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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Köthen beim Schlusslicht ESV Lok Pirna

Von Marcus Bräuer 27.11.2014, 18:05
Mit kontrollierter Wut im Bauch zum vierten Saisonsieg? Köthens Spielertrainer Steffen Fischer hält das für möglich.
Mit kontrollierter Wut im Bauch zum vierten Saisonsieg? Köthens Spielertrainer Steffen Fischer hält das für möglich. Hartmut Bösener Lizenz

Köthen - Die Erinnerung kann einen so manches Mal wütend machen. Wenn man sich vor dem inneren Auge führt, wann einem Unrecht getan wurde. Oder wenn man mit Blick auf die Vergangenheit erkennt, dass man Fehler gemacht hat. Wenn sich zu den Erinnerungen auch tatsächliche Bilder in Form von Videomitschnitten gesellen, steigert das die Wut sogar noch. So geschehen bei Steffen Fischer. Der hatte sich zu Beginn der Woche das Video vom Derby der HG 85 Köthen gegen den Dessau-Roßlauer HV angesehen - Köthen hatte mit 18:20 verloren. Des Spielertrainers wütende Erkenntnis: „Wir haben uns die beiden Punkte klauen lassen.“ Weil die HG 85 sehr gute Chancen ungenutzt ließ. Diese Wut im Bauch will Fischer kanalisieren. Das negative Gefühl soll sich positiv auswirken. „Wir können das Spiel in Pirna auch mit Wut gewinnen“, sagt Fischer.

„Wir haben Northeim unterschätzt“

Pirna. Tabellenletzter, ohne einen einzigen Saisonsieg bisher. Auch da werden Erinnerungen wach. Es sind keine guten. Vor zwei Wochen war die HG 85 Köthen schon einmal bei einem Tabellenletzten zu Gast - und verlor sang- und klanglos mit 21:37. Steffen Fischer räumt nun Fehler in der damaligen Vorbereitung ein: „Wir haben Northeim unterschätzt.“ Das Videostudium, das eigene Leistungspotenzial, die Meinungen anderer - alles deutete darauf hin, dass Köthen die Partie gegen die Niedersachsen gewinnen würde. „Vielleicht haben wir deshalb ein wenig vergessen, uns genauso zielstrebig vorzubereiten, wie wir es sonst getan haben“, so Fischer.

Das darf nicht wieder passieren. „Wir müssen extrem aufpassen“, fordert Fischer vor dem Pirna-Spiel. Anders als Northeim vor zwei Wochen, hat Pirna bereits gepunktet. Zwei mickrige Unentschieden sind herausgekommen. Aber Fischer hat in der Vorbereitung auf den kommenden Gegner festgestellt, „dass Pirna guten Handball spielt“. Die Mannschaft von Trainer Petr Hazl ruft die eigenen Möglichkeiten aber nur unkonstant ab.

Psychische Komponente bei Pirna

Uwe Heller erzählt, dass er täglich darüber nachdenkt, warum es für das Team aus Sachsen so schlecht läuft. Der Geschäftsführer des ESV Lok Pirna sieht mehrere Ursachen. Zum einen: „Wir haben seit der Vorbereitung permanent mit Verletzungsproblemen zu kämpfen.“ Zum anderen: „Die Ansetzungen waren nicht ideal.“ Pirna hat an den ersten sechs Spieltagen gegen fünf Topteams (Nieder-Roden, Dresden, Burgdorf II, Hannover, SCM II) gespielt. „Da konnte sich kein Selbstvertrauen entwickeln“, so der Geschäftsführer.

Und damit spricht Heller eine weitere, vielleicht die schwerwiegendste Komponente, an. „Es ist eine psychische Frage“, sagt er. Als Beispiel führt er die 26:40-Auswärtsniederlage vom vergangenen Sonntag gegen Bad Blankenburg an. Nach der ersten Halbzeit war Pirna in Schlagdistanz (16:19). „In der Kabine haben wir dann darauf hingewiesen, wie wir weiterspielen müssen, um zu gewinnen.“ Das Team tat aber das exakte Gegenteil. „Weil jeder Spieler das Gefühl hat, er müsste den Karren alleine aus dem Dreck ziehen“, so Heller. Der Wille ist also da, die Mittel sind aber die falschen. Bisher.

Wiedersehen mit Nick Weber

Für das Spiel gegen Köthen hegt Uwe Heller aber die Hoffnung auf Besserung. Zum einen, weil einige Spieler nach Verletzungen zurückkommen. Unter anderem Torwart Nick Weber, der in der Saison 2010/11 bei der HG 85 zwischen den Pfosten stand. Zum anderen, weil er eine „Jetzt-erst-Recht“-Stimmung erwartet. „Wir sind jetzt gefragt“, sagt Heller. Bis zum Hinrundenende geht es noch gegen Köthen, den Dessau-Roßlauer HV und Northeim. „Wenn wir in diesen Spielen nicht punkten, wird es ganz schwer mit den Klassenerhalt“, glaubt Heller.

Köthens Steffen Fischer muss für das Spiel, das am Sonnabend um 19.30 Uhr beginnt, definitiv auf Svajunas Kairis und Sebastian Greß verzichten. „Wir werden über uns hinauswachsen müssen“, sagt Fischer, „aber das macht es nur noch spannender.“ (mz)