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Kirche in Schrenz Kirche in Schrenz: Leipziger Studenten vermessen das Gebäude

Von Ulf Rostalsky 09.08.2016, 14:19
Studenten und ihr Dozent Holger Evers (Bildmitte) von der HS für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH) im Kirchenraum.
Studenten und ihr Dozent Holger Evers (Bildmitte) von der HS für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH) im Kirchenraum. Thomas Ruttke

Schrenz - Eine Kirche als Studienobjekt. „Klingt nicht unbedingt nach einer spektakulärer Aktion. Für uns ist das aber ein Segen“, sagt Thomas Schmidt.

Er ist Vorsitzender des Fördervereins „Kirche Schrenz und Umgebung“. Dessen Mitglieder wollen das seit den 1970er Jahren verwaiste Gotteshaus wieder zum Leben erwecken.

Ein gelungenes Zusammenspiel

Die Visionen von einem multifunktionellen Begegnungszentrum sind allerdings echte Zukunftsmusik. „Wir brauchen eine detaillierte bauliche Bestandsaufnahme, um eine Rettungsanalyse zu erstellen“, erklärt Schmidt und freut sich über ein gelungenes Zusammenspiel von Förderverein, Kirchspiel, Architekt Conrad Marggraf und Studenten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig.

Der Architekt stellte die Verbindungen her. Prof. Ulrich Weferling machte die Kirche als interessantes Studienobjekt aus. „Hier sehen die Studenten alles genau. Es ist sogar von Vorteil, dass der Putz abgebröckelt ist. In sanierten Kirchen ist von zugemauerten Fenstern oder Türen nichts zu spüren.“

Die romanische Dorfkirche in Schrenz ist eine der ältesten ihre Art in der Region. Als Schrenz 1161 erstmals urkundlich erwähnt wurde, existierte das Gotteshaus bereits. Seitdem wird an der Kirche immer wieder gebaut.

Seit 1972 wird das Gotteshaus nicht mehr genutzt. Um den weiteren Verfall zu stoppen, Rettungsanalysen und Nutzungsideen zu entwickeln, gründeten 2013 engagierte Leute den Förderverein „Kirche Schrenz und Umgebung“. Der zählt aktuell 25 Mitglieder.

Spuren diverser Baumeister

Weferling rät, genau hinzuschauen. Tatsächlich haben in den Jahrhunderten diverse Baumeister Spuren hinterlassen. Kleine romanische Fenster sind zugemauert. Große wurden eingesetzt. Noch interessanter wird es für die penibel genau arbeitenden Architektur- und Vermessungsstudenten. Mit Lasertechnik geht es millimetergenau zur Sache.

„Die Studenten werden bei der Auswertung erst einmal staunen. Was gerade und in einer Flucht scheint, ist es durchaus nicht immer. Es gab immer schon Leute, die es beim Bau nicht so genau genommen haben“, stellt Weferling fest.

„Wir brauchen mehrere Messpunkte“

Maline Dahler, Jonathan Müller und Stephan Büttner sind im Kirchenschiff unterwegs. Sie wählen Messpunkte, erfassen Daten und merken schnell, dass die bogenförmige Apsis keinesfalls im Bogen angelegt ist. „Wir brauchen mehrere Messpunkte“, legen die im zweiten Semester Architektur studierenden jungen Leute fest.

Statt Bogen deutet viel auf eine muntere Aneinanderreihung von Steinen hin. Die Spuren der Vorfahren hinterlassen dennoch Eindruck.

Mehr als nur Theorie

„Das ist schon einmal was anderes als die Theorie in der Hochschule“, erzählt Maline Dahler. Zumal die Studenten mit ihrer Arbeit durchaus praktische Hilfe bieten.

Alle Daten gehen in Modellberechnungen ein. Detaillierte Pläne und 3D-Darstellungen entstehen. „Das ist Bestandserfassung und ein Ansatzpunkt, um über Nutzungsmöglichkeiten nachzudenken“, ist Prof. Weferling überzeugt.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Kirche in Schrenz im Wintersemester wieder Eingang in die Leipziger Studienangebote finden wird.

Weferling will Planer mit ins Boot holen. Studenten sollen dann aus den jetzt erfassten Daten Modelle für eine künftige Gestaltung des Gebäudes entwickeln. Ähnliche Aktionen gab es auch schon für die Kirche in Beyersdorf. Dort reichte die Palette der Ideen von Ausstellungsräumen bis zur Kindereinrichtung.

„Klar ist das Zukunftsmusik. Aber mit ordentlichen Unterlagen können wir uns genaue Gedanken machen, wie es mit der Kirche weitergehen kann“, so Fördervereinsvorsitzender Thomas Schmidt. (mz)

Studenten vermessen den Innenraum der alten Kirche.
Studenten vermessen den Innenraum der alten Kirche.
Thomas Ruttke
Baustelle: Die Kirche in Schrenz ist in einem desolaten Zustand.
Baustelle: Die Kirche in Schrenz ist in einem desolaten Zustand.
Thomas Ruttke