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Ju-Jutsu Ju-Jutsu: Keine Grenzen

Von christian kattner 28.03.2012, 17:09

wolfen/MZ. - Wenn Michael Kluge über seinen Sport erzählt, wird man sofort gefesselt, wird neugierig. "Man bekommt durch Ju-Jutsu ein anderes Lebensgefühl", erzählt der 51-Jährige, "man bleibt fit, weiß sich zu verteidigen und geht sicherer durchs Leben." Seit ein paar Jahren übt Kluge diesen Sport aus, der sein Leben auch ein wenig verändert hat. Er zeigt auf ein Bild in seinem Haus, die Person darauf erkennt man selbst auf den zweiten Blick nicht, aber es ist die selbe, mit der man sich gerade unterhalten hat - nur eben mittlerweile in einer anderen "Gewichtsklasse".

Mehrere Kilogramm hat das Vorstandsmitglied der Abteilung Ju-Jutsu der SG Chemie Wolfen abgenommen. Kein Wunder, dass sich Michael Kluge mittlerweile wohler fühlt, doch ist das eher ein positiver Nebeneffekt dieser Kampfsportart, die ihren Ursprung in Deutschland hat. "Es ist eine deutsche Erfindung", erzählt Sven Boch, "man wollte ein schnelles System für die Justiz haben. Es fließen verschiedene Elemente ein und ist eine moderne Art der Selbstverteidigung", so der Vorsitzende der Abteilung.

Und so findet Ju-Jutsu unter anderem auch seine Anwendung bei der Polizei - dort wo auch die heutige Wolfener Abteilung ihren eigentlichen Ursprung hat. 1991 beim Polizeisportverein Dessau ins Leben gerufen, hatte man anfangs auch zahlreiche Mitglieder in dieser Region. Auch wenn der Verein mittlerweile in Wolfen beheimatet ist, will man keine räumlichen Grenzen ziehen. "Wir hatten eigentlich immer viele Mitglieder aus dem Umland, das können wir uns auch für die Zukunft vorstellen", so Boch. Er selbst fungiert auch noch als Trainer, vor allem aber als Freund. Denn auch wenn die Abteilung in den vergangenen Jahren zahlenmäßig schrumpfte, so rückte man noch näher zusammen. "Wir sind wie eine Familie und alle miteinander befreundet", sagt Sandra Holzweißig. Die 35-Jährige arbeitet bei der Polizei und gehört ebenfalls zum Vorstand der Wolfener Abteilung - genau wie Steffen Behrendt.

Doch hat der Verein nicht mehr die Größe vergangener Jahre. "Wir hatten früher auch schon Kinder- und Jugendgruppen", schaut Sandra Holzweißig zurück, "vielleicht schaffen wir es auch mal wieder, dass wir uns vergrößern und etwas für Kinder und Jugendliche machen können." Die Voraussetzungen dafür passen jedenfalls. Fünf lizensierte Trainer und drei Gewaltpräventionstrainer stehen zur Verfügung. Vor allem auf die Gewaltprävention legt man großen Wert, versteht sich Ju-Jutsu doch schließlich nicht als Kampfsport im klassischen Sinne. So engagierte sich die Wolfener Abteilung mit dem Projekt "Nicht mit mir - Starke Kinder schützen sich" bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich in Bitterfeld, Wolfen und Zörbig. Generell versteht sich Ju-Jutsu als Sport, der altersübergreifend ist. Grenzen sind eigentlich keine gesetzt. "Man kann sehr wohl mit einem höheren Alter einsteigen", erzählt Steffen Behrendt.

Und auch sportlich muss niemand Bedenken haben, dass er nicht zurechtkommt. "Jeder kann seine Stärken einbringen", sagt Sven Boch. Und wird für seine Anstrengungen im Training auch belohnt - jeder auf seine Art. So nahm bei einem Vereinsmitglied beispielsweise der Sport eine große Rolle bei der Genesung nach einem Schlaganfall ein, Michael Kluge verlor einige Kilogramm Körpergewicht. Eines ist bei allen Wolfener Ju-Jutsu-Mitglieder allerdings gleich: Vor ihrem Auftreten bekommt man sofort Respekt. Auch ein positiver Nebeneffekt. "Man läuft achtsamer durch die Straßen", sagt Michael Kluge, "ist selbstbewusster." Und genau das strahlt nicht nur er aus.