Handball Handball: Familienbande
KÖTHEN/MZ. - Auch wenn Ralf Ullmann nicht mehr genau weiß, wann es war - den Tag "vor zehn oder elf Jahren" vergisst er nicht. "Wir waren damals mit unseren D-Junioren punkt- und torgleich mit der Dessauer Mannschaft, die damals von Wolfgang Spitz trainiert wurde", erzählt Ullmann. "In Wolfen ging es dann im Entscheidungsspiel in die Verlängerung. Leider haben wir mit einem Tor verloren." Es sind diese Erinnerungen und die Gewissheit, Heranwachsenden etwas beizubringen, die Ralf Ullmann nun schon 17 Jahre in der Nachwuchsabteilung der HG 85 Köthen halten. Weil der damalige Trainer seines Sohnes Oliver beruflich eingespannt war, übernahm Ralf Ullmann das Training. "Ich wollte aber nicht nur ein Lückenfüller sein, sondern ein gutes Training anbieten", erzählt Ullmann. Deshalb machte er schnell seinen Trainerschein.
Er ist nicht der einzige Ullmann, der sich dem Nachwuchshandball verschrieben hat. Ehefrau Sabine kam "ein paar Jahre später" dazu. "Sie hat damals selbst gespielt und mich unterstützt." Vor einigen Jahren übernahm sie dann die Minis der HG 85 Köthen. Auch hier war ein Familienmitglied der Grund: Der jüngste Sohn Benjamin begann mit dem Handballspielen. Die Minis hat sie bis in die D-Jugend begleitet. "Ein Kern der Spieler ist bis heute zusammen geblieben", sagt Sabine Ullmann.
Gibt es denn Spieler, die das Zeug dazu hätten, im Männerbereich höherklassig zu spielen? Sabine Ullmann schaut skeptisch: "Die Sportschulen nehmen nur Supertalente. Mit nur zwei Trainingseinheiten wird es da schwer." Wobei es in der Vergangenheit auch Ausnahmen gab. Sven Seidler ging durch die Hände von Ralf Ullmann, wechselte dann zur Sportschule und spielt seit einigen Jahren beim Drittligisten OHV Aurich. Oder Alexander Auerbach, der Präsidenten-Sohn, der seit dieser Saison beim Zweitligisten HSG Düsseldorf unter Vertrag steht. "Das macht einen schon stolz, dass es einige geschafft haben, denen man das Handballspiel beigebracht hat." Doch das mit René Uelsmann, Sebastian Loske und Robert Wagner nur drei ehemalige Spieler des HG-Nachwuchses derzeit in der ersten Köthener Mannschaft spielen, ärgert Sabine und Ralf Ullmann. "Einige gute Spieler wurden weggeschickt. Da hätten wir uns manchmal mehr Geduld von den Trainern gewünscht."
Durch die Ansage des Präsidenten, in Zukunft wieder mehr auf Spieler, die sich mit der HG identifizieren, zu bauen, wächst auch die Chance, dass in einigen Jahren mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft ankommen. Der Andrang der Kinder ist da. "Leider fehlen uns die Übungsleiter", sagt Ralf Ullmann, der bis letztes Jahr auch noch Jugendwart des Vereins war, den Posten aus Zeitmangel aber abgab. "Zweimal in der Woche Training und am Wochenende ein Spiel - da wird es schwer, jemanden zu finden", sagt Ralf Ullmann. "Wenn sich jemand finden würde, der mehr Zeit hätte, könnte man auch in die Schulen gehen", denkt sich Ullmann in ein optimales Szenario für die Handball-Nachwuchsförderung der HG 85 Köthen hinein. Doch dieser Jemand wird wohl nicht so schnell zu finden sein.
Reizt nach so langer Zeit nicht einmal die Aufgabe, eine erwachsenen Mannschaft zu trainieren? Sabine und Ralf Ullmann schütteln mit den Köpfen. "Es ist schön, die Kinder beim Erlernen zu erleben", sagt Sabine Ullmann. Und Ehemann Ralf ergänzt: "Die Wertschätzung ist eine ganz andere." Der Spaß steht im Vordergrund. Und damit fährt das Ehepaar Ullmann sehr erfolgreich.