HG 85 Köthen HG 85 Köthen: "Das ist kein Putsch"

Köthen - Die Einladung kam überraschend, das Ambiente wurde dem Anlass entsprechend hergerichtet. Ein Konferenzraum im Hotel Anhalt war der Schauplatz für einen Pressetermin, der einen neuen Wind in den Verein HG 85 Köthen bringen soll. Im Halbkreis haben sich die Männer, die über ihre Ideen reden wollen, um den Konferenztisch positioniert. Fünf Männer sitzen da. Die bekannteste Person ist auch die, die das Wort führt: Dr. Bodo Kreutzmann. Rechts und links neben dem ehemaligen HG-Trainer, unter dessen Regie die ersten Mannschaft in der Saison 2013/14 den Drittliga-Aufstieg schaffte, haben Marcus Pesth, Peter Pesth, Dr. Frank Försterling und Roland Schulte Varendorf Platz genommen. „Wir sind eine Interessengemeinschaft und wollen uns bei der nächsten Mitgliederversammlung zur Wahl für das Präsidium stellen“, sagt Kreutzmann.
Enttäuschung über Ist-Zustand
Der Eröffnungssatz ist die Grundlage für die folgenden dreißig Minuten. Enttäuscht seien sie über den Ist-Zustand des Gesamtvereins. Tino Rumpel, Vize-Präsident der HG 85 Köthen und nach dem Rückzug des Noch-Präsidenten Andreas Auerbach derzeit für alle Belange zuständig, habe „keine befriedigenden Informationen“ geben können, wie es mit dem Verein weitergehen soll.
Die Interessengemeinschaft hatte sich mit Rumpel getroffen. Das Ergebnis war aus Sicht Dr. Bodo Kreutzmanns unbefriedigend. Vor allem, weil die nächste Mitgliederversammlung erst im Juli stattfinden soll. „Wir sehen die Gefahr, dass dem Verein die Zeit davon rennt, sich zu strukturieren.“ Roland Schulte Varendorf pflichtet Kreutzmann bei: „Der Juli ist zu spät. Der neue Vorstand hat keine Möglichkeit, vernünftig zu planen, weil die Sommerpause ansteht und schon kurz danach die nächste Saison beginnt.“ Außerdem, führt Schulte Varendorf fort, sehe er den Grund nicht, warum der Termin nicht schon früher stattfinden könnte. Tino Rumpel hatte das vor wenigen Wochen damit begründet, dass der alte Vorstand dem neuen Vorstand ein sozusagen bestelltes Feld übergeben wolle.
Die Handballgemeinschaft Köthen, kurz HG Köthen, feiert in diesem Jahr ihr dreißigjähriges bestehen. Am 29. April 1985 wurde der Verein gegründet. Zu Beginn der 1990er Jahre spielte die HG in der 2. Bundesliga., stieg jedoch zweimal nacheinander ab und fand sich in der Oberliga wieder. Nach dem Regionalliga-Aufstieg 1996 blieb Köthen 15 Jahre drittklassig, ehe 2011 der Abstieg in die Mitteldeutsche Oberliga kam. Nach drei Jahren Viertklassigkeit stieg die Mannschaft 2014 wieder in die 3. Liga auf.
Der Verein besteht aber nicht nur aus Handball. Mit Boxen, Reha-Sport, Gymnastik, Volleyball, Bosseln und Seniorensport gehören sechs weitere Abteilungen zum Gesamtverein.
Aber die Interessengemeinschaft glaubt nicht, dass der alte Vorstand das schaffen kann. Dr. Frank Försterling wird deutlich: „Der Verein wird aufgrund der personellen Situation des aktuellen Vorstands nicht gut geführt.“ Es gebe vor allem in Bezug auf die erste Männermannschaft zu viele offene Fragen. „Die Probleme könnten sich verselbstständigen. Deswegen legen wir den Finger in die Wunde. Deswegen brauchen wir eine zeitnahe Neustrukturierung.“
Peter Pesth, der im vergangenen Sommer einen Frontalangriff gegen die Vereinsführung und vor allem Andreas Auerbach gestartet hatte, um den es danach aber ruhig geworden war, blieb es vorbehalten zu erklären, dass die Interessengemeinschaft keine feindliche Übernahme plane. „Das ist kein Putsch“, sagte Pesth. Sein Sohn Marcus Pesth, Abteilungsleiter Handball bei der HG 85, unterstrich: „Es geht uns um die Sache. Wir wollen die HG 85 Köthen voranbringen.“
Interessengemeinschaft hat viele Ideen
Noch nie haben so viele Personen ihre Hilfe angeboten. „Das ist einmalig“, sagt Dr. Bodo Kreutzmann. Die Interessengemeinschaft hat viele Ideen. Der Gesamtverein soll mehr im Mittelpunkt stehen. Es sollen regelmäßig Mitgliederversammlungen stattfinden, das Vereinsleben soll aufleben. „Wie es sich für einen Verein ziemt“, sagt Kreutzmann. Der Hauptfokus soll auf der Entwicklung des Nachwuchses liegen, in allen Abteilungen. Dafür soll ein Jugendkoordinator installiert werden.
Sponsoren habe die Interessengemeinschaft begeistern können. Aber ehe sie ihre Ziele umsetzen kann, muss sie gewählt werden. Wenn nicht im Juli, wann dann? Roland Schulte Varendorf überlegt nicht lange: „In der zweiten Mai-Hälfte.“ Wenn das alte Präsidium bis dahin nicht alles geklärt habe, sei das kein Problem. „Das neue Präsidium könnte alles per Stichtag übernehmen“, sagt Peter Pesth. (mz)