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Kulturspaziergang Kulturspaziergang: Die Goitzsche braucht den letzten Feinschliff

Von Ulf Rostalsky 14.06.2016, 11:35
Hauptanlaufpunkt für Touristen soll das Informations- und Service-Zentrum am Eingang zur Halbinsel Pouch werden.
Hauptanlaufpunkt für Touristen soll das Informations- und Service-Zentrum am Eingang zur Halbinsel Pouch werden. André Kehrer

Pouch - Die Goitzsche ist eine Perle. Da sind sich Bitterfelds Ex-Landrat Horst Tischer und Goitzsche-Tourismus-Geschäftsführer Ingo Jung einig. Tischer hält seit Jahren die Hand über die Kunstwerke aus Expo-Zeiten, die die Goitzsche einst zum weltgrößten Landschaftskunstprojekt machten. Jung will klotzen statt klecken, „touristische Hotspots“ schaffen und mehr Leute in die Region locken.

„Im Osten was Neues.“

Es sind auf den ersten Blick zwei Welten, die aufeinanderstoßen. Tischer und Jung können aber auch miteinander. „Erzählen Sie mal, was hier auf der Halbinsel alles passiert“, hält Tischer als Vorsitzender des Fördervereins Goitzsche Jung entgegen. Vorab hatte er mit seinen Vereinsfreunden das Motto des traditionellen Kulturspaziergangs in fetten Lettern auf Einladungen drucken lassen.

„Im Osten was Neues.“ Auf der Halbinsel wird er noch deutlicher. „Wir haben viel über die Landschaftskunst geredet. Jetzt wollen wir von neuen Entwicklungen, Ideen, Projekten hören.“ Jung ist für Tischer der geeignete Partner für Infos aus erster Hand. Bevor der jedoch in schillernden Farben sein Goitzsche-Bild malen kann, schreibt ihm der Ex-Landrat eine Forderung ins Aufgabenheft: „Die Goitzsche muss ein Refugium für alle Bürger sein.“ Die Botschaft ist nicht neu. Immer wieder erinnern Akteure wie Tischer an den Ufervertrag, mit dem sich Anrainer vor fast 20 Jahren für die freie Zugänglichkeit des Gewässers ausgesprochen hatten.

Wir wollen hier nichts einzäunen.

„Ganz klar. Wir wollen hier nichts einzäunen. Wir wollen doch die Leute hier haben.“ Ingo Jung ist Unternehmer, muss rechnen. Er braucht Leute, die Geld im Revier lassen. „Wir können hier nicht nur investieren.“ Gleichwohl die Goitzsche-Tourismus-Gesellschaft momentan genau das tue. Millionen werden über die Blausee-Tochter in die Goitzsche gepumpt. Schwerpunkt ist die Halbinsel Pouch, die zum Projekt „Agora“ geworden ist.

Vier Brennpunkte gibt es dort. Deutlich sichtbar sind die Rohbauten am Zugang zur Halbinsel. Hier entsteht die Zentrale des Unternehmens. Angegliedert ist ein Restaurant, das im Frühjahr 2017 eröffnen soll. Freier Blick über die Goitzsche Richtung Bitterfeld: Damit soll das Lokal punkten. Gleich nebenan werden Fahrrad-, Segway- und Golfcar-Verleih einziehen. Die riesige Halbinsel soll leichter zu erkunden sein.

Zweites und wohl noch in diesem Sommer zu realisierendes Projekt ist ein Bootsanleger für die Fahrgastschifffahrt. Die Pfosten sind in den Seegrund gerammt. „Die Plattform kommt demnächst drauf“, so Jung. Motorsegler „Reudnitz“ und die „Vineta“ sollen hier problemlos stoppen können.

4.000 Sitze und keine Veranstaltung

Zwei bis drei Jahre wird es dauern, bis weitere Projekte fertig sind. Eines hat die Revitalisierung der Agora als Veranstaltungsstätte im Sinn. „Wir haben 4.000 Sitzplätze und nicht eine Veranstaltung. Das geht gar nicht“, so Jung. Zumal das Areal mit Hunderten Parkplätzen direkt an der Bundesstraße geradezu ideal wäre. Vorausgesetzt, die Agora selbst wird mindestens teilüberdacht und mit größeren Sanitäranlagen sowie technischer Basis ausgestattet.

Bitterfeld-Wolfen als Urlaubsort? „Völlig normal. Wir haben jetzt schon Anfragen für die neue Saison. Wir brauchen mehr und gut ausgestattete Häuser“, ist Jung überzeugt. 20 davon sollen ab 2018/19 am Uferhang der Halbinsel Richtung Pouch entstehen. „Wenn der Bebauungsplan bestätigt wird.“ Zweifel am Vorhaben versucht Jung zu entschärfen. „Der See ist immer noch einzusehen. Die ganze Anlage ist nicht mehr als 100 Meter breit.“ (mz)

Ein Bootsanleger soll im Uferbereich der Halbinsel entstehen.
Ein Bootsanleger soll im Uferbereich der Halbinsel entstehen.
André Kehrer