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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Kultiviertes Außenseitertum

Von Marcus Bräuer 14.09.2014, 19:52
Geballte Handball-Kompetenz beim Freitagsspiel im Block B der Köthener Heinz-Fricke-Halle: Christian Prokop (Trainer von Zweitligist SC DHfK Leipzig) sitzt zwischen seinem Vater Heinz Prokop (rechts) und HG-Präsident Andreas Auerbach. Sie sahen den ersten Köthener Saisonsieg.
Geballte Handball-Kompetenz beim Freitagsspiel im Block B der Köthener Heinz-Fricke-Halle: Christian Prokop (Trainer von Zweitligist SC DHfK Leipzig) sitzt zwischen seinem Vater Heinz Prokop (rechts) und HG-Präsident Andreas Auerbach. Sie sahen den ersten Köthener Saisonsieg. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Die Sache mit dem Kanonenfutter, es ist ein sensibles Thema. Als jenes wurde die HG 85 Köthen vor der Saison nämlich bezeichnet. Dem Aufsteiger wurde nicht viel zugetraut in der 3. Liga Ost. Leistungsträger der Aufstiegsmannschaft waren gegangen, es schien, dass adäquater Ersatz nur schwer zu finden war. Doch dann verlor die Mannschaft die ersten beiden Ligaspiele gegen Burgdorf II (24:25) und Magdeburg II (23:25) nur knapp – immerhin zwei Bundesliga-Reserven, die mit zahlreichen Talenten gespickt sind, die die Tür zum Profi-Handball aufstoßen wollen. Das konnte man schon als Fingerzeig verstanden wissen: Die HG 85 kann mithalten. Dass sie zu mehr in der Lage ist, zeigte der 30:29-Heimsieg am Freitagabend gegen den LVB Leipzig. Kapitän Martin Lux sprach hinterher von einer „Genugtuung.“ Nicht Erleichterung, sondern ein „Wir haben doch gesagt, dass wir es können“-Gefühl war das, was die Köthener Spieler ausstrahlten.

Bernburger Spieler schauen zu

Es saß allerlei Handball-Prominenz in der Heinz-Fricke-Halle. Christian Prokop hatte es sich zwischen seinem Vater Heinz und HG-Präsident Andreas Auerbach bequem gemacht. Und sah eine gute Leistung von Sebastian Greß, seinem Spieler beim SC DHfK Leipzig, der in Köthen mit Doppelstartrecht aufläuft. „Ich freue mich, dass er mehr Spielanteile bekommen hat. Man sieht, dass es noch nicht so flüssig läuft, wie in Leipzig. Aber es war schon besser als im Spiel gegen Magdeburg“, sagte der DHfK-Trainer. Vater Heinz Prokop fieberte mit Herzblut mit. Jede Köthener Aktion, egal ob gut oder schlecht, spiegelte sich in Mimik und Gestik des Köthener Handball-Urgesteins wieder. Und dann saßen da noch Steffen Cieszynski und Frank Grohmann. Zwei ehemalige Köthener Spieler, die seit drei Jahren beim SV Anhalt Bernburg spielen, dem kommenden Köthener Gegner am Freitag.

Da war sie wieder, die Frage nach dem Kanonenfutter. Frank Grohmann schüttelte den Kopf: „Ich habe immer schon geglaubt, dass Köthen zu Hause gewinnen kann. Vielleicht nicht gegen die Top-Fünf der Liga, aber die können schon auf ihre Punkte kommen. Auswärts ist das aber wahrscheinlich nicht drin.“ Damit machte Grohmann schon einmal eine Ansage in Richtung Derby. Steffen Cieszynski erinnerte an das Testspiel vor einigen Wochen, das Bernburg gegen Köthen deutlich verloren hatte. „Da hat Köthen schon ziemlich wettkampfgetreu gespielt“, sagte der Bernburger Toptorschütze der letzten Saison. Gegen Leipzig war Cieszynski vor allem die Köthener Abwehrarbeit aufgefallen. „Aggressiv“ sei die gewesen. „Wenn Uelsi (René Uelsmann, Anm. d. Red.) und Luxer (Martin Lux, Anm. d. Red.) fit bleiben, geht da viel über die Abwehr. Die Mannschaft wird sich immer besser in die Liga reinfinden. Also nein, Köthen ist kein Kanonenfutter.“

Die Köthener Spieler wissen das eigentlich schon seit Saisonbeginn. Aber die Gegner unterschätzen den Aufsteiger ein Stück weit. „Das können die ruhig weiter so machen“, sagt Martin Lux. Die HG 85 Köthen fühlt sich wohl in dieser Rolle. So kann man es auch verstehen, dass Spielertrainer Steffen Fischer sagte, dass jeder Punkt, den die Mannschaft holt, eine Sensation ist. Das Außenseitertum wird kultiviert.

„Die Fehler fallen nicht so auf“

Und der Verein tut gut daran, das weiter so zu handhaben. Denn: Gegen Leipzig stimmte zwar die Einstellung und – vor allem - das Ergebnis. Aber René Uelsmann hatte Recht mit seiner Einschätzung: „Dadurch, dass wir gewonnen haben, fallen die Fehler nicht so auf.“ Fehlerbehaftet war das Köthener Spiel nämlich erneut. Steffen Fischer war das nicht entgangen. „Dass wir wieder einfache Fehler gemacht haben, ja, das stimmt“, sagte er: „Aber es sind weniger geworden. Wir waren insgesamt konzentrierter.“

Gerade in der Schlussphase, als Köthen die Partie nach Rückstand (25:28) drehte, wurde diese Konzentration deutlich. „Die Leistungskurve ging hoch“, sagte René Uelsmann. Genau zum richtigen Zeitpunkt. „Handball ist in jedem Spiel ein Auf und Ab“, sagte Spielertrainer Fischer: „Es geht darum, die Tiefen so kurz wie möglich zu halten.“ Und die Höhen so lang wie nötig.