Pferde besser verstehen Pferde besser verstehen: Vox-Pferdeflüsterin zu Gast in Prussendorf

Prussendorf - Ernie und Peter sind Stallnachbarn. „Gute Freunde“, wie Heike Wyschka meint. Die Welt ist dennoch etwas aus den Fugen geraten. Ernie und Peter haben Probleme und bescheren damit ihren Besitzern Sorgenfalten. Ernie sperrt sich mit aller Macht gegen das Laufen an der Longe. Peter kommt mit Spritzen nicht klar - beispielsweise, wenn er Mittel für die Wurmkur verabreicht bekommen soll.
Die Hengste gehen deshalb gut und gern als Problempferde durch. Nur sind sie es wirklich? Oder braucht es vielleicht nur den einen kleinen Tipp, um auf den rechten Weg zurückzukommen. „Wir nutzen einfach die Chance und stellen unsere Pferde heute hier vor“, erzählt Jürgen Wyschka. Den Weg aus Merzien nach Prussendorf hat das vom Pferdesport begeisterte Paar gern in Kauf genommen. Schließlich hoffen die beiden auf Hilfe von Sandra Schneider.
„(Problem-)Pferde besser verstehen“
Die hat sich einen Namen gemacht als Pferdeversteherin. Sie kann umgehen mit den Tieren und demonstriert das seit geraumer Zeit regelmäßig dem TV-Publikum. Beim Privatsender Vox hat Sandra Schneider angeheuert. Mit einem kleinen Team tourt sie außerdem durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und macht jetzt in Prussendorf Station.
Ihr Vorhaben klingt einfach. „(Problem-)Pferde besser verstehen“ steht in fetten Lettern auf den Plakaten zur Tour. Der Weg zueinander ist kein einfacher und er ist auch nicht auf die Vorführung vor Publikum beschränkt. „Ich schaue mir die Pferde erst einmal in Ruhe an“, sagt die Frau, die als Neunjährige zum Reiten kam und nie davon abgelassen hat. Im Gegenteil.
Sandra Schneider und ihre Passion für Pferde
Sie sattelte praktisch um. Ließ den Bürojob sausen und betrat berufliches Neuland. „Ich habe 2003 in New Mexico gearbeitet und dort das erste Mal mit den Problempferden zu tun gehabt.“ Die Tiere haben sie nicht losgelassen. Sandra Schneider redet offen von einer „Passion für solche Art von Pferden“.
Zumal die Probleme oft hausgemacht sind. „Die Tiere machen nicht, was der Mensch will. Der Mensch drängt, die Pferde und deren Psyche werden gebrochen.“ Es sind deutliche Worte, die die Pferdeversteherin wählt. Sie übt keine Schelte. Aber sie spart auch nichts aus.
Mensch und Tier sollen zueinander finden. Das ist ihre Aufgabe. Dass alles immer von jetzt auf gleich funktioniert, sagt sie nicht. Manchmal ist der Weg ein kurzer. Manchmal braucht es seine Zeit.
Ernie steht im Stall und hat den Auflauf davor genau im Blick. Sandra Schneider – „das Tier merkt, dass du einen Plan hast“ – geht in die Box, redet mit dem Painthorse-Hengst. „Na, Hase. Prima.“ Ernie wird getätschelt, darf schnuppern. Das Pferd wird Partner.
Das Pferd soll zum Partner und Freund werden
Scheinbar nebenbei erklärt Heike Wyschka die Sorgen. Ernie läuft nicht an der Longe. „Er bekommt Panik, büxt aus. Da hast du trotz Handschuhen Brandblasen an den Händen. So zieht er an.“ Die Rede ist von vermeintlichen muskulären Problemen und davon, dass es Zeit braucht, bis das Pferd in den ordentlichen Trab kommt. „Klar. Das tut ihm alles höllisch weh.“
Sandra Schneider ist in ihrem Element. Sie schaut, hört zu. Wunderdinge verspricht sie nicht. „Ich möchte den Leuten die Augen öffnen.“ Miteinander soll alles funktionieren, das Pferd soll zum Partner und Freund werden. Die Idee kommt nicht nur bei Pferdehaltern an. Sabrina Fritzsche und Freundin Jessica Conrad haben die Chance beim Schopf gepackt. Die Mädchen sitzen in der Prussendorfer Reithalle und schauen Sandra Schneider bei der Arbeit mit den Tieren zu. „Schön, wie sie mit den Pferden umgeht. Da ist Vertrauen da.“ (mz)