Hof Pfaffendorf Hof Pfaffendorf: Viel Aufwand für echte Bio-Braugerste

Pfaffendorf - „Die Arbeiten sind in vollem Gange. Und das schöne Wetter kommt uns natürlich zu passe.“ Oliver Holetschka blinzelt in die Sonne, die kräftig auf den Schlag namens Flugplatz scheint. Die Bauern, erklärt der Produktionsleiter Pflanzenbau vom Hof Pfaffendorf, nennen den Acker westlich von Reinsdorf so, weil hier früher mal Agrarflugzeuge gestartet und gelandet sind.
Die Landmaschinen sind startklar
Das ist Geschichte. Am Montagvormittag steht eine rote Drillmaschine am Feldrand, die von einem 340 PS starken Traktor gezogen wird. Die Maschinenführer Stefan Kroschinsky und Hans-Dieter Skusa machen das Gespann startklar, halten noch kurz Rücksprache mit ihrem Chef, und dann kann es losgehen.
„Sie fahren zuerst eine Runde um den Acker, damit das GPS sich richtig einstellen kann“, erklärt Holetschka. Dann wird die Drillmaschine zugeschaltet, kommt das Saatgut in den Boden. Zuvor hat der Acker seinen letzten Schliff durch einen Feingrubber erhalten, mit dem das Saatbett vorbereitet wird.
Am Flugplatz und am schwarzen Weg wird auf insgesamt 92 Hektar Sommerbraugerste gedrillt. Die Maschine dosiert genau - 172 Kilo Saatgut kommen auf einen Hektar. Zwei Tage dreht der Traktorist Runde für Runde, dann ist die Fläche bestellt.
Strenge Vorschriften für die Bio-Anbau
Doch damit ist die Arbeit noch nicht erledigt. „Wir bauen Biobraugerste an, da gelten strenge Vorschriften. Wir werden jedes Jahr bis aufs Kleinste kontrolliert“, erläutert Oliver Holetschka. Vor allem darf die Braugerste keine Pflanzenschutzmittel bekommen, darf aufkommendes Unkraut nicht weggespritzt werden.
Stattdessen muss Unkraut „mechanisch unterdrückt“ werden, wie es Holetschka nennt. Zwei bis drei Tage nach der Aussaat folgt deshalb das sogenannte Blindstriegeln. Dazu wird ein neun Meter breiter Rotorstriegel eingesetzt, der mit einer Geschwindigkeit von mindestens 15 km/h über den Acker gezogen wird und dabei feine Unkrautfäden an die Oberfläche befördert, wo sie dann vertrocknen.
„Damit ist dem Saatkorn geholfen, es kann schneller wachsen als das Unkraut.“ Wenn die Gerste dann drei oder vier Blätter ausgebildet hat, fährt der Striegel erneut über das Feld und nach drei oder vier Wochen noch einmal. Es ist deutlich aufwendiger als der konventionelle Anbau.
Biobraugerste geht unter anderem nach Bamberg
„Das ist Ackerbau nach guter fachlicher Praxis, so wie es die Großväter und die Urgroßväter auch gemacht haben“, sagt Holetschka.
Ende Juli, Anfang August soll die Biobraugerste geerntet werden. Verarbeitet wird sie unter anderem in Bamberg. Die Stadt gilt als eine Hochburg des Bieres, gibt es doch dort gleich zehn Brauereien. Im Sommer wird sich also zeigen, ob sich der Aufwand gelohnt hat.
„Ich würde mir wünschen, dass wir 4,5 bis fünf Tonnen vom Hektar ernten“, nennt der Produktionsleiter eine Zahl. Der Durchschnitt der letzten Jahre habe aber um die vier Tonnen gelegen. „Wie wird das Wetter? Wie wird der Regen? Da steckt keiner drin“, weiß Holetschka um die Schwierigkeiten einer Ertragsprognose.
60 Hektar Soja-Bohnen zur Tofu-Herstellung
Eine Besonderheit gebe es bei der Braugerste, macht er deutlich. Bei Getreide gehe es um das Eiweiß, je besser der Eiweißgehalt, umso höher sei die Qualität. Braugerste hingegen dürfe nur einen Eiweißgehalt von neun bis elf Prozent haben, sonst eigne sie sich nicht zum Bierherstellen. Erreicht wird dieser Wert durch eine zielgerichtete Düngung.
„Wir verwenden organischen Dünger, konkret Hühnertrockenkot und Stalldung von unseren Rindern“, erklärt Oliver Holetschka.
Ein großer Teil der Frühjahrsbestellung ist auf den Feldern rund um Pfaffendorf bereits erfolgt. Laut Holetschka ist die Rübenaussaat auf 240 Hektar fast abgeschlossen. 40 Hektar davon sind Öko-Rüben. Luzerne müsse als nächstes gedrillt werden, daraus werde Futter für die Kühe gemacht.
Auch der Mais stehe noch aus, könne aber erst ausgebracht werden, wenn die Bodentemperatur bei etwa acht Grad liege. Das werde Mitte April so weit sein. Um diese Zeit kommen werden dann auch die Kartoffeln auf 50 Hektar in den Boden gelegt. Mitte Mai schließlich sind Sojabohnen an der Reihe. Davon werden 50 Hektar konventionell hergestellt und später zu Kuhfutter geschrotet. Auf 60 Hektar erfolgt der ökologische Anbau von Soja-Bohnen, die zur Herstellung von Tofu verwendet werden. „Es gibt also noch viel zu tun“, so Oliver Holetschka. (mz)
Die Bauern vom Hof Pfaffendorf bewirtschaften rund 3.500 Hektar Acker. Die Produktion erfolgt zweigeteilt: Auf 2.150 Hektar werden die Kulturen konventionell angebaut. Auf den verbleibenden 1.350 Hektar wird biologischer Anbau betrieben. Dazu zählen Erbsen, die in diesem Jahr auf 160 Hektar gesät werden. Diese Erbsen werden zu Futter verarbeitet und an die Firma „Bio-Henne“ in Deersheim bei Osterwieck geliefert.
„Zuvor wird das Futter im Pfaffendorfer Mischfutterwerk gemischt. Im Gegenzug erhalten wir aus Deersheim Hühnertrockenkot als Dünger für unsere ökologischen Flächen. Es ist praktisch ein Kreislauf“, erläuterte Oliver Holetschka. (mz/hda)

