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Kirschernte Kirschernte in Prussendorf: 1.000 Bäume voller Sauerkirschen

Von Ulf Rostalsky 19.07.2016, 04:00
Annett Lebahn zeigt ihre Probe-Ernte.
Annett Lebahn zeigt ihre Probe-Ernte. Thomas Ruttke

Prussendorf - Erdbeeren und Süßkirschen sind geerntet. Äpfel, Birnen und Pflaumen brauchen noch einige Wochen. „Aber mit den Sauerkirschen geht es jetzt los. Die Zeit ist reif.“

Annett Lebahn ist Mitarbeiterin des Obsthofes Ulrich in Prussendorf. Langjährige Erfahrung macht sie sicher: „Die Ernte wird ordentlich ausfallen.“

1.000 Bäume mit Sauerkirschen

Fünf Reihen der Plantage vor den Toren des kleinen Dorfes sind mit Sauerkirschen der Sorten Karneol und Schattenmorelle bepflanzt. 200 Bäume sind es je Reihe. Macht 1.000 Exemplare, die mit saftigen Früchten schwer behangen sind. Die Sauerkirschen müssen vom Baum.

„Es wird echte Handarbeit“, weiß Annett Lebahn. Zur Probe füllt sie den ersten Korb. Die Handgriffe sitzen. Tipps gibt es nebenbei. Normalerweise werden Sauerkirschen ohne Stiel gepflückt. Werden sie aber nicht gleich verarbeitet, darf der Stiel bleiben. „Dann blutet die Kirsche nicht aus. Die Frucht bleibt saftig.“

„Das Auge isst mit“

Genau das erwarten die Kunden. Sie sind auf große und saftige Früchte aus. Die Sauerkirsche soll zudem tiefrot sein. „Das Auge isst mit“, sagen die Gärtner im Obsthof, zu denen auch Annett Lebahns Ehemann Jörg gehört.

Er räumt auf praktische Art mit dem Vorurteil auf, dass in einer Plantage maximal in der Zeit des Baumschnitts und der Ernte viel Arbeit ist. Mit dem Traktor ist er unterwegs, hält den Rasen zwischen den Baumreihen flach. Auch Unkraut muss weg. „Es gibt immer zu tun.“

Übrigens auch in Sachen Ernte. Um den Kunden die Wartezeit auf die Äpfel und Birnen der neuen Saison zu versüßen, haben die Obsthof-Chefs Ingo und Dirk Schauer entschieden, freie Flächen mit Beerenobst zu bestücken. Die Rechnung geht auf.

Handverlesene Heidelbeeren

Praktisch handverlesen sind die Heidelbeeren, die Annett Lebahn in Verkaufsverpackungen füllt. Gleiches trifft auf Johannisbeeren zu. Karin Lohmann pflückt rote und schwarze.

Das Pensum ist ordentlich. „17 Kilo waren es gestern.“ Die Arbeit schlaucht. Dennoch liefert sie auch die freudigen Momente. Wenn Kunden den Hofladen zufrieden verlassen, schlägt das Herz der Obstbauern höher.

„Man freut sich auch nach Jahren noch über jede gute Ernte“, gibt Annett Lebahn unumwunden zu. Bei den Sauerkirschen sieht alles bestens aus. Auch die Birnen werden nicht enttäuschen. Auf dem Obsthof wurde im Frühjahr ein neuer Weg beschritten. Der Schnitt fiel radikaler aus, die Birnenbäume danken es mit stattlichem Fruchtansatz.

Den Obsthof Ulrich in Prussendorf gibt es seit 1993. Wolfgang Ulrich setzte damals auf einen radikalen Neubeginn. Auf gut zehn Hektar wurde Altbestand mit wenig erfolgversprechenden Sorten gerodet und durch neue Äpfel, Birnen, Pflaumen, Süß- und Sauerkirschen ersetzt.

Seit der ersten Ernte im Jahr 1994 wird Prussendorfer Obst ausschließlich im Direktvertrieb vermarktet. Das Verkaufshaus befindet sich am Ortsausgang Zörbig Richtung Halle. Nachdem sich Wolfgang Ulrich 2015 in den Ruhestand zurückgezogen hatte, betreiben seine Schwiegersöhne Ingo und Dirk Schauer die Geschäfte.

Ernte ist ein Wettlauf mit der Zeit

Das dürfte in Sachen Kirschen auch den Staren nicht entgangen sein. Dennoch sucht man Vogelscheuchen oder Flatterbänder vergebens. Auch der Einsatz von Holzklatschen, um die Tiere zu erschrecken, fällt aus. Die Ernte ist nicht zuletzt ein Wettlauf mit der Zeit. Eingespannt sind alle Mitarbeiter des Hofes. Helfer aus dem Dorf machen das Team komplett.

Alle rücken seit Montag mit Leitern und Körben bei den Sauerkirschbäumen an. Zuerst wird die Sorte Karneol geerntet. Die ist ein paar Wochen früher reif und hat weniger, dafür aber etwas größere Früchte als die Schattenmorelle.

Schmecken sollen beide. „Wir haben in den letzten Tagen schon viele Nachfragen gehabt. Jetzt kann es endlich mit dem Verkauf losgehen“, erklärt Annett Lebahn. Der Blick fällt auf eine freie Fläche zwischen Süßkirschen und Beerenobst. Die soll so nicht bleiben.

Drei weitere Reihen Süßkirschen lassen die Plantage weiterwachsen. Schon heute gedeihen in Prussendorf mehr als 25.000 Obstbäume. (mz)