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Handball - HG 85 Köthen Handball - HG 85 Köthen: Bodo Krutzmann: "Wir hoffen auf offene Ohren"

14.05.2016, 12:19
Bodo Kreutzmann, Trainer und Präsident in Personalunion beim HG 85 Köthen
Bodo Kreutzmann, Trainer und Präsident in Personalunion beim HG 85 Köthen Hartmut Bösener

Köthen - Die Handballsaison 2015/16 endete für die Männermannschaft der HG 85 Köthen am vergangenen Sonnabend mit dem Gewinn der Meisterschaft. MZ-Mitarbeiter Marcus Bräuer unterhielt sich mit dem scheidenden Trainer und Präsidenten Bodo Kreutzmann über Überraschungen, Enttäuschungen und Ziele.

Herr Kreutzmann, Sie waren 2014 Oberligameister mit der HG 85 Köthen, zogen sich dann aber überraschend zurück. Im Sommer 2015 sind Sie als neuer Präsident zurück in den Verein gekommen, dessen Gründungsmitglied Sie sind - und mussten ungeahnt als Trainer einspringen. Am vergangenen Sonnabend sind Sie nun erneut Oberligameister geworden. Wie schätzen Sie die vergangenen zwei Jahre ein?

Kreutzmann: Ich will das gar nicht als Rückkehr bezeichnen. Es ging mir um die organisatorische Ebene, die man als Präsident verantwortet. Es war nicht daran zu denken, noch einmal als Übungsleiter tätig zu werden. Das hat sich aus der Not ergeben. Wir haben die Mannschaft im vergangenen Sommer gerade so zusammen bekommen. Es hat eine Weile gedauert, bis die Mannschaft sich gefunden hat. Auch die Zusammenarbeit zwischen mir und dem Mannschaftsrat. Dass das Ganze dann so eine Entwicklung genommen hat, freut mich.

Erklären Sie doch bitte einmal dem Leser, wie man die beiden wichtigsten Ämter in einem Verein unter einen Hut bekommt? Schließlich haben Sie als Präsident mit den Spielern nachmittags Vertragsverhandlungen geführt, die Sie am Samstagabend als Trainer zu Höchstleistungen motivieren mussten. War es leicht, das zu trennen?

Kreutzmann: Es stimmt, dass das nicht einfach war. In erster Linie war das nur machbar, weil ich die volle Unterstützung und das Verständnis meiner Frau hatte. Sie hat zurückgesteckt, sonst hätte ich es nicht getan. Es war sehr zeitintensiv. Ich habe schon vor einigen Wochen intern gesagt, dass ich froh bin, wenn der 7. Mai ran ist. Der ist nun ran. Das Arbeitspensum ist jetzt zwar weniger geworden, dennoch sind noch wichtige Aufgaben zu erledigen.

Im Dezember musste noch um den Klassenerhalt gebangt werden. Wie sehr überrascht Sie diese Meisterschaft?

Kreutzmann: Im Winter gab es Störfeuer. Da ist unser Fanclub in Panik verfallen, was mich gestört hat. Es wurde sich unsachlich über den Handball geäußert. Zwischenmenschlich war das nicht in Ordnung. Es stimmt, dass dieser Erfolg nicht zu erwarten war, aber ich freue mich, dass die kontinuierliche Arbeit zum Erfolg geführt hat. Das ist zwangsläufig so. Dass es dann so schnell geht, hat viele überrascht. Ich möchte mich hiermit auch nochmals bei allen Sponsoren und den fleißigen Helfern bedanken.

Es klingt so, als fühlten Sie die Mannschaft in der schwierigen Saisonphase nicht ausreichend von den Fans unterstützt.

Kreutzmann: Die Fans sollen uns auch in den schlechten Zeiten unterstützen. Ein sehr gutes Beispiel ist die HSG Freiberg. Als wir da zu Gast waren, stand Freiberg auf dem vorletzten Platz und trotzdem war die Halle voll. Die Mannschaft hatte die volle Unterstützung der Fans. Das haben wir in Köthen nicht, leider.

Sind die Fans aus der Vergangenheit zu verwöhnt?

Kreutzmann: Man kann den Handball vor zehn Jahren nicht mit dem von heute vergleichen. Das Spiel ist schneller geworden. Das letzte Saisonspiel hat das gezeigt. Was wir in den ersten 15 Minuten gezeigt haben, das war schon ganz starker Handball.

Svajunas Kairis übernimmt in der kommenden Saison das Traineramt. Gab es andere Kandidaten?

Kreutzmann: Nein, gab es nicht. Wir haben ihn rechtzeitig angesprochen und er hat schnell signalisiert, dass er will. Darüber bin ich sehr froh.

Fast der komplette Kader bleibt zusammen. Mit Sascha Timplan wurde bereits ein Neuzugang verpflichtet. Man munkelt, Lukas Krug, der mit dem Dessau-Roßlauer HV vor wenigen Wochen den Meistertitel in der 3. Liga feiern konnte, ist ein Thema in Köthen. Ist da was dran?

Kreutzmann: Lukas Krug war zweimal bei uns zum Probetraining. Da soll man ruhig weiter munkeln.

Krug würde als linker Rückraumspieler die gleiche Position einnehmen wie Timplan.

Kreutzmann: Sascha Timplan kann aber auch am Kreis spielen. Von der körperlichen Erscheinung kann er für uns ganz wichtig werden. Wir können dem Gegner mit ihm ein anderes Bild bieten. Ob das dann besser ist, muss man sehen. Wichtig ist für mich auch, dass Sascha Timplan ein gebürtiger Köthener ist. Er ist zwar mit 13 Jahren weggezogen, hat aber dass Handballspiel hier erlernt.

Der Kader für die kommende Saison umfasst aktuell 14 Spieler. Wie groß soll er werden?

Kreutzmann: Es wird sich nicht mehr viel tun.

Sie sind mit dem neuen Präsidium im Sommer 2015 mit dem Ziel angetreten, den Köthener Männerhandball mittelfristig in der 3. Liga zu etablieren. Hand aufs Herz: Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen, in dieser Saison auf den Aufstieg zu verzichten?

Kreutzmann: Es ist uns schwer gefallen, aber es war eine Vernunftentscheidung.

Mit dem USV Halle und dem HSV Bad Blankenburg gehören in der nächsten Saison zwei leistungsstarke und ambitionierte Vereine wieder zur Mitteldeutschen Oberliga. Der HC Aschersleben wirkt gefestigt, Lok Pirna hat eine gute Saison gespielt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es nächste Saison nicht so einfach wird, ganz vorn zu landen.

Kreutzmann: Es war auch in dieser Saison schon nicht einfach. Es wird in jedem Jahr schwer werden, vorne zu landen. Aber man muss erst einmal abwarten, ob Bad Blankenburg überhaupt in der Oberliga spielt. Ich habe gehört, dass der Verein nicht für die Oberliga gemeldet hat.

Die HG 85 muss nun ein Strafgeld zahlen, weil sie als Meister ihr Aufstiegsrecht nicht wahrnimmt. Haben Sie schon Post vom Mitteldeutschen Handballverband bekommen?

Kreutzmann: Ich fand es unpassend, dass darüber berichtet wurde. Das sind Dinge, die nicht in die Zeitung gehören. Wir arbeiten total sportlich, da müssen wir in den sauren Apfel beißen.

Zu einer unabhängigen Berichterstattung gehört es auch, unangenehme Fragen zu stellen. Kommen wir zum nächsten Thema: Um in der 3. Liga mitspielen zu dürfen, braucht es zwingend größere Auslaufzonen hinter den Toren. In Bernburg wird derzeit die Bruno-Hinz-Halle umgebaut. Wie weit sind die Überlegungen in Köthen bezüglich der Heinz-Fricke-Halle?

Kreutzmann: Wir wollen nach Pfingsten Kontakt zur Stadt aufnehmen. Wir sind nur der Pächter der Halle, die Stadt ist der Entscheidungsträger. Wir hoffen, auf offene Ohren zu treffen und ein Paket zu schnüren, das den Umbau der Halle ermöglicht.

Sie sind nun „nur“ noch Präsident. Was steht auf ihrem Aufgabenzettel derzeit ganz oben?

Kreutzmann: Es geht aktuell darum, den spieltechnischen Betrieb in der kommenden Saison abzusichern. Im Nachwuchs sind noch nicht alle Mannschaften mit Übungsleitern besetzt. Da sind wir in Gesprächen.

Was überwiegt: Die Freude über eine gute Saison? Oder die Vorfreude auf den verdienten Urlaub?

Kreutzmann: Beides. (mz)