „extreme Musik“ (Fritz Naumann) spielt.

Auch Bänisch nahm den Trubel, die Fans, den Sprecher, den Lärm wahr. „Aber es war komisch“, sagt sie, „ich habe wie eine Blase um mich herum aufgebaut. Man nimmt alles wahr, aber man ist bei sich.“ Bleibt zu hoffen, dass ihr das erneut gelingt. Und auch den anderen Gölzauer Schützinnen und Schützen. Es würde die Chancen auf den Teamerfolg erhöhen.