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Spendenaufruf in Reinsdorf Spendenaufruf in Reinsdorf: 12.200 Euro werden für dringende Arbeiten benötigt

Von Henrik Klemm 09.03.2017, 09:57
Ortsbürgermeister Rainer Poppe im Innern der Reinsdorfer Kirchenruine - das verbliebene Mauerwerk muss dringend gesichert werden, damit das Gotteshaus wieder für Veranstaltungen genutzt werden kann. 12.200 Euro sind laut einem Gutachten dafür nötig.
Ortsbürgermeister Rainer Poppe im Innern der Reinsdorfer Kirchenruine - das verbliebene Mauerwerk muss dringend gesichert werden, damit das Gotteshaus wieder für Veranstaltungen genutzt werden kann. 12.200 Euro sind laut einem Gutachten dafür nötig. Heiko Rebsch

Reinsdorf - Ortsbürgermeister Rainer Poppe (parteilos) hat den Schlüssel zur Reinsdorfer Kirche geholt, öffnet mit ihm die originalgetreu nachgebaute Kirchentür und steht erneut im Freien.

Seit Jahrzehnten ist das Gotteshaus in der etwa 300 Einwohner zählenden Ortschaft der Stadt Südliches Anhalt nur noch eine Ruine, wenn auch mit noch halbwegs intaktem Turm und Mauerwerk.

Eine Ruine, die trotzdem lange und soweit es möglich war vom seit zehn Jahren bestehenden und überaus engagierten Kultur- und Feuerwehrverein Reinsdorf genutzt wurde, nachdem vor Jahren der Innenraum von Wildwuchs und Unrat befreit worden war. Der Verein organisierte dort jedes Jahr etliche Veranstaltungen für die Dorfgemeinschaft.

„Es muss etwas getan werden, um die verbliebene Bausubstanz zu erhalten“

Seit einiger Zeit geht dies indes im Inneren der Kirche nicht mehr. „Es besteht die Gefahr, dass Steine von den Mauern herunterfallen“, sagt der Ortsbürgermeister. Niederschläge haben ganze Arbeit geleistet, die Abdeckungen erfüllen ihre Aufgabe nur noch unzureichend.

„Es muss etwas getan werden, um die verbliebene Bausubstanz zu erhalten, sie zu sichern. Wenn jetzt nichts geschieht, dann liegt hier in zehn Jahren nur noch ein großer Schuttberg“, fügt er hinzu. Wie zur Bestätigung seiner Worte läutet die Turmuhr, die nach einer Reparatur vor etlichen Jahren zuverlässig ihren Dienst leistet.

12.200 Euro, so hat es ein Ingenieurbüro ermittelt, wird die relativ klein erscheinende Sanierungsmaßnahme kosten. Die Abdeckung etlicher Mauern ist defekt, muss erneuert, dort, wo noch keine existiert, soll eine angebracht werden. Das Gutachten haben die Reinsdorfer aus Mitteln, die sie für Zuwendungen an Vereine und Einrichtungen des Ortes erhalten, finanzieren können.

Wie indes die erforderlichen Arbeiten bezahlt werden, das steht noch nicht fest. Einen Plan haben die Reinsdorfer aber schon: Der Gemeindekirchenrat „An der Fuhne“ und der Ortschaftsrat, unterstützt vom Kultur- und Feuerwehrverein, gehen mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. „Die Kirche gehört zum Dorf“ haben sie ihn überschrieben und hoffen nun, dass die erforderlichen Mittel zusammenkommen.

Ortsbürgermeister Poppe hat Vertrauen in die Dorfgemeinschaft

Ortsbürgermeister Poppe ist sich ziemlich sicher, dass die Dorfbewohner mitziehen. Schließlich steht die Kirche nicht nur in der Mitte des Ortes, sondern ist auch der Mittelpunkt des Dorflebens. Alle Veranstaltungen, die bislang rund um den Bau unter den prächtigen Linden und Kastanien und im Inneren stattfanden, seien gut besucht gewesen. „Ich bin optimistisch“, sagt Poppe.

Und der Ortschaftsrat geht voran. Hans-Dieter Skusa, Vereinsvorsitzender, und Rainer Poppe werden jeweils 200 Euro zur Verfügung stellen. Die anderen drei Räte wollen eine ihrer monatlichen Aufwandsentschädigungen spenden. Zudem gehen sie „hausieren“, wie Poppe sagt, um die Sache auch richtig bekannt zu machen.

Große Hoffnungen liegen auf der Evangelischen Landeskirche Anhalts

Der Spendenaufruf wird ausgehängt und verteilt. Natürlich liegen auch große Hoffnungen auf der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Der Gemeindekirchenrat „An der Fuhne“ hat beim Kirchlichen Bauamt in Dessau einen Antrag auf Förderung gestellt, eine Entscheidung über die Bewilligung steht indes noch aus.

Zudem könnte, falls die Landeskirche dem zustimmt, die Aktion „Aus eins mach zwei“ auch für die Reinsdorfer Kirche Anwendung finden. Klappt dies, dann würde die Spendensumme verdoppelt werden. Pfarrer Andreas Karras freut es, dass sich seit dem Aufleben des Kultur- und Feuerwehrvereins das Gefühl, dass die Kirche zum Ort gehört, stark ausgeprägt habe.

Wer helfen möchte, der kann unter dem Stichwort: „Erhalt Kirche Reinsdorf, Aktion ,Aus eins mach zwei’“ spenden. Die Spende geht an:

Kirchengemeinde An der Fuhne
IBAN: DE94 8005 3722 0302 0149 50
BIC: NOLA DE 21 BTF
Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld.

(mz)

Heute Ruine, datiert der älteste Teil der einschiffigen, hohen Kirche, der massive Westquerturm, laut Wikipedia vor das 13. Jahrhundert. Der Turm wurde im 17. Jahrhundert aufgestockt und auf die Schweifhaube eine achteckige Laterne gesetzt. 1856 wurden Schiff und Chor klassizistisch umgebaut, dabei blieben die hochliegenden Fenster erhalten. Spiegeldecke, dreiseitige Empore, Kanzel und Ausstattung gingen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verloren. Die Schweifhaube wurde in den 1970er Jahren wegen Baufälligkeit abgetragen.

Die Kirche, „mit einem ziemlich hohen und schönen Thurm (mit drei Glocken) gehört zu den bessern des Landes, ist etwa 100 Jahre alt und nicht eben reich, in ihr befindet sich das Familienbegräbnis der frühern Gutsbesitzer, derer von Wülknitz“, schreibt der herzogliche Bibliothekar Heinrich Lindner 1833 in seiner „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“.

Diederich von dem Werder lebte von 1622 bis 1657 in Reinsdorf, ihm ist der Bau des Reinsdorfer Schlosses anzurechnen, das durch einen Brand 2010 zerstört wurde. Er war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Diederich von dem Werder wurde in Reinsdorf an der Kirche beigesetzt. (mz/hk)

Den Originalschlüssel für die Tür zur Kirche.
Den Originalschlüssel für die Tür zur Kirche.
Heiko Rebsch
Die unter Denkmalschutz stehende Kirche gehört der Landeskirche.
Die unter Denkmalschutz stehende Kirche gehört der Landeskirche.
Heiko Rebsch